Israel und Hamas: Feuerpause angekündigt

Nach drei Wochen Krieg sollen in Gaza die Waffen schweigen. Die Hamas fordert den Abzug der israelischen Armee aus Gaza. Regierungschef Olmert macht nur vage Zusagen.

Ruhe nach 1.200 Toten und jeder Menge Zerstörung in den letzten Wochen? Bild: ap

JERUSALEM taz Bis zum Mittag landeten noch 17 Raketen auf Israel. Dann gab auch die Hamas bekannt, sich für eine Woche lang an einen sofortigen Waffenstillstand zu halten. Israel hatte offiziell schon in der Nacht das Feuer eingestellt, reagierte allerdings am Sonntagmorgen noch auf die Angriffe.

Palästinensische Bergungstruppen fanden in den ersten Stunden der Feuerpause 95 Leichen unter Häusertrümmern. Die Menschen im Gazastreifen schaffen sich langsam einen Überblick über die Zerstörung des 22-tägigen Krieges. Innerhalb von sieben Tagen, so fordert die Hamas, soll Israel die noch verbliebenen Truppen aus dem Gazastreifen abziehen.

Israel zögert. "Wir können jetzt nicht über einen zeitlichen Rahmen reden", kommentierte Regierungssprecher Mark Regew. Zunächst müsse abgewartet werden, ob die Waffenruhe auch halte. Vorläufig behalten sich die Soldaten die Möglichkeit der Reaktion vor, sollten die Islamisten erneut angreifen. "Wenn die Hamas den Raketenbeschuss komplett einstellt, wird Israel den Abzug der Armee erwägen", äußerte sich Premierminister Ehud Olmert vage, als er den Waffenstillstand in der Nacht zum Sonntag ankündigte. Militärkreisen aus Tel Aviv zufolge sollen israelische Streitkräfte jedoch bereits am Sonntag mit einem gestaffelten Abzug aus dem Gazastreifen begonnen haben.

Der Regierungschef lobte seine zwei Kollegen im Dreierkabinett, Außenministerin Zipi Livni und Ehud Barak. Die drei Politiker waren sich in den vergangenen drei Wochen oft nicht einig über den Fortgang der militärischen Operation. Die Armee und die Nachrichtendienste hätten, so der Regierungschef, "viele bedeutende Ziele erreicht". Die Demonstration ihrer Stärke werde die Abschreckungskraft Israels "gegenüber denen, die den Staat bedrohen", stärken.

Damit sei ein zentrales Ziel der Operation erreicht worden. Nachdem Israel so hart zugeschlagen hat, hofft die Regierung, dass die Grenze zwischen Gaza und Israel für eine Weile ruhig bleiben werde.

Noch am Morgen zeigten sich die palästinensischen Islamisten von dem Krieg nicht sonderlich beeindruckt. Die Hamas hat jetzt jedoch eine Reihe neuer Probleme zu lösen. Die vergangenen Wochen haben Spaltungen zwischen der politischen Führung im Exil und der Hamas im Gazastreifen ans Licht gebracht. Zum ersten Mal machte Ahmad Jussuf, engster Berater des Expremierministers Ismael Hanijeh, macht den Politbürochef Chaled Meschal mitverantwortlich für die "Katastrophe im Gazastreifen".

Die Zerstörung, die die Armee hinterlässt, macht internationale Hilfe nötig. Die Europäische Union zeigt Bereitschaft, der Bevölkerung in Gaza zu helfen. Zudem hat die israelische Regierung einen ersten Schritt zur Linderung der Not eingeleitet, als sie ein Feldhospital im Grenzbereich einrichtete. Olmert richtete sich im Verlauf seiner Waffenstillstandsverkündung direkt an die Bevölkerung im Gazastreifen: "Wir wollten euch nicht verletzten", sagte er, "sondern unsere Kinder schützen." Zur offenbar versuchten Befreiung des seit zweieinhalb Jahren vermissten Soldaten Gilad Schalit sagte der Regierungschef: "Im Verlauf der Operation haben wir verschiedene Aktionen unternommen, die uns diesem Ziel näherbrachten." Die Eltern Gilad Schalits forderten die Regierung auf, keiner Waffenruhe zuzustimmen, die ihren Sohn unberücksichtigt lasse.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.