Kommentar Hauptschul-Aus: Eine späte Einsicht

Die Hauptschulen abzuschaffen, bedeutet nicht automatisch mehr Bildungsqualität im Land. Aber es ist die richtige Antwort auf die Angst von immer mehr Eltern vor dem sozialen Abstieg ihrer Kinder.

Pisa hilft nicht immer: Sachsen mit seinem zweigliedrigen System schneidet im Bildungsranking gut ab, aber auch das Hauptschul-Land Bayern. Das Aus für die Hauptschule heißt also nicht unbedingt mehr Bildungsqualität. Es ist aber sehr wohl ein Weg, der Angst vieler Eltern vor dem sozialen Abstieg ihrer Kinder zu begegnen und gleichzeitig wohnortnahe Schulen zu erhalten.

CDU und FDP in Niedersachsen sagen erst jetzt der Hauptschule langsam Adieu, eine späte Einsicht. Viel zu lange haben sie an der Problemschule herumgedoktert und viele Kinder in eine möglicherweise prekäre Zukunft geschickt. Hauptschulen fördern vielerorts die soziale Spaltung, Chancen von Hauptschülern auf eine Ausbildung sind gering - immer mehr Abiturienten drängen ins duale System. Aber: Besser spät als nie.

Die Ideologen haben sich der Realität gebeugt.Trotz aller Anstrengungen für die Hauptschulen ist seit langem klar, dass der Trend kaum aufzuhalten ist. Wer den Elternwillen nicht beschneiden will, muss die Hauptschule auf Dauer schließen. Das ist die Lehre aus Lehrermangel, sinkenden Schülerzahlen insgesamt und vor allem bei der Schule der Verlierer.

Jetzt braucht das Land noch mehr Chancengleichheit - warum nicht durch ein Ende der elenden Bremserei bei der Gesamtschulen?

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Ist Leiter des Ressorts Wirtschaft und Umwelt. Er hat in Bonn und Berlin Wirtschaftsgeschichte, Spanisch und Politik studiert. Ausbildung bei der Burda Journalistenschule. Von 2001 bis 2009 Redakteur in Bremen und Niedersachsen-Korrespondent der taz. Dann Financial Times Deutschland, unter anderem als Redakteur der Seite 1. Seit 2012 wieder bei der taz.

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