Hertha im Siegesrausch: Der Erfolg hängt am seidenen Faden

Hertha BSC entpuppt sich als Meister der Effektivität: Im Spiel gegen die Eintracht aus Frankfurt gewinnen die Berliner das siebte Mal in Folge - wieder denkbar knapp und dank ihres Stürmers Marco Pantelic.

Wieder mal Schwein gehabt: Hertha gewinnt 2:1 gegen Eintracht Frankfurt Bild: REUTERS

"Fußball ist ein einfaches Spiel: 22 Männer jagen 90 Minuten einem Ball nach, und am Ende gewinnen die Herthaner." So müsste man mittlerweile das Bonmot des englischen Fußballprofis Gary Lineker für die Bundesliga umschreiben. Die Berliner sind nämlich dabei, hierzulande die einstige Rolle der Deutschen im internationalen Fußball zu übernehmen.

Irgendwie, stellte Eintracht Frankfurts Trainer Friedhelm Funkel am Samstag ein wenig ratlos fest, sei der Kopfball von seinem Spieler Alexander Meier zwischen den Beinen des Berliner Torwarts hängen geblieben. Es wäre der nicht unverdiente Ausgleich in der 89. Minute gewesen. Letztlich aber gewann Hertha 2:1. Es war der siebte Heimsieg in Serie. Der seidene Faden, an dem Herthas Erfolge hängen, scheint nicht enden zu wollen. Nun steht in der Tabelle nur noch Hoffenheim vor den Berlinern. Gästecoach Funkel nannte Hertha "einen Meister der Effektivität". Eine Respektsbezeugung, die zum stehenden Begriff werden könnte, nachdem man vor Jahren für Schalke 04 den inoffiziellen Titel "Meister der Herzen" erfand. Wobei Funkel beflissentlich den von Cicero verschossenen Elfmeter überging. Vielleicht in der Überzeugung, dass auch dieser reingegangen wäre, wenn die Berliner darauf angewiesen gewesen wären.

Das Verlangen der Reporter nach einer schlüssigen Erklärung für den Berliner Höhenflug wächst von Spieltag zu Spieltag. Gezwungenermaßen unternahm Trainer Lucien Favre daher einen erneuten Versuch: "Wir sind eine Einheit. Wir laufen, wir kämpfen, wir verteidigen mit Wille und Intelligenz." Ein sehr defensiv angelegtes Statement, das wesentlich besser zu einem Team passen würde, das gerade den Abstieg verhindert hat.

Manager Dieter Hoeneß bemerkte erleichtert, der Erfolg werde der Mannschaft Stabilität verleihen. Scheinbar benötigt das Team die Siege vor allem zur Selbstvergewisserung, dass man wirklich so gut ist, wie man dasteht - gerade nach der siebenwöchigen Winterpause. Zumal die lange Verletztenliste und die kurzfristig verpflichteten Profis Marko Babic und Leandro Cufré auf notdürftige Improvisation hindeuteten. Favre verzichtete aber auf Experimente und schickte die Neuen erst in den Schlussminuten auf den Rasen.

Die eingespielte Formation bewies gegen die anfangs sehr harmlosen Frankfurter alte Stärken und Schwächen. Die erste Chance führte gleich zum ersten Tor durch Marko Pantelic in der 17. Minute. Lange beherrschte man den Gegner, überließ ihm jedoch mit zunehmender Spieldauer die Initiative. Der Kontrollzwang des Teams ließ wie stets Euphorie und Ballkunst erst gar nicht zur Entfaltung kommen. Aufgrund seiner unauffälligen Spielweise kann man Hertha als das am besten getarnte Spitzenteam der Liga bezeichnen. Für Aufsehen sorgte wieder einmal allein der groß aufspielende Stürmer Marko Pantelic. Ein Tor mit Jubeleinlage als ballschwangerer und beidarmiger Herzensmaler - ein ganz privater Gruß an seine Frau. Ein weiteres sehenswertes Tor aus gut 20 Metern, für das er sich theatralisch auf der Tartanbahn feiern ließ, sowie kurz vor Schluss nach einer Knieverletzung eine fast zweiminütige Showeinlage als sterbender Schwan - so lautete seine stolze Bilanz.

Hoeneß lobte: "Sehr viel mehr als Pantelic kann man als Stürmer nicht machen." Nach der Partie humpelte der Serbe gestützt von einem Betreuer in die Katakomben. Ihn zog es vor die Fernsehkameras wie die Mücken ans Licht, um zu erklären, dass es bei Hertha nicht um ihn, sondern um die Mannschaft ginge. Und der verhieß er Großes: "Wenn sie nicht jetzt einen Titel holt, dann in ein, zwei Jahren."

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