: Hoffnung für Linda-Fans
Bauern und Pflanzenzüchter schließen einen Vergleich: Der Anbau der gefährdeten Kartoffelsorte ist bis 2007 gesichert. Wie es mit „Linda“ danach weitergeht, ist offen
HANNOVER taz ■ Die Fans der schmackhaftesten deutschen Kartoffel können erst einmal aufatmen: Zumindest bis zum Jahr 2007 ist der weitere Anbau der Sorte „Linda“ gesichert. Und es besteht die Aussicht, die Existenz der auf dem Teller goldgelben Knollen auf Dauer zu sichern.
Auf Anregung des Oberlandesgerichtes Celle haben die Freunde der vor allem bei Ökobauern beliebten Kartoffel und der Pflanzenzüchter „Europlant“, der bis zum Auslaufen des Sortenschutzes die Rechte an „Linda“ besaß, jetzt einen Vergleich geschlossen. Demnach werden drei Bauern, die zur Linda-Rettung ohne die erforderliche Erlaubnis 200 Tonnen Pflanzkartoffeln produziert hatten, diese an Europlant übergeben. Im Gegenzug verpflichtete sich das Unternehmen, die Pflanzkartoffeln anschließend zu marktüblichen Preisen an interessierte Bauern zu verkaufen.
Linda bleibe zwei Jahre auf dem Markt, versicherte selbst Europlant-Geschäftsführer Jörg Renatus gestern in Hannover. Für den Linda-Freundeskreis sagte Landwirt Karsten Ellenberg, die Bauern könnten jetzt weiter mit Linda als Pflanzmaterial planen und Verbraucher könnten die einmalig schmackhafte Sorte weiter auf dem Teller genießen. Zugleich unterstrich Ellenberg seine Absicht, auch langfristig die Existenz von Linda zu sichern und für eine erneute Zulassung durch das Bundessortenamt zu sorgen. Er gehe davon aus, dass die Zulassung im Herbst 2007 erteilt werde. Der jetzt geschlossen Vergleich verhindere, dass Bauern bis dahin auf andere Sorten ausweichen müssten.
Europlant-Geschäftsführer Renatus geht allerdings weiterhin davon aus, „dass 2007 das Ende der Linda besiegelt ist“. Das Unternehmen hat seine Absicht noch nicht aufgegeben, Linda zugunsten seiner Neuzüchtung „Belana“ zu verdrängen, für die noch Lizenzgebühren zu zahlen sind. Bekanntlich waren die Sortenschutzrechte von Europlant an Linda Ende 2004 abgelaufen. Um Linda zugunsten von Belana zu verdrängen, hatte das Unternehmen die Zulassung für die einst von ihm entwickelte Züchtung schon vorher zurückgegeben. Sorten ohne Zulassung darf aber kein Bauer anbauen.
Erst nach öffentlichem Druck der Linda-Freunde hatte das Bundessortenamt ein Einsehen und erlaubte gegen den Willen von Europlant einen weiteren Anbau der Sorte bis Mitte 2007. Alle Produzenten von Linda-Pflanzkartoffeln waren aber zudem durch private Verträge an Europlant gebunden, die das eigenmächtige Vermehren der Knollen verboten. JÜRGEN VOGES
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