Werder in der Krise: Nichts geht mehr

Werder Bremens Blockade verstetigt sich: Nach der 1 : 2-Niederlage in Cottbus richten die Verantwortlichen bei Werder den Blick mittlerweile sorgenvoll auf die untere Hälfte der Tabelle.

Werder in der Krise: Mertesacker, Frings und Fritz (v.l.n.r.) lassen in Cottbus die Köpfe hängen. Bild: dpa

Man hätte ja gerne Mäuschen gespielt, bei diesem Duell zwischen Timo Rost von Energie Cottbus und Bremens Diego Ribas da Cunha. Dass der eine daran keinen Spaß hatte, war schon in der zweiten Minute erkennbar. Da musste der Brasilianer nach einer rüden Attacke von Rost an der Seitenlinie behandelt werden. In der Folge sah man Diego hadern, verzweifeln - und schimpfen. "Er war ein bisschen sauer", sagte Rost, der Cottbuser Kapitän. Wie sich das geäußert hat? "In Beschimpfungen, da war was auf Englisch, Portugiesisch und Deutsch dabei."

Details ersparte er seinen Zuhörern - aber allen Bremern war nach der 1 : 2-Niederlage der Frust anzumerken. So verstieg sich Daniel Jensen zu Aussagen, Cottbus habe ja wieder einmal primitiv gespielt: "Die haben nur am eigenen Sechzehner gestanden und Konter gefahren." So hören sich schlechte Verlierer an.

Werder-Star Diego schlich nach dem Spiel im Stadion der Freundschaft wortlos und mit grimmigem Blick zum Bus. Das Last-Minute-Tor von Dimitar Rangelow hatte Werder den Rest gegeben, die sich nach dem Treffer von Hugo Almeida (46.) auf der Siegerstraße wähnten. Noch nach dem 1 : 1 von Ivica Iliev (51.) sah alles nach einem Bremer Sieg aus. In der Schlussphase kam Werder noch auf neun Torschüsse, die teilweise aber kläglich vergeben wurden.

Weshalb sich am Ende mancher schon fühlte, als er sei er mit in den Sog des Verderbens gezogen worden. Vor dem Horrorszenario Abstiegskampf "dürfen wir nicht die Augen verschließen und müssen den Blick nach unten richten", sagte Bremens Sportdirektor Klaus Allofs. "Über Ziele wie einen Uefa-Cup-Platz brauchen wir uns nicht mehr zu unterhalten, bevor wir nicht wieder punkten." Einen einzigen Zähler hat Bremen bislang in der Rückrunde geholt.

Am Donnerstag wartet schon wieder der AC Mailand im Europapokal. Dann bietet Werder wieder Claudio Pizarro auf, der gegen Cottbus daheim bleiben musste. Wegen einer nicht abgesprochenen Reise nach München zu seinem Bruder und einem verspäteten Rückflug hatte der Peruaner das Abschlusstraining verpasst. Zur Suspendierung kommt noch eine Geldstrafe, kündigte Allofs an: "Wir haben uns einer Waffe beraubt, aber es gab keine andere Lösung", sagte er: "Sonst hätten wir uns gegenüber den anderen Spielern unglaubwürdig gemacht." Die Verantwortlichen hatten nach diversen Vergehen angekündigt, fortan konsequent gegen Disziplinlosigkeiten vorzugehen.

Bremen bleibt ein einziger Krisenherd, weil sich in der schlechtesten Saison seit zehn Jahren auch die Probleme auf dem Platz häufen. Allofs sprach von einer "Mischung aus Fahrlässigkeit und Unprofessionalität", mit der sich das Team blockiere: "Uns gelingen Dinge nicht, die man sonst im Schlaf beherrscht. Wir sind vorne nicht zwingend und hinten zu naiv", beklagte Allofs. Nur für einen hatte er noch Trost übrig: "Kein Vorwurf an Diego", sagte er, "er kann es auch nicht alleine richten."

Diego übrigens bestätigte am Sonntag das Interesse anderer Vereine an seiner Person. Ob er die Bremer im Sommer trotz seines laufenden Vertrages bis 2011 verlässt, ließ er offen.

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