Krise bei Opel: Kakophonie im Autoland

Jobabbau, mangelnde Steuermoral, Insolvenz: Dienen die Spekulationen nur dem Zweck, Opel abzuschießen? Die Opelaner sind erbost über verwirrende Horrormeldungen.

Demo von Opelbeschäftigten: Nicht systemrelevant, aber immer gut für schlechte News. Bild: dpa

RÜSSELSHEIM taz Nur noch erbost reagieren die Menschen am Stammsitz von Opel in Rüsselsheim auf die immer neuen Nachrichten zur Situation des Autobauers. "Tatarenmeldungen von Ahnungslosen", sagen die Betriebsrentner, die sich jeden Morgen am Opeldenkmal in der City treffen. Opel stehe "auf der Abschussliste". Bei VW in Wolfsburg und Ford in Köln reibe man sich die Hände vor Vorfreude auf den Crash der Konkurrenz.

Tatsächlich warnt Volkswagen-Vorstandschef Martin Winterkorn vor "Wettbewerbsverzerrung", falls Opel öffentliche Gelder bekäme. Dabei ist die VW-Bank längst unter den staatlichen Rettungsschirm gekrochen, das Land Niedersachen hält VW-Anteile, zudem bekommen die Wolfsburger Geld zur Finanzierung von Kurzarbeit für 60.000 Beschäftigte. In Rüsselsheim ist Winterkorn deshalb eine Hassfigur. "Wenn das Unternehmen Opel totgeredet wird, bringt das einen Wettbewerbsvorteil für andere", so Opel-Gesamtbetriebsratschef Klaus Franz.

Manche Meldungen sind verwirrend wie die von Focus, dass Opel seine Gewinne an GM überweise, also in den USA versteuere, seine Verluste aber hierzulande geltend mache. Denn zugleich wird ein Aufsichtsratsmitglied zitiert, dass "Opel natürlich Steuern in Deutschland gezahlt" habe, zuletzt allerdings steuerlich von Verlusten profitiert habe. Andere Nachrichten werden dementiert, kaum dass sie in die Welt gesetzt sind. So verkündete die Bild, Berlin arbeite an einer Änderung des Insolvenzrechts, um Opel eine Teilinsolvenz zu ermöglichen. Umgehend stellte Bundeswirtschaftsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) klar, dass es um ein Restrukturierungsmodell für Finanzdienstleister gehe, nicht um "ein eigenes Insolvenzrecht, das sich auf die freie Wirtschaft übertragen" ließe. Auch für Opel ist "Insolvenz kein Thema".

Die Horrormeldungen zeigen Wirkung. So hat der Eisenacher Betriebsratschef Harald Lieske einen Lohnverzicht der Belegschaft im zweistelligen Prozentbereich angeboten, wenn Opel Europa auf Werkschließungen und betriebsbedingte Kündigungen verzichte. Selbst andere Betriebsräte waren "überrascht".

Interessant wird es erst wieder am 31. März. Da will Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) mit der Opel-Belegschaft reden -und GM der US-Regierung sein Rettungskonzept vorlegen.

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