US-Bankenrettungspaket zeigt Wirkung: Eine Bank mit Milliardengewinn
Die New Yorker Großbank Goldman Sachs hat mit einem Milliardengewinn Hoffnungen auf ein baldiges Ende der Bankenkrise geweckt.
BERLIN taz Die Bankenrettung der US-Regierung wirkt. Jedenfalls bei der Investmentbank Goldman Sachs. Zehn Milliarden US-Dollar Staatshilfe hat das Institut im vergangenen Herbst bekommen. Jetzt macht es wieder selbst Gewinn: fast 1,7 Milliarden US-Dollar (umgerechnet etwa 1,3 Milliarden Euro) in den ersten drei Monaten dieses Jahres. Das Plus resultiert vor allem aus dem Handel mit festverzinslichen Anlagen, für toxische Wertpapiere musste das Institut dagegen erneut Milliarden abschreiben. Die Aktionäre sollen mit einer Dividende von 35 Cent pro Aktie an dem Gewinn beteiligt werden. Zugleich kündigte Goldman-Chef Lloyd Blankfein an, neue Aktien auszugeben. Damit will er fünf Milliarden Dollar einnehmen, die dazu beitragen sollen, dass er der US-Regierung die Hilfen zurückzahlen kann.
Das Quartalsergebnis war fast doppelt so gut, wie die meisten Analysten erwartet hatten. Einige sprachen denn auch schon von "mehr als einem Hoffnungsschimmer". Immerhin hatte auch die Großbank Wells Fargo kurz vor Ostern einen Dreimonatsgewinn von rund drei Milliarden Dollar ausgewiesen. Keith Wirtz vom Vermögensverwalter Fifth Third Asset Management sagte: "Goldman ist ein weiteres Zeichen dafür, dass die Branche das Schlimmste hinter sich hat." Gary Townsend von Hill-Townsend Capital dagegen erklärte, es seien vor allem die Niederlagen der Konkurrenz, die den verbliebenen Geldhäusern jetzt nützten. 2008 hatten 25 Banken Insolvenz angemeldet, in diesem Jahr sind es bis jetzt schon 23. Zum Vergleich: 2007 waren es nur drei Institute. "Für Goldman geht es darum, wie viel von diesen Marktanteilen sie erobern können", so Townsend. Goldman-Finanzchef David Viniar selbst warnte vor zu viel Optimismus in der Branche.
Goldman Sachs hatte im vergangenen Jahr mehr als jeden zehnten Mitarbeiter entlassen und beschäftigt derzeit noch 28.000 Leute. Gemessen an seinen Ergebnissen ist das Institut aber bislang gut durch die Krise gekommen. Den ersten und bislang einzigen Quartalsverlust seiner Geschichte verzeichnete es Ende 2008 - allerdings in Höhe von 2,1 Milliarden Dollar. Für das Gesamtjahr blieb aber immer noch ein Gewinn von zwei Milliarden Dollar übrig.
Ein Vergleich der aktuellen Dreimonats- mit den Vorjahreszahlen ist kaum möglich, denn die Bank hat die Berichtszeiträume geändert und an das Kalenderjahr angepasst. Das letzte Geschäftsquartal 2008 endete so mit dem November, das erste 2009 begann mit dem Januar. Im Dezember dazwischen, der in keinen der Pflichtberichte einfließt, verzeichnete Goldman nach Angaben von Viniar ein Minus von gut einer Milliarde Dollar. Hinzu kommt, dass der Bilanzierungsrat FASB, der die Standards für die US-amerikanische Rechnungslegung bestimmt, die Bewertungskriterien für derzeit schwer verkäufliche Wertpapiere auf Druck von Politikern und Bankenvertretern gelockert hat. Für das vorliegende Berichtsquartal durften die neuen Regeln erstmals angewendet werden.
Trotzdem sieht Goldman-Chef Blankfein die Bank nun schon wieder gut genug aufgestellt, um die Hilfen aus dem Bankenrettungsfonds zurückzahlen zu können. Ein Grund für die Eile dürfte die drohende Gehaltsdeckelung für Unternehmen mit Staatsbeteiligung sein. Laut einem Bericht des Wall Street Journal verdienten mehr als 950 Goldman-Manager 2008 mehr als eine Million US-Dollar. Die Ankündigung kam bei Aktionären wie bei der Konkurrenz nicht gut an: Die Anteilseigner müssen eine Verwässerung ihrer Anteile hinnehmen. Die anderen Banken befürchten, dass sie dann bei Ratings und Anlegern noch schlechter dastehen, wenn sie selbst in den nächsten Wochen möglicherweise weitere Staatshilfen beantragen müssen. Auch in Washington wird man kaum erfreut sein. Die US-Regierung will die Kontrolle über den Bankensektor vorerst behalten.
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