Klage gegen Genmais-Anbauverbot: Biotechkonzern Monsanto wehrt sich

Der Biotechkonzern Monsanto hat Klage gegen das Anbauverbot für Gentech-Mais eingereicht. Die CSU will auch keine Freilandversuche mehr.

Für die Gentechindustrie könnte der Ärger noch größer werden. Bild: dpa

BERLIN taz | Der Biotechkonzern Monsanto hat die Hoffnung noch nicht ganz aufgegeben, dass auch in diesem Jahr der umstrittene Gentechmais MON 810 auf deutschen Äckern wachsen darf. Unmittelbar nachdem das von Landwirtschaftsministerin Ilse Aigner (CSU) angekündigte Anbauverbot für MON 810 schriftlich einging, hat der US-Konzern Monsanto Klage dagegen erhoben.

Das Verwaltungsgericht Braunschweig bestätigte am Mittwoch den Eingang eines entsprechenden Eilantrages. Monsanto hofft, dass bis spätestens Mitte Mai das MON-810-Verbot wieder aufgehoben wird.

Obwohl es für die Aussaat dann schon reichlich spät ist, könnte zumindest auf einigen wenigen Feldern der mit einem Insektengift ausgestattete Gentechmais noch ausgebracht werden. Für Monsanto wäre dies ein wichtiges Signal. Dass es so weit nicht kommt, hofft Ralf Bielke, Agrarreferent beim BUND in Nordrhein-Westfalen. "Monsanto will auf jeden Fall sein Gentechsaatgut in Deutschland vermarkten", sagte der Agrarexperte.

Nicht nur dass Deutschland ein großer Markt sei, auch die Signalwirkung dürfe nicht unterschätzt werden. In Spanien, dem einzigen europäischen Land, in dem Gentechmais bisher im großen Stil angebaut wird, gingen vor wenigen Tagen in Saragossa rund 8.000 Menschen auf die Straße und forderten wie in Deutschland ein MON-810-Verbot.

Für die Gentechindustrie könnte der Ärger noch größer werden. Denn die bayerische CSU möchte Freisetzungen von Gentechpflanzen gänzlich unterbinden. Auch experimentelle, lokal begrenzte Freisetzungen sollen im Freistaat nicht mehr stattfinden. Diese sind von Aigners Verbot nicht betroffen.

Eine Grundsatzentscheidung über die Agro-Gentechnik ist in München noch nicht gefallen. "Ich denke, dass wir uns von der Forschung insgesamt nicht verabschieden", sagte der bayerische Agrarminister Helmut Brenner (CSU) nach der Kabinettssitzung gestern. "Aber wir wollen das unter Glashaus tun."

Um zu zeigen, dass die CSU es auch wirklich ernst meint, hat das Landwirtschaftsministerium in München ein zehnjährigen Langzeitversuch unter anderem mit MON 810 auf fünf Staatsgütern vorzeitig abgebrochen - ein Versuchsjahr fehlt noch.

Gestritten wird derzeit ebenfalls über die Stärkekartoffel Amflora von BASF. Der Ludwigshafener Konzern wartet schon länger auf die Genehmigung für den kommerziellen Anbau. Obwohl diese noch aussteht, darf BASF die Gentechkartoffel bereits anbauen - kaschiert und genehmigt als Versuch. Im vergangenen Jahr geschah das noch unter Bundeslandwirtschaftsminister Horst Seehofer (CSU). Dieses Jahr, so berichtet die Süddeutsche Zeitung, setzt die CSU-Spitze die Berliner Ministerin unter Druck, den Versuchsanbau zu unterbinden.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.