Drohende Insolvenz von Autobauer: GM-Bosse machen noch Kasse

Sechs Topmanager stoßen ihre Aktienpakete ab - bevor sie durch eine Verstaatlichung leer ausgehen. Laut Vorstandschef Henderson wird eine Insolvenz nun "noch wahrscheinlicher".

Sechs Bosse von GM haben ihre Aktienpakete auf den Börsenmarkt geworfen. Bild: dpa

Die Beschäftigten an den Standorten von Opel und Vauxhall in Europa und der Muttergesellschaft General Motors (GM) in den USA bangen wegen der wohl nicht mehr abzuwendenden Insolvenz des Automobilbaugiganten um ihre Jobs - und die Topmanager machen schnell noch einmal Kasse. Insgesamt sechs Bosse von GM warfen am Montagabend (MEZ) ihre Aktienpakete an der Wall Street auf den Börsenmarkt, darunter auch der Präsident von GM Europa, Carl-Peter Forster, wie aus einer Pflichtmitteilung des Konzerns an die US-Börsenaufsicht SEC hervorgeht.

Insgesamt soll es sich um 200.000 Aktien handeln, die nach dem Kursverfall der vergangenen Monate allerdings nur noch rund 300.000 US-Dollar wert sind; die GM-Aktie wird aktuell zwischen 1,47 US $ und 1,61 US $ gehandelt. Ob sich einzelne Manager von GM schon vorher von Aktienkontingenten getrennt haben, war am Dienstag nicht zu erfahren. Unter die aktuellen Panikverkäufer hat sich auch GM-Vize Bob Lutz gemischt, nicht aber der Vorstandsvorsitzende Fritz Henderson. Nach der Pflichtmitteilung an die SEC sauste der Kurs der GM-Aktie an der New Yorker Börse gleich elf Prozent nach unten. Laut Henderson wird eine Insolvenz von GM nun "noch wahrscheinlicher".

Geht der größte Autobauer der Welt Konkurs, wird er - nach dem jüngsten Sanierungsplan der Regierung Obama - wohl mehrheitlich verstaatlicht. Die bisherigen Aktionäre dürften dann leer ausgehen. "Nur vor diesem Hintergrund" müsse der aktuelle Aktienverkauf der GM-Manager gesehen werden, sagte eine Konzernsprecherin in den Staaten; sie seien "kein Beleg für mangelndes Vertrauen in das Unternehmen". An staatlichen "Notkrediten" hat GM bislang 15.4 Milliarden US $ bekommen.

Und was heißt das für Opel? Es müsse jetzt "ganz dringend" ein Investor gefunden werden, sagte Henderson in Detroit. Weil aber die Bundesregierung - im Gegensatz zur US-Regierung bei GM - nach wie vor kein Interesse an einer staatlichen Beteiligung an einer zukünftigen AG Opel Europa "angedeutet" habe, bleibe der nicht öffentliche Finanzierungsbedarf hoch. Bis Ende Mai will Henderson einen Kapitalgeber und Anteilseigner für Opel gefunden haben, "der dann auch der Bundesregierung gefällt". Auch für seinen eigenen Laden will er bis zum Ablauf der von der US-Regierung gesetzten Frist am 1. Juni ein Sanierungskonzept vorlegen.

Unterdessen hat der russische Autobauer GAZ sein Interesse an einer Partnerschaft mit Opel und dem österreichisch-kanadischen Autozulieferer Magna offiziell bestätigt. Die stellvertretende GAZ-Vorstandschefin Jelena Matwejewa sagte, gemeinsam wolle man konkurrenzfähige Autos für Russland und andere GUS-Staaten bauen.

Wohl nicht zuletzt, um Opel attraktiver zu machen, vergab GM einen Bauauftrag von wenigstens 40.000 Buick La Crosse an das Rüsselsheimer Stammwerk von Opel. Der La Crosse ist die US-Version des in seiner (Mittel-)Klasse in Europa alle Verkaufsrekorde brechenden Opel-Modells "Insignia". Schon nach den Werksferien soll mit der Produktion für den US-Markt begonnen werden. Sonderschichten sind bereits avisiert, denn mit der Produktion von 180.000 Fahrzeugen jährlich ist in Rüsselsheim die Kapazitätsgrenze erreicht.

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