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Der Mann, der die Studenten radikalisierteOhnesorg-Schütze war Stasi-Spitzel

Der Polizist Karl-Heinz Kurras erschoss 1967 den Studenten Benno Ohnesorg auf einer Demo. Nun zeigt sich: Er war ein Spitzel der Stasi. In ihrem Auftrag schoss er aber nicht.

Offenbar erschossen von einem Stasi-Spitzel: Benno Ohnesorg. Bild: dpa

BERLIN taz | Wohl kein Ereignis der bundesdeutschen Geschichte ist so gründlich untersucht und so oft dargestellt worden wie der Abend des 2. Juni 1967. Damals erschoss der Polizist Karl-Heinz Kurras den unbewaffneten Demonstranten Benno Ohnesorg. Diese Tat radikalisierte die Studentenbewegung. Dass der Täter in allen Instanzen freigesprochen wurde, obwohl nichts dafür sprach, dass Kurras in Notwehr gehandelt hatte, steigerte die Empörung der Studenten noch.

Zwei Mitarbeiter der Birthler-Behörde, Helmut Müller-Enbergs und Cornelia Jabs, sind nun auf Unerhörtes gestoßen: die 17-bändige Stasiakte des Genossen Karl-Heinz Kurras. Kurras, der nach dem Freispruch von der Westberliner Polizei als Held gefeiert wurde, war demnach seit 1955 Inoffizieller Mitarbeiter (IM) der Stasi, so heißt es in Müller-Enbergs und Jabs Aufsatz in der Zeitschrift Deutschland Archiv. Seine Dienste ließ sich der IM, der seit 1959 bei der Westberliner Polizei arbeitete, entlohnen. 1966 bekam er 4.500 D-Mark, im Frühjahr 1967 3.000 D-Mark. Die Stasi war mit Kurras hochzufrieden, vor allem nachdem er 1965 bei einer Sondereinheit der Westberliner Kripo arbeitete, die ausgerechnet Stasispitzel enttarnen sollte. "Die gestellten Aufgaben werden von ihm gewissenhaft erfüllt. Bei der Erfüllung seiner Aufgaben zeigt der K Mut und entwickelt die notwendige Initiative. Er steht treu zur DDR", so die Stasieinschätzung. Auch im Westen wusste man Kurras zu schätzen. 1966 wurde er Kriminalobermeister und bei der Sicherungsgruppe Bonn des BKA ausgebildet.

Ohnesorgs Sarg wurde im Juni 1967 per Konvoi durch die DDR nach Westdeutschland transportiert. Die DDR versuchte den Fall propagandistisch auszunutzen. FDJ und Betriebsdelegationen standen damals Spalier, um Ohnesorg als "Opfer des Militarismus" zu ehren. Ein Abgrund von Doppelmoral - war der Schütze doch ein überzeugter Parteigänger der SED.

Der Aktenfund war kein reiner Zufall, so Müller-Enbergs zur taz. Man habe gezielt nach IM und Todesfällen geforscht und sei so auf die außergewöhnlich "sorgfältig geführte Akte" gestoßen. Allerdings sei die Akte nicht vollständig und offenbar schon vor 1989 gereinigt worden. Sie enthält offenbar auch Aussagen zu den Schüssen vom 2. Juni 1967, die die Stasi in Ostberlin von Zeugen aufnahm.

Bekam seine Instruktionen von der Stasi: Kriminalobermeister Karl-Heinz Kurras (vor Prozessbeginn im November 1967). Bild: dpa

Die Berliner CDU fordert Aufklärung und hält auch einen Auftragsmord von Kurras im Dienste der Stasi nicht für "völlig ausgeschlossen". Die Indizien sprächen allerdings eindeutig gegen diese These, so Müller-Enbergs zur taz. In der Akte finden sich keine Hinweise darauf, dass Kurras Ohnesorg im Auftrag der Stasi erschoss, um Westberlin zu destabilisieren. Im Gegenteil: In Kurras SED-Parteibuch wurden nach dem 2. Juni 1967 keine Marken mehr geklebt. Die Stasi habe am 8. und 9. Juni geprüft, ob Kurras ein Doppelagent sei. Offenbar konnte sich die Stasi Kurras Schuss auf Ohnesorg nur erklären, indem sie ihn als U-Boot verdächtigte.

Der IM wurde nach dem Juni 1967 faktisch abgeschaltet. Allerdings fehlt in der Akte der Abschlussbericht, der üblicherweise Abschaltungen von IMs dokumentiert.

Die Stasi hielt Kurras Todesschuss auf Ohnesorg, laut einem Funkspruch an Kurras vom 8. Juni 1967, für einen "sehr bedauerlichen Unglücksfall". Das Westberliner Gericht sah das genauso und beschied, dass es sich bei dem Schuss um ein "ungesteuertes, nicht vom Willen beherrschtes Fehlverhalten des Angeklagten" gehandelt habe. Somit waren sich Stasi und westdeutsche Justiz quasi gesamtdeutsch einig: Kurras war unschuldig.

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147 Kommentare

 / 
  • KL
    Konrad Lehmann

    Was mir auffällt: was haben eigentlich die Verfassungsschützer gemacht? Sollte denen dieser Mann durch die Lappen gegangen sein? Oder waren sie zu sehr mit Postboten und Lokführern beschäftigt?

  • S
    Stasiopfer

    Auch wenn die Stasi das Überziehen ihres Spitzels so nicht gewollt hatte, so hat sie es zumindest nachweislich und maximal ausgenutzt. Das der Mann dann nicht mehr benutzt werden konnte ist nur logisch und keine Entschuldigung. Im Auftrag der Polizei hatte er Ohnesorg mit Sicherheit nicht erschossen.

     

    Mindestens 90 % der verblendeten Kommentatoren hier würde ich mit 30 Jahren real existierenden Sozialismus "belohnen". Aber ohne Urlaub, vorzeitiger Entlassung, Freikauf oder sonstigen Vergünstigungen.

    Wäre interessant wie lange sich die großen Sprüche hier bei permanenter Gängelei und Bevormundung im "wahren" Sozialismus halten würden.

    Vielleicht würden die Überschlauen dann noch eher als ich mit einem selbst geschriebenen Pappschild mit 9 mm Schrifthöhe im Fenster über dem Auspuff des Trabant-Kombi herumfahren.

    "Es stinkt?? - Systembedingt!!".

    Das gab schon mal per Strafbefehl, von Arbeit weg, 5 Monate gesiebte Luft. ....

    Und um im Bild zu bleiben: Auch wenn mir heute manches stink, dann akzeptiere ich schon lieber einen 4-Takter mit geregeltem Kat.

  • V
    vic

    Der Herr war Westpolizist und als solcher hat er Benno Ohnesorg erschossen. Danach wurde er von Westkollegen gedeckt, und von der Westjustiz befördert. Es spielt dabei keine Rolle, wessen Agent er war.

  • N
    nikkisuddenly

    Es ist schon interessant: auch "wir" (damit meine kritisch, hinterfragend eingestellte Mitglieder dieser Gesellschaft) brauchen Symbole (ist ja auch logisch), aber auch bei "uns" müssen diese Symbole anscheinend überhöht werden: da ist dann der Benno-Ohnesorg-Mord plötzlich der alleinige Auslöser einer Bewegung, die so viel in Gang gebracht hat. Und wenn zum Umfeld dieses Auslösers neue Erkenntisse hinzukommen, dann fällt gleich die Berechtigung dieser ganzen Bewegung weg. Seltsam! Aber glücklichweise wurde vom Vorkommentator ja schon auf den Muff unter Talaren, Roben und Politikeranzügen hingewiesen. Und die gleiche Symbolik überall: bin ich kritisch, links, muss ich mich gleich für alles, was mit der DDR zusammenhängt, rechtfertigen.

    Als ich begann, politisch zu arbeiten, wurde ich bei jedem Infotisch, bei jeder Flugblattverteilung sofort angebellt: "Geh doch rüber, wenn es Dir hier nicht passt." Als junger, nachdenklicher Mensch merkte ich schnell, was ich rechtfertigen sollte, dass ich diesen Betonköpfen aber nie etwas würde rechtfertigen können. So stellte ich damals vor 30 Jahren diese Sprüche mit folgendem Satz ab: bevor diese Menschen mir ihren Satz entgegenbellen konnten, sagte ich selbst: "Wenn Sie nichts verändern wollen oder nicht verändern können wollen, dann gehen Sie doch rüber!" Der schwarze Peter war beim gegenüber, wechseln konnte damals keiner.

    Wenn ich einige Kommentare auch hier bei der taz lese: ich müsste diesen Satz selbst heute, 20 Jahre nach Ende der DDR, noch anwenden.

  • A
    Andersdenkender

    In Kurzform: Die "68er-Bewegung" inklusive ihrer legalen und radikalen Verästelungen - ein Projekt der Staatssicherheit.

     

    Das ist doch mal wahrhaft revolutionär

  • E
    ente65

    "Das nämlich, was sich Bundesrepublik Deutschland nennen lässt, ist kein Perpetuum Mobile. Es ist eine Ansammlung von mehr oder (viel!) weniger spießbürgerlich-faschistoid eingestellten Menschen."

    Ein schöner Satz der offensichtlich von einem

    unabhängigen Freigeist stammt , er spricht für sich selbst und entlarvt den Begriff "Spiesser"

    und "faschistoid" auf vortreffliche Weise.

    Das jemand wie Kurras , (Waffenfetischist,

    Denunziant,bezahlter Spitzel,Mörder!)seine

    ideologische Heimat in der SED fand spricht für

    sich selbst und dafür ,dass totalitäre Systeme (gleich welcher behaupteter Färbung)sich ähnlicher sind als allem anderen. Dass das gesellschaftliche Klima damals auch andere zu solchen Taten , wie

    von Kurras oder bei Dutschtke, hätte verleiten

    können scheint klar (man braucht sich nur alte

    Fensehumfragen aus der Zeit anschauen...

    Dass diese Tat im Interesse der DDR lag muss

    nicht heissen dass es eine Auftragstat war,

    macht es aber möglich,ebenso wie die spätere

    Unterstützung der RAF wohl mehr der Versuch der

    Beeinflussung nützlicher Idioten war als ihre

    Schaffung.

    Kann man sich vorstellen dass ein Dutschke

    in der DDR gegen autoritär-repressive Strukturen

    hätte wirken können?

    Dass man sich trotzdem positive Anliegen nicht

    korrumpieren oder diffamieren lassen darf

    sollte daraus die Erkenntnis sein.

    Macht oder Wunsch danach ( natürlich nur

    um "objektiven Wahrheiten" zum Fortschritt

    des "ganzen" zum Endsieg(!) zu verhelfen)

    korrumpiert immer und verkam bisher immer und überall zum Menschenverachtenden Selbstzweck.

    Das ist der Kern des Wesens des Totalitarismus.

    Dieses Wesen kennt keine Farbe und ihr grösster

    Feind ist das offene Wort.

    Daher ist wohl die Biographie eines Horst Mahler

    wohl nicht nur Zeichen einer ernstzunehmenden

    zunehmenden Verwirrung sondern Ausdruck einer

    Grundhaltung die ihren Phänotyp nur chargiert.

    Sobald nicht der Mensch sondern die "Erkenntnis"

    (immer natürlich zum Besten desselben)im

    Mittelpunkt steht , ist der Mensch nichts mehr Wert. Das ist die Haltung die einen Kurras ,

    einen Pinochet einen Mielke und einen Stalin

    und auch Hitler erzeugte.

    Wobei sich dann nur Frage stellt , ob

    solche Menschen nur die richtigen Vorraussetzungen

    für solche Systeme mitbringen oder durch sie

    geformt werden bzw. sie entsprechend ihrer

    Grundhaltung formen.

    Auf die Spitze getrieben wird der Totalitarismus-

    Begriff in dem sozialistischen Gottkönigtum

    (mit Erbfolge selbstverständlich) Nordkorea.

    Die Freiheit des Menschen und der Gesellschaft

    ist eben doch mehr als eine Behauptung

    und reaktionär ist alles was sich gegen Bewegung

    wendet.

    Das war zwar alles etwas ab- und ausschweifend , doch zeigt der Fall Kurras

    und sein Freispruch durch eine reaktionäre

    Justiz eine Seelenverwandschaft der ganz

    besonderen Art.

  • S
    Sunny

    Der Oberhammer wäre doch, wenn die Berliner Polizei und die Westjustiz damals so korrupt waren, dass die Abfolge: Mord, Corpsgeist, Freispruch und dann Radikalisierung tatsächlich planbar gewesen wäre.

     

    Waow.

  • HH
    Hans-Hermann Hirschelmann

    Dass es kein richtiges Leben im falschen gab und gibt, ist grad auch für 68er Hasser anscheinend schwer aushaltbar. Warum sonst diese fanatischen Schuldzuweisungen? Abgesehen, dass die Gleichsetzung des 68er Aufruhrs mit deren linksterroritischer Radikalisierung die Frage rechtfertigt, ob da noch alle demokratischen Tassen im schrank versammelt sind. Es ist auch außerordentlich bequem, sich die Geschichte des deutschen Linksterrorismus aus dem "bösen Mördercharakter" der 2.Juni und RAF Leute zu erklären, die die Freisprüche für Kurras und die widerwärtige Hetze der Springerpresse und ähnlich gelagerte Ungeheuerlichkeiten lediglich als Vorwand genutzt hätten, um endlich einmal selbstbestimmt herummördern zu dürfen. Ja, so etwas gibt es auch, und der Waffennarr Kurras kommt diesem Bild sogar ziemlich nahe. Den Linksterrorismus mit mitmenschlichen Maßstäben zu beurteilen heißt gewiss auch, nach individueller Verantwortung für dessen Folgen zu suchen. Aber nicht ausschließlich nach der Verantwortung der Linksterroristen, sondern auch, dafür, was diese motivierte. Wer wissen möchte, wie sehr die Zeit (nicht nur in den beiden Deutschlands) noch von einem faschistoiden Geist durchdrungen war, der lese den Sternbericht über die Lügen, die Vertuschungen von Beweismitteln, Verhöhnungen, den Korpsgeist bei der Polizei im Zusammenhang mit den Ereignissen des 2. Juni und dem skandalösen Freispruch Kurras.

     

    http://www.stern.de/politik/historie/:Karl-Heinz-Kurras-Der-Mann,-Benno-Ohnesorg/701530.html

     

    Dass dieser auch noch Stasiespitzel war, sagt nicht nur viel über dessen Persönlichkeit, sondern auch über den Charakter der politischen Institutionen der Zeit in Ost und West. Und wie kolossal bedeutend der Aufstand dagegen war - und anscheinend auch immer noch ist.

     

    Gruß hhirschel

  • M
    Michael

    Die 68er haben ihre legitimation verloren? Der Schah besuch, die leberwursttaktik der polizei, wer den film "der polizeistaatsbesuch" gesehen hat, dem wird deutlich klar, wie die lage vor dem tod ohnesorgs ausgesehen hat. die staatsgewalt prügelt auf demonstranten ein, der tod ohnesorgs ist lediglich die "krone" des einsatzes der polizei. das vorgehen der polizei ist auch ohne den tod ohnesorgs durchaus als legitimation zu sehen.

    die lage durch eine konservative verschwörungstheorie ( ich dachte immer das wäre eine linke prämisse) aus dem zusammenhang zu ziehen, zeigt wohl eher geschichtsverzzerende züge.

  • EU
    einer und jeder

    Der Zweifel an deutscher Rechtsstaatlichkeit mag (zu Recht oder zu Unrecht) durch den Mord an B.O. begonnen haben-- aber ich sehe meine persönliche Haltung dieses Zweifels, die fortdauert, nicht begründet in einem Mord, der eventuell getürkt sein könnte.

    Kapitalismuskritik, Wahlkampf, alles sekundär. Was 68 uns lehrt, ist die Skepsis an Staat, System, Gesellschaft. Ob B.O.'s Mord von einem Stasi begangen wurde oder nicht, es interessierte mich zuvor nicht allzu sehr. Und auch jetzt werde ich keine CDU wählen. Also was?

  • NG
    nix gewusst

    wo wir schon schon mal dabei sind die geschichte umzuschreiben, frau birthler, übernehmen sie:

    Ereignisse am 11. Mai 1952

     

    In Absprache mit den Westalliierten plante die Regierung der Bundesrepublik Deutschland die Wiederbewaffnung und die vertragliche militärische Bindung an die NATO. Nach den Vorabsprachen auf der Außenministerkonferenz im September 1951 sollte am 26. Mai 1952 der Vertrag über die Europäische Verteidigungsgemeinschaft (EVG) unterzeichnet werden.

     

    Gegen dieses Vorhaben formte sich ein breiter Widerstand aus linken, kommunistischen und pazifistischen Kräften. Die Regierung der Sowjetunion versuchte mit den ersten sogenannten Stalin-Noten im März und April 1952 die Entwicklung zu stoppen. Die DDR unterstützte die Aktionen der Wiederbewaffnungsgegner über die KPD, die FDJ und Gewerkschaften.

     

    Eine Konferenz von Vertretern verschiedener Jugendorganisationen unter Leitung des dortigen Pfarrers Herbert Mochalski, eines engen Vertrauten des hessen-nassauischen Kirchenpräsidenten Martin Niemöller, rief am 2. März 1952 in Darmstadt zu einer „Jugendkarawane gegen Wiederaufrüstung und Generalvertrag“ am 11. Mai 1952 in Essen auf. Am 10. Mai verbot der Innenminister von Nordrhein-Westfalen, Karl Arnold (CDU), der zugleich Ministerpräsident war, die Demonstration mit der Begründung, dass wegen weiterer Veranstaltungen nicht genug Polizeikräfte zur Verfügung stünden. Viele Teilnehmer traten die Heimreise an. Dennoch fanden sich etwa 30.000 Personen, die an verschiedenen Orten in Essen kleinere Veranstaltungen organisierten, die jedoch von der Polizei aufgelöst wurden. Vor der Grugahalle widersetzten sich Demonstranten den Aufforderungen der Polizei.

     

    Kommissar Knobloch erteilte Schießbefehl auf die Demonstrierenden, später wurde behauptet, diese hätten auf die Polizei geschossen, die dann dazu gezwungen gewesen sei, das Feuer zu erwidern.[1] Zwei Kugeln eines Polizisten trafen Philipp Müller, eine davon sein Herz tödlich. Durch Polizeikugeln schwer verletzt wurden außerdem der Sozialdemokrat Bernhard Schwarze aus Kassel und der Gewerkschafter Albert Bretthauer aus Münster.

     

    Die Schüsse sind mit Urteil vom 2. Oktober 1952 vom Dortmunder Landgericht als Notwehr eingestuft worden. Schußwaffengebrauch von Demonstranten konnte nicht nachgewiesen werden. Dutzende Jugendliche wurden festgenommen, elf von ihnen später zu Gefängnisstrafen bis zu zwei Jahren verurteilt. Ministerpräsident Arnold erklärte:

     

    „Da der Widerstand durch den Gebrauch des Polizeischlagstocks nicht gebrochen werden konnte … musste von der Schusswaffe Gebrauch gemacht werden. Vor dem Schusswaffengebrauch wurde die Menge dreimal aufgefordert, das Werfen einzustellen“.

     

    Vergeblich beantragten die KPD-Abgeordneten im Landtag von Nordrhein-Westfalen am 12. Mai 1952 und der KPD-Abgeordnete Heinz Renner in der Bundestagssitzung am 14. Mai 1952 die Einsetzung eines Untersuchungsausschusses.

  • ML
    Michael Lamers

    @ anke

     

    Willkommen in der Realitaet.

  • ML
    Michael Lamers

    @ denninger

     

    Gute Besserung.

  • ML
    Michael Lamers

    Merkwuerdig:

    Schweinepest zum Tag der Arbeit.

    Opel-Entscheidung im Fussball-Monat Mai.

    Bundespraesidentenwahl zum Ligaspektakel.

    Obama laesst endlich die Hosen 'runter.

    Na klar, Stasi = PDS = Die Linke = Boeses Uebel.

    Merkt hier eigentlich noch irgendwer, was tatsaechlich passiert?

  • G
    grafinger

    @"Graureiher":

    Eugen Gerstenmaier soll eine "braune Vergangenheit" haben? Etwa die dass er wegen seiner Mitgliedschaft im "Kreisauer Kreis" vom Volksgerichtshof unter Freisler verurteilt wurde? Auch die Vitae von Lübke und Kiesinger sprechen nicht gerade für eine faschistische Einstellung. Das ist auch am Verhältnis Herbert Wehners zu den dreien ersichtlich.

  • WL
    Werner Lorenzen-Pranger

    Ob Kurras nun Stasi-Mann war oder nicht, ist für den Mord an Ohnesorge und die Folgen ziemlich unerheblich. Es fällt auf, daß niemand hier die Erlebnisse der Studentin, die Ohnesorge helfen wollte, zur Kenntnis nimmt. Die mehr als zynischen, ja vielleicht im Endeffekt tödlichen, Hilfsverweigerungen und Kommentare durch ANDERE Polizisten als Kurras dokumentieren die verwerfliche Denke bei der (berliner) Polizei generell damals.

    Kann man doch alles nachlesen!

  • S
    Schulz

    An 1967 kann ich mich kaum erinnern, Fernsehen war auch nicht frei waehlbar moeglich.

    Wenn man aber das SED-Buch anschaut, kommt doch ohnehin die Frage, was waere wenn das einfach mal nach Amerika und in die 007-Reihe gelegt wird?

    Traumatisch friedlich.

    So aber ist es natuerlich entsetzlich.

    Waffen sind ein Fluch der Gesellschaft.

    Was ist Schlimmes daran, in Berlin gegen Persien zu demonstrieren? Wen geht es hier eigentlich an, was dort passiert? War irgendetwas?

    Wieso gab es in der DDR keine ebensolche vergleichbaren Veranstaltungen?

    Lockere Waffen gab oder gibt es ueberall.

    Das ist traurig und peinlich, wird aber geduldet, wenn die Person nicht auswechselbar ist?

    Nur eines hat die DDR wohl gelernt: Wir holen niemand mehr aus solchen Differenzen heraus.

    Warum sind die Studenten nicht mit Blumen in der Hand feiernd durch die Strassen gezogen?

    Ich weiss es einfach nicht.

    Heute habe ich viele Zeitungen gelesen, aber die Wortlaute sind erschreckend "aus Spass", dann ist es kaltbluetiger Mord. Das Stasi-Hohenschoenhausen dementiert: Affekt.

    Dem Toten wird es wohl egal sein.

  • J
    joffe

    eine völlig unerhebliche nachricht für den lauf der geschichte - er wurde freigesprochen als (west)berliner polizist. daß jetzt solche trantüten von tilman fichter sich den ganzen körper verbiegen, mit fragen wie "hat er als kommunist geschossen" und die ganze geschichte muss neugeschrieben werden spricht nur für den intellektuellen und moralischen niedergang der 68 protagonisten (mahler, rabehl und welche vielen akademiker sich da noch anbieten)

  • U
    urmel

    Diese neuen Informationen werfen tatsächlich neue Sachverhalte auf: erstens war das attentat kein totschlag, es war mord. zweitens war die einschätzung wohl politisch motiviert. wer pinkelt schon gerne einem kollegen ans bein (gilt auch für die judikative, gewaltenteilung my ass). Bei Mord könnte er auch heute noch zur Verantwortung gezogen werden. drittens, die Gewerkschaft der Polizei hat ihm damals den Anwalt finanziert. Musste das sein? Ich hoffe der Mann hat Nachbarn mit Rückgrad.

  • PK
    peter keul

    Es ist ein linker Reflex, die "DDR" schon zu verteidigen, bevor sie angegriffen wurde. Vor allem die Leute, die hier jetzt und immer schon genau wissen/gewusst haben, wie es wirklich war, gehen mir auf den Keks. Der DDR-Kamarilla ist es durchaus zuzutrauen, sich eine solche Verschwörung auszudenken. Wenn es so ist, hat die Sache die Dimension des Reichstagsbrandes. Ich weiss nicht, was die Wahrheit ist. Die ist allerdings weder rechts noch links. dafür aber sehr selten.

  • IF
    IDie Firma

    Wir wu0ten das schon immer ... die Knechte der Sozialimperialisten waren konterrevolutionär!!!! Gru0 an Genossen Semler.

  • JH
    Jörg H.

    Da hat der Unrechtsstaat den Rechtsstaat aber sauber dran gekriegt!In naher Zukunft wird sich herausstellen das Peter Hartz und Konsorten IM's waren und die Stasi,natürlich,die derzeitige Krise auf dem Reißbrett geplant hat um dem Sozialismus doch noch zum Sieg zu verhelfen!

  • R
    Rolf

    "spießbürgerlich-faschistoid"

    Bin echt dankbar, dass ich das noch erleben darf, dass dieses Wort noch mal benutzt wird...

  • A
    Arno

    Äh.. äh.. die Birthler-Behörde sagt n i c h t,

    Kurras habe auf Anweisung der Stasi gehandelt.

    Es ergibt sich vielmehr das Bild, dass Kurras

    ein DDR-Auslandsspion war, der durchgeknallt ist

    und eigenächtig gehandelt hat - wonach das MfS

    "not amused" war und ihn halbwegs kaltgestellt

    hat. Was hier in der Luft liegt, ist viel

    weniger ein Skandal - als vielmehr die Ironie der

    Geschichte.

  • T
    Test

    Den koennt ihr gleich wieder loeschen

  • K
    Kaminski

    Na TAZler, mit der Meldung mußtet ihr heute ja mal eine richtig große Kröte schlucken: verkappter Kommunist und nicht etwa ein bürgerlicher Rechter erschießt linke Lichtgestalt. Mann wird das Genosse Ströbele stinken! Klar daß da als Seelentrost für die rote Seele schnell noch die Parole vom schießgeilen Sportschützen dazugeflickt wird, damit die Schieflage im linken Weltbild repariert ist Komisch nur daß das allein in eurem Blättchen behauptet wird.......

  • B
    burkhard

    Da werden noch mehr "prominente Täter" als Stasi-Spitzel enttarnt werden. "Unsere" Bundeskanzlerin äußert sich ja inzwischen auch etwas mehr zu Ihrer DDR-Vergangenheit. Wer in der DDR Professor und FDJ Sekretärin für Agitation und Propaganda und NICHT bei der Stasi war, ist schon eine echte "Widerstandskämpferin".

     

    Mehr dazu:

     

    http://schau-hin.blog.de/2008/06/05/merkel-stasi-spitzel-4277263/

     

    http://www.spiegel.de/spiegel/vorab/0,1518,377389,00.html

  • S
    stef

    Unabhängig davon, ob Kurras als Polizist oder Stasi Spitzel gehandelt hat, es ist eine Tatsache dass die BRD-Staatsgewalt 1967 unangemessene Gewaltanwendung durch die Polizei und Schläger des Schahregimes gebilligt und vertuscht hat.

    Der Mord an Ohnesorg war da eine Initialzündung, die in diesem Klima der Eskalation fällig war.

    Vielleicht hat ein STASI Spitzel dieses Klima zur Radikalisierung der Bewegung genutzt.

    Es ändert nichts daran, dass die menschenverachtende Radikalisierung der RAF immer unentschuldbar und unbegründbar war, auch wenn es dafür externe Gründe gab, die der Staat geliefert hat.

    Die STASI Verstrickungen von Kurras sind insofern ein interessantes historisches Detail. Die strafrechtliche Bedeutung was zurzeit berichtet wird entzieht sich meiner Einschätzung, aber einen AUftrag der STASI scheint es nicht zu geben. Warum also ein neues Verfahren?

  • T
    Thomas

    Es stimmt wohl, dass weniger der Mord/Tod an/von Benno Ohnesorg selbst für die folgenden Unruhen ursächlich war, sondern vielmehr die Berichterstattung und der Freispruch von Kurass.

    Aber gerade die Berichterstattung und vor allem das Urteil wären wohl anders ausgefallen wenn die Stasi-Mitgliedschaft bekannt geworden wäre.

    Ich glaube nicht, dass es eine Übertreibung ist, zu sagen , dass die deutsche Nachkriegsgeschichte anders verlaufen wäre, wenn die DDR-Verstickungen von Kurras zeitnah bekannt geworden wären.

  • B
    Bernd

    Mit Hilfe von Schulbüchern, Guido Knopp und billigen Alkopops.

    Doch das ist doch kein Wunder. Die "westliche Welt" sieht sich als Sieger des Kalten Krieges und muss diesen "Sieg" doch auch rechtfertigen. Dadurch muss die Sowjetunion und dementsprechend auch die DDR immer als Bösewicht der Geschichte dastehen und man selber muss blenden, so weiss wird die Weste reingewaschen. Weite Differenzierung erübrigt sich dann.

  • M
    Maiblume

    Die groteske Neigung zu groben Fehlinterpretationen von Aussagen anderer (inklusive von taz Artikeln)

    durch Leute, die ein Monopol auf "Links"sein beanspruchen, und Die Linke für ähnlich sakrosankt halten wie manche Katholiken den Papst oder früher manche SED Mitglieder ihre Partei,

     

    ist einer der entscheidenden Gründe, weshalb ich DIE LINKE nicht wählen werde.

     

    Wo betreibt denn z. B. die taz hier irgendwo eine Kampagen gegen die Protestbewegung von damals? Und wo wird denn die damalige Justiz in irgend einer Weise gedeckt oder verharmlost?

     

    Eher wird doch die Stasi hier recht "positiv" dargestellt - und immerhin war die DDR nicht viel mehr als ein Satellit der UdSSR, die innerhalb ihrer eigenen Grenzen seit Stalin mehr Menschen (zivile KritikerInnen etc.) umgebracht hat, als z. B. die USA in allen exterritorialen Kriegen derselben Jahre (nehmen wir mal 1930 bis 1990) zusammen genommen. Als Handlanger eines solchen Systems kommt die Stasi hier wirklich noch sehr gut weg.

  • NJ
    navajo joe

    Soweit ich von Aussagen meiner Elterngeneration und schriftlichen Quellen etc. sagen kann, hatte der "Freispruch mangels Beweisen" eine zusätzliche Empörung ausgelöst.

     

    Die Radikalisierung fand aber durchaus in mehreren Schritten statt und betraf auch unterschiedliche Teile der (nicht nur studentischen) "Protestbewegung" in unterschiedlichem Maße, wurde aber auch durch andere Dinge ausgelöst, z. B. schon vorher und auch nachher Berichte über grob fahrlässig in Kauf genommene zivile Opfer im Vietnamkrieg seitens der USA etc, die z. B. in Deutschland, speziell Heidelberg, einen ihrer wichtigsten Stützpunkte für den Vietnam/Laos/Kambodscha-Krieg hatten. Auch die Ermordung von Che Guevara in Bolivien und die Ermordung von M. L. King in den USA beflügelte den Protest gegen eine Gesellschaft, die als überwiegend und strukturell (in Denk-, Gefühls- und Verhaltensweisen, sowie deren Pendends in Gesetzen etc.) rassistisch, militaristisch - teilweise auch als sexistisch (bzw. (patriarchalisch) - und auf Ausbeutung beruhend verstanden wurde - und das nicht nur in Berlin oder Frankfurt, sondern auch in Paris, Rom etc. Die Erschießung von Benno Ohnesorg hatte (neben der Forderung nach "Bewältigung" der NS-Vergangenheit, vgl. etwa viele ehem. NS-Richter, Unternehmer etc. etc. die nach wie vor bequem in ihren Sesseln saßen) speziell in der BRD ein besonderes Gewicht, aber die anderen genannten Faktoren, in deren Kontext sie stand (Flächenbombardements mit Napalm etc. in Vietnam etc.), und deren Verharmlosung durch 'konservative' Medien mit deren gleichzeitigen Hetzkampagnen gegen Protestierende (direkt bekanntlich in Deutschland z. B. gegen Rudi Dutschke) etc., sind nicht zu unterschätzen.

  • MW
    Moritz W.

    @Sabis Kommentar:

     

    Ein weiteres leuchtendes Beispiel für Dieter Nuhrs überaus sinnvolle Feststellung: "Wenn man keine Ahnung hat, einfach mal die Fresse halten"

     

    Man kann doch zumindest erwarten, dass der Artikel, den man kommentieren will, gelesen wird, bevor man sich ans Tippen macht.

    Dann wäre vielleicht auch aufgefallen, dass die Ermordung Ohnesorgs offensichtlich keine Inszenierung der Stasi war, um irgendwelche Umsturzpläne zu verwirklichen.

     

    Dieser Beitrag zeigt aber auch, wie das alles in der Öffentlichkeit wieder aufgefasst werden wird:

     

    "Die Stasi hat den Ohnesorg erschießen lassen, weil die wollten, dass die RAF irgendwelche Leute erschießt. Die Linken sind ja sowieso DDR Freunde und die DDR jetzt auch noch Terroristen, also sind eigentlich Linke auch Terroristen und die Linken fangen ungefähr da an, wo die rechten SPDler aufhören. Also würde ich mal grob sagen: Der Münte ist noch gerade so ein Rechtsstaatler, aber spätestens der Kurt Beck ist ein Terrorist."

     

    Liegt ja auch im Namen: Rechtsstaat! Oder hat schon mal jemand was von einem Linksstaat gehört?

     

    Also dann, immer drauf auf diese tolle Nachricht. Sicherlich auch der Bild wieder eine Schlagzeile wert!

  • D
    Domas

    Ja, Danke für das Outting.

  • T
    Thomas

    Tucholsky meinte:"Merkt ihr nischt"!

    20 Jahre nach dem Mauerfall sind wir ja nun schon einiges gewohnt, über den DDR- Unrechtsstaat zu hören.

    Es verwundert mich nicht, dass ausgerechnet jetzt dieser Unfug verbreitet wird.

    Für wen arbeiten die beiden Autoren, in wessen Auftrag? Für die FAZ! Für das ZDF!

    Warum ist das nicht schon viel früher entdeckt worden?

    Die Akte sei"ausschließlich durch interne Forschungen auffindbar gewesen".

    Da fragt man sich,wo schnüffelt die Birthler-Behörde sonst, wenn nicht intern? Wo?

    Der eigentliche Skandal,von dem hier abgelenkt werden soll,liegt wohl eher bei der ausgeführten Polizeigewalt gegen Demonstranten,die wir ja auch genügend aus den Folgejahren der BRD-Existenz kennen,der Hinrichtung Benno Ohnesorg`s durch einen West-Berliner Polizisten und deren Freispruch durch die BRD-Justiz.

    Einige die hier diesem Klamauk aufsitzen,sollten lieber die FAZ zur Hand nehmen und ZDF-History schauen und nicht die "taz" lesen.

  • N
    Nemo

    Die Familienpolitik der CDU hätte gut der ehemaligen DDR "zu Gesicht gestanden". Die Demagogie gegen deren Kritiker, auch in Ihrem Blatt, erinnerte auch eher an "drüben".

     

    Nachdem jetzt auch bei Betonköpfen sich vielleicht der Reflexzwang auflöst, dass die Radikalisierung und die rote "Durchfärbung der Republik" aufgrund der Tötung (oder war es doch Auftragsmord) von Benno Ohnesorg notwendig wurde, sollten wir wieder hinsteuern zu Brandts "mehr Demokratie wagen" und bitte weit weg von der ehemaligen DDR, obwohl man vieles von der Leyen kann.

     

    Grüsse

     

    Nemo

  • N
    Nina

    Ich dachte bisher immer das ua Vietnam, die Spiegel-Affäre und vor allem das französischen und amerikanische Vorbild die "68er"-Bewegung zu verantworten hätten.

    Nun weiß ich zum Glück: "die 68er" und die RAF sind an nur einem Tag erbaut worden.

     

    Wer den Tot eines Menschen als Legitimation für weitere tote Menschen ansieht, ist nichts anderes als ein Befürworter der Todesstrafe - aber mit Paradoxien solcher Art kennt sich ja gerade "Die Linke" aus: Gegen Krieg sein, und gleichzeitig Steine auf Menschen schmeißen.

  • U
    Unbequemer

    Zitat Graureiher:

    ::@Unbequemer

    Sind Sie sicher, dass Sie hier richtig sind? Auf Bild.de sind Sie sicher besser aufgehoben!:::

     

    Ich sage ja: Ihresgleichen läßt sich von der Realität nicht stören. Was stört wird ausgeblendet. Sachlich gehen Sie ja garnicht auf meine Vorwürfe ein.

    Ihre Reaktion zeigt mir, daß ich hier genau am richtigen Platz bin. Linke Realitätsverweigerung muß genauso aufgezeigt werden wie rechte Dummheit.

     

    Guten Tag.

  • D
    denninger

    Tut mir leid, "anke" die Aussagen Deines Kommentares erschliessen sich mir nicht ganz. Das hat weniger mit ideologischer Verblendung oder Ignoranz meinerseits zu tun als mit der doch sehr sprunghaften Argumentation Deiner Aussagen.

    Was hat Deine Kapitalismuskritik mit Geschichtsrevisionismus zu tun?

    Dass Du nicht verstehst, was die BRD ist, nämlich in erster Linie ein Staat mit einer Bevölkerung, tut mir leid. Welche Werte diese Bevölkerung anerkennt ist erst einmal nicht Inhalt dieser Diskussion.

    Übrigens, Kain war kein Opfer des "Systems" sondern ein Brudermörder. Das Kainsmal erhielt er erst nach seiner Tat.

    Also, kannst Du mir bitte logisch strukturiert darlegen in welcher Weise die Legislative oder die Executive der Bundesrepublik Deutschland Geschichtsrevisionismus betreibt?

  • G
    Graureiher

    "Ein weiterer Wahlkampfbeitrag der Birthler-Behörde

     

    Ob Kurras Stasi-Mitarbeiter war, muss erst mal belegt werden. Sicher ist

    hingegen, das er Mitarbeiter des Westberliner Staatsschutzes war, und in

    dieser Funktion hat er Ohnesorg erschossen. Und aufgrund dieser Funktion

    wurde er für seine Tat nie verurteilt! Der Freispruch des Täters hat zur

    Radikalisierung der Studentenbewegung langfristig sicher mehr

    beigetragen als die Tötung Ohnesorgs. "

  • D
    denninger

    Hallo, HALLO,

    kommt mal alle wieder auf den Teppich!

    "anke" wittert die große Verschwörung und "unbequemer" möchte offenbar einen Gang nach Canossa der gesamten Linken.

    Die damaligen Westberliner und auch Bundesrepublikanischen (bitte immer daran denken: Westberlin war nicht Teil der BRD) Behörden und Volksvertreter haben bei mehreren Gelegenheiten offen gezeigt und ausgesprochen, dass sie nicht diskutieren sondern für "Ruhe und Ordnung" (ist im damaligen Sinn gemeint) sorgen werden. Der Skandal und damit der Anlass zur Radikalisierung des Protestes war das Verhalten der Berliner Regierung, der Polizeibehörden und der Justiz.

    Wäre nicht Benno O. am 2. Juni 67 erschossen worden, so hätte trotzdem ein anderer Vorfall diese Funktion ausgeübt.

    Ich bin, wie man meinen Kommentaren entnehmen kann, konservativ eingestellt. Für mich stellt die "68er"-Bewegung zunächst einmal eine offene Bürgerbewegung gegen eine kleinbürgerliche, erstarrte Gesellschaft und ein Regime von Ordnungsfanatikern und Spiessbürgern dar.

    Dass in der Bewegung auch aus heutiger Sicht falsche Ansichten entwickelt wurden und manche Straftaten bis hin zum Mord für "die Sache" begingen ist nicht der gesamten Bewegung anzulasten.

  • G
    Graureiher

    @Unbequemer

    Sind Sie sicher, dass Sie hier richtig sind? Auf Bild.de sind Sie sicher besser aufgehoben!

  • S
    Sabi

    Dieser Mord war ja die Initialzündung für u.a. RAF !

    Und nun kommt's raus, daß die Stasi dies inszeniert hat und die Schafe (Linke)

    dämlich in die gewünschte Richtung gelaufen sind !!!

  • A
    anke

    @denninger: Ist der Papst katholisch? Und wenn ja: Woran glaubt er?

     

    Wenn die Bundesrepublik Deutschland keinen offensiven Geschichtsrevisionismus betreibt, fresse ich einen Besen! Das nämlich, was sich Bundesrepublik Deutschland nennen lässt, ist kein Perpetuum Mobile. Es ist eine Ansammlung von mehr oder (viel!) weniger spießbürgerlich-faschistoid eingestellten Menschen. Selbst wenn man davon ausgehen würde, dass der Kapitalismus tatsächlich (und nicht nur im materiellen Sinne) frei macht, ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass er trotz absolutester Freiheit immer auch eine Reihe von Opfern produzieren würde. Diese Opfer aber würden schon aus Sicherheitsgründen immer da hin wollen, wo sie das Oben vermuten. Und anders als Bruder Kain im Alten Testament, würde keiner dieser Menschen ein Zeichen auf der Stirn tragen – ein Umstand, der schon von jeher Anlass zu allerlei Spekulationen gegeben hat. Geschichten wie diese hier sind genau deswegen immer schlecht fürs Betriebsklima. Erzählt werden müssen sie wohl trotzdem. Und zwar vollkommen unabhängig davon, ob sie wahr sind oder nicht. Sieht so aus, als würden wir sie noch immer brauchen.

  • BG
    Bernd Goldammer

    Welch für ein furchtbares Bild fällt da im Nachhinein auf die Arbeit der damaligen Berliner Staatsanwaltschaft und vor allem auf die Richter. Und auf die jetzigen Info-Verwerter erst recht! Schon vergessen? Vor allem der Freispruch für Kurras hat die die Welt, die DDR Bevölkerung und die Achtundsechziger gleichzeitig aufgebracht. Hat die Stasi die Richter gezinkt oder ist dass alles wieder nur ein typischer Fall von Geschichts- Knoppig? Fakt ist: Die Birthler Behörde ist wieder im Wahlkampf und wir wissen doch längst, dass man sich "Experten" dieser Behörde und vor allem deren Beweise sehr genau ansehen muss. Das heutige Wahlstrategen, wie immer, auf eine Gemütsmischung aus Unwissenheit, Vergesslichkeit gepaart mit Eitelkeit setzen beleidigt nur noch ein kleines bisschen. So sehen diese Leute unser Volk nun mal. Und ehrlich gesagt: Ich glaube schon, dass es wieder funktionieren wird.

  • U
    Unbequemer

    Lieber Helmut Ruch, Sie fragen "was soll die ganze Aufregung?"

     

    Da wurde 40 Jahre der RAF-Terrors, die Studentenproteste, die linken Daueranklage des Rechtsstaates in nicht unerheblichen Maß mit der Hinrichtung dieses Beno Ohnesorgs durch den verhaßten Staat begründet - und Sie fragen was die Aufregung soll?

     

    Ist es Ihresgleichen egal, daß der Staat für was angeklagt wurde, das er gar nicht verbrochen hat? Die RAF-Mörder haben diesen Tod als Rechtfertigung ihres Terrors benutzt. Haben unschuldige Menschen umgebracht und jetzt bricht sich dieser wesentliche Stützpfeiler weg. Auch wenn (wenn!) es wirklich ein Polizist gewesen wäre, hätte man dieses nicht als Indiz nehmen können, daß der Staat das wollte und damit Terror rechtfertigen. Aber die Realität toppt diese Linksterroristen. Jetzt hat nicht ein BRD-Polizist den Ohnesorg umgebracht, jetzt war das ein DDR-Spitzel. Wie grotesk. Eigentlich sollten manche Linke jetzt in tiefe Demut sinken. Aber Herr Ruch, Sie zeigen, wie man als Linker damit umzugehen hat: Ignorieren und weitermachen, getreu dem Motto: "Dem Sozialismus in seinem Lauf, sitzen Ochs und Esel auf."

     

    Guten Tag

  • A
    anke

    Tatsächlich, der 2. Juni 1967 wirft ab heute ganz neue Fragen auf. Zum Beispiel die, ob denn die bundesrepublikanische Staatsgewalt anno `68 womöglich völlig zu Unrecht des Mordes und der Vertuschung bezichtigt wurde, ob also der 68-er Bewegung jegliche Legitimation gefehlt hat. Und natürlich die, ob die Erkenntnisse jener Spionage-Experten der Birthler-Behörde womöglich einen erneuten Schock auslösen werden bei der anno 2009 ohnehin paralysierten Linken. Außerdem wirft er die "neue" Frage auf, wer in der gegenwärtigen Situation profitieren würde von solch einem Schock und ob Dieser-Welcher womöglich nicht nur namentlich bekannte Dritte dafür bezahlt, dass sie etwas von geheimdiestlicher Arbeit verstehen. Schließlich und endlich wirft der Artikel bei mir persönlich die Frage auf, ob die taz eigentlich noch nie Angst gehabt hat, benutzt zu werde. Ich meine: Wenn der lange Arm der DDR bis Westberlin gereicht hat, wie weit reichen dann die Arme moderner Schlapphüte? Und: Gab es nicht schon immer auch im taz-Hauptquartier Leute, denen man nicht so recht trauen konnte?

  • D
    denninger

    Ach "Helmut", welche Fragen bleiben für Dich denn wenn Du sie Dir schon selbst beantwortest?

    Im Gegensatz zur DDR betreibt die BRD keinen offensiven Geschichtsrevisionismus.

    Was hat jetzt "DIE LINKE" mit Kurras zu tun? Ist der etwa Mitglied der Partei? Wohl kaum, oder?

    Also, die MfS-Tätigkeit von Kurras ist wohl eher eine Fußnote der Geschichte. Auch die staatlichen Organe der DDR waren durchsetzt mit Spießbürgern und faschistoiden Unterdrückern. Kurras hat weder im Auftrag des MfS noch im Auftrag der Berliner Behörden geschossen. Zur Radikalisierung der Auseinandersetzung führte das Verhalten der Berliner Regierung und weniger der Vorfall selbst. Also, kein 68er braucht sich Gedanken um seine politischen Überzeugungen zu machen, außer er hält das DDR-Regime immer noch für ein System mit einer blütenweißen Weste. Dann ist ihm aber wirklich nicht mehr zu helfen.

  • HR
    Helmut Ruch

    Dass die DDR-Nachrichtendienste im Westen spioniert haben, wie umgekehrt die Westdienste in der DDR, ist ja wohl kein großes Geheimnis. Mal angenommen, die Geschichte stimmt und entpuppt sich nicht nach der Bundestagswahl als eine der üblichen parteipolitischen Einflussnahmen der Birthler-Behörde, so bleiben für mich zwei wesentliche Fragen:

    1. Hat Kurras im Auftrag der Stasi geschossen? Offensichtlich nicht!

    Die Radikalisierung der Studentenbewegung als Produkt von Stasi-Machenschaften hinzustellen, wie es hier unterschwellig versucht wird, ist lächerlich!

    2. Ist er wegen seiner Stasi-Angehörigkeit von einem Westberliner Gericht von der Mordanklage freigesprochen worden? Offensichtlich auch nicht!

    Wäre die bekannt gewesen, wäre er sicher lebenslang im Knast gelandet.

    Was soll also die ganze Aufregung? Ach ja, es ist Wahlkampf, und DIE LINKE muss mit allen Mitteln bekämpft werden!

  • KL
    Konrad Lehmann

    Was mir auffällt: was haben eigentlich die Verfassungsschützer gemacht? Sollte denen dieser Mann durch die Lappen gegangen sein? Oder waren sie zu sehr mit Postboten und Lokführern beschäftigt?

  • S
    Stasiopfer

    Auch wenn die Stasi das Überziehen ihres Spitzels so nicht gewollt hatte, so hat sie es zumindest nachweislich und maximal ausgenutzt. Das der Mann dann nicht mehr benutzt werden konnte ist nur logisch und keine Entschuldigung. Im Auftrag der Polizei hatte er Ohnesorg mit Sicherheit nicht erschossen.

     

    Mindestens 90 % der verblendeten Kommentatoren hier würde ich mit 30 Jahren real existierenden Sozialismus "belohnen". Aber ohne Urlaub, vorzeitiger Entlassung, Freikauf oder sonstigen Vergünstigungen.

    Wäre interessant wie lange sich die großen Sprüche hier bei permanenter Gängelei und Bevormundung im "wahren" Sozialismus halten würden.

    Vielleicht würden die Überschlauen dann noch eher als ich mit einem selbst geschriebenen Pappschild mit 9 mm Schrifthöhe im Fenster über dem Auspuff des Trabant-Kombi herumfahren.

    "Es stinkt?? - Systembedingt!!".

    Das gab schon mal per Strafbefehl, von Arbeit weg, 5 Monate gesiebte Luft. ....

    Und um im Bild zu bleiben: Auch wenn mir heute manches stink, dann akzeptiere ich schon lieber einen 4-Takter mit geregeltem Kat.

  • V
    vic

    Der Herr war Westpolizist und als solcher hat er Benno Ohnesorg erschossen. Danach wurde er von Westkollegen gedeckt, und von der Westjustiz befördert. Es spielt dabei keine Rolle, wessen Agent er war.

  • N
    nikkisuddenly

    Es ist schon interessant: auch "wir" (damit meine kritisch, hinterfragend eingestellte Mitglieder dieser Gesellschaft) brauchen Symbole (ist ja auch logisch), aber auch bei "uns" müssen diese Symbole anscheinend überhöht werden: da ist dann der Benno-Ohnesorg-Mord plötzlich der alleinige Auslöser einer Bewegung, die so viel in Gang gebracht hat. Und wenn zum Umfeld dieses Auslösers neue Erkenntisse hinzukommen, dann fällt gleich die Berechtigung dieser ganzen Bewegung weg. Seltsam! Aber glücklichweise wurde vom Vorkommentator ja schon auf den Muff unter Talaren, Roben und Politikeranzügen hingewiesen. Und die gleiche Symbolik überall: bin ich kritisch, links, muss ich mich gleich für alles, was mit der DDR zusammenhängt, rechtfertigen.

    Als ich begann, politisch zu arbeiten, wurde ich bei jedem Infotisch, bei jeder Flugblattverteilung sofort angebellt: "Geh doch rüber, wenn es Dir hier nicht passt." Als junger, nachdenklicher Mensch merkte ich schnell, was ich rechtfertigen sollte, dass ich diesen Betonköpfen aber nie etwas würde rechtfertigen können. So stellte ich damals vor 30 Jahren diese Sprüche mit folgendem Satz ab: bevor diese Menschen mir ihren Satz entgegenbellen konnten, sagte ich selbst: "Wenn Sie nichts verändern wollen oder nicht verändern können wollen, dann gehen Sie doch rüber!" Der schwarze Peter war beim gegenüber, wechseln konnte damals keiner.

    Wenn ich einige Kommentare auch hier bei der taz lese: ich müsste diesen Satz selbst heute, 20 Jahre nach Ende der DDR, noch anwenden.

  • A
    Andersdenkender

    In Kurzform: Die "68er-Bewegung" inklusive ihrer legalen und radikalen Verästelungen - ein Projekt der Staatssicherheit.

     

    Das ist doch mal wahrhaft revolutionär

  • E
    ente65

    "Das nämlich, was sich Bundesrepublik Deutschland nennen lässt, ist kein Perpetuum Mobile. Es ist eine Ansammlung von mehr oder (viel!) weniger spießbürgerlich-faschistoid eingestellten Menschen."

    Ein schöner Satz der offensichtlich von einem

    unabhängigen Freigeist stammt , er spricht für sich selbst und entlarvt den Begriff "Spiesser"

    und "faschistoid" auf vortreffliche Weise.

    Das jemand wie Kurras , (Waffenfetischist,

    Denunziant,bezahlter Spitzel,Mörder!)seine

    ideologische Heimat in der SED fand spricht für

    sich selbst und dafür ,dass totalitäre Systeme (gleich welcher behaupteter Färbung)sich ähnlicher sind als allem anderen. Dass das gesellschaftliche Klima damals auch andere zu solchen Taten , wie

    von Kurras oder bei Dutschtke, hätte verleiten

    können scheint klar (man braucht sich nur alte

    Fensehumfragen aus der Zeit anschauen...

    Dass diese Tat im Interesse der DDR lag muss

    nicht heissen dass es eine Auftragstat war,

    macht es aber möglich,ebenso wie die spätere

    Unterstützung der RAF wohl mehr der Versuch der

    Beeinflussung nützlicher Idioten war als ihre

    Schaffung.

    Kann man sich vorstellen dass ein Dutschke

    in der DDR gegen autoritär-repressive Strukturen

    hätte wirken können?

    Dass man sich trotzdem positive Anliegen nicht

    korrumpieren oder diffamieren lassen darf

    sollte daraus die Erkenntnis sein.

    Macht oder Wunsch danach ( natürlich nur

    um "objektiven Wahrheiten" zum Fortschritt

    des "ganzen" zum Endsieg(!) zu verhelfen)

    korrumpiert immer und verkam bisher immer und überall zum Menschenverachtenden Selbstzweck.

    Das ist der Kern des Wesens des Totalitarismus.

    Dieses Wesen kennt keine Farbe und ihr grösster

    Feind ist das offene Wort.

    Daher ist wohl die Biographie eines Horst Mahler

    wohl nicht nur Zeichen einer ernstzunehmenden

    zunehmenden Verwirrung sondern Ausdruck einer

    Grundhaltung die ihren Phänotyp nur chargiert.

    Sobald nicht der Mensch sondern die "Erkenntnis"

    (immer natürlich zum Besten desselben)im

    Mittelpunkt steht , ist der Mensch nichts mehr Wert. Das ist die Haltung die einen Kurras ,

    einen Pinochet einen Mielke und einen Stalin

    und auch Hitler erzeugte.

    Wobei sich dann nur Frage stellt , ob

    solche Menschen nur die richtigen Vorraussetzungen

    für solche Systeme mitbringen oder durch sie

    geformt werden bzw. sie entsprechend ihrer

    Grundhaltung formen.

    Auf die Spitze getrieben wird der Totalitarismus-

    Begriff in dem sozialistischen Gottkönigtum

    (mit Erbfolge selbstverständlich) Nordkorea.

    Die Freiheit des Menschen und der Gesellschaft

    ist eben doch mehr als eine Behauptung

    und reaktionär ist alles was sich gegen Bewegung

    wendet.

    Das war zwar alles etwas ab- und ausschweifend , doch zeigt der Fall Kurras

    und sein Freispruch durch eine reaktionäre

    Justiz eine Seelenverwandschaft der ganz

    besonderen Art.

  • S
    Sunny

    Der Oberhammer wäre doch, wenn die Berliner Polizei und die Westjustiz damals so korrupt waren, dass die Abfolge: Mord, Corpsgeist, Freispruch und dann Radikalisierung tatsächlich planbar gewesen wäre.

     

    Waow.

  • HH
    Hans-Hermann Hirschelmann

    Dass es kein richtiges Leben im falschen gab und gibt, ist grad auch für 68er Hasser anscheinend schwer aushaltbar. Warum sonst diese fanatischen Schuldzuweisungen? Abgesehen, dass die Gleichsetzung des 68er Aufruhrs mit deren linksterroritischer Radikalisierung die Frage rechtfertigt, ob da noch alle demokratischen Tassen im schrank versammelt sind. Es ist auch außerordentlich bequem, sich die Geschichte des deutschen Linksterrorismus aus dem "bösen Mördercharakter" der 2.Juni und RAF Leute zu erklären, die die Freisprüche für Kurras und die widerwärtige Hetze der Springerpresse und ähnlich gelagerte Ungeheuerlichkeiten lediglich als Vorwand genutzt hätten, um endlich einmal selbstbestimmt herummördern zu dürfen. Ja, so etwas gibt es auch, und der Waffennarr Kurras kommt diesem Bild sogar ziemlich nahe. Den Linksterrorismus mit mitmenschlichen Maßstäben zu beurteilen heißt gewiss auch, nach individueller Verantwortung für dessen Folgen zu suchen. Aber nicht ausschließlich nach der Verantwortung der Linksterroristen, sondern auch, dafür, was diese motivierte. Wer wissen möchte, wie sehr die Zeit (nicht nur in den beiden Deutschlands) noch von einem faschistoiden Geist durchdrungen war, der lese den Sternbericht über die Lügen, die Vertuschungen von Beweismitteln, Verhöhnungen, den Korpsgeist bei der Polizei im Zusammenhang mit den Ereignissen des 2. Juni und dem skandalösen Freispruch Kurras.

     

    http://www.stern.de/politik/historie/:Karl-Heinz-Kurras-Der-Mann,-Benno-Ohnesorg/701530.html

     

    Dass dieser auch noch Stasiespitzel war, sagt nicht nur viel über dessen Persönlichkeit, sondern auch über den Charakter der politischen Institutionen der Zeit in Ost und West. Und wie kolossal bedeutend der Aufstand dagegen war - und anscheinend auch immer noch ist.

     

    Gruß hhirschel

  • M
    Michael

    Die 68er haben ihre legitimation verloren? Der Schah besuch, die leberwursttaktik der polizei, wer den film "der polizeistaatsbesuch" gesehen hat, dem wird deutlich klar, wie die lage vor dem tod ohnesorgs ausgesehen hat. die staatsgewalt prügelt auf demonstranten ein, der tod ohnesorgs ist lediglich die "krone" des einsatzes der polizei. das vorgehen der polizei ist auch ohne den tod ohnesorgs durchaus als legitimation zu sehen.

    die lage durch eine konservative verschwörungstheorie ( ich dachte immer das wäre eine linke prämisse) aus dem zusammenhang zu ziehen, zeigt wohl eher geschichtsverzzerende züge.

  • EU
    einer und jeder

    Der Zweifel an deutscher Rechtsstaatlichkeit mag (zu Recht oder zu Unrecht) durch den Mord an B.O. begonnen haben-- aber ich sehe meine persönliche Haltung dieses Zweifels, die fortdauert, nicht begründet in einem Mord, der eventuell getürkt sein könnte.

    Kapitalismuskritik, Wahlkampf, alles sekundär. Was 68 uns lehrt, ist die Skepsis an Staat, System, Gesellschaft. Ob B.O.'s Mord von einem Stasi begangen wurde oder nicht, es interessierte mich zuvor nicht allzu sehr. Und auch jetzt werde ich keine CDU wählen. Also was?

  • NG
    nix gewusst

    wo wir schon schon mal dabei sind die geschichte umzuschreiben, frau birthler, übernehmen sie:

    Ereignisse am 11. Mai 1952

     

    In Absprache mit den Westalliierten plante die Regierung der Bundesrepublik Deutschland die Wiederbewaffnung und die vertragliche militärische Bindung an die NATO. Nach den Vorabsprachen auf der Außenministerkonferenz im September 1951 sollte am 26. Mai 1952 der Vertrag über die Europäische Verteidigungsgemeinschaft (EVG) unterzeichnet werden.

     

    Gegen dieses Vorhaben formte sich ein breiter Widerstand aus linken, kommunistischen und pazifistischen Kräften. Die Regierung der Sowjetunion versuchte mit den ersten sogenannten Stalin-Noten im März und April 1952 die Entwicklung zu stoppen. Die DDR unterstützte die Aktionen der Wiederbewaffnungsgegner über die KPD, die FDJ und Gewerkschaften.

     

    Eine Konferenz von Vertretern verschiedener Jugendorganisationen unter Leitung des dortigen Pfarrers Herbert Mochalski, eines engen Vertrauten des hessen-nassauischen Kirchenpräsidenten Martin Niemöller, rief am 2. März 1952 in Darmstadt zu einer „Jugendkarawane gegen Wiederaufrüstung und Generalvertrag“ am 11. Mai 1952 in Essen auf. Am 10. Mai verbot der Innenminister von Nordrhein-Westfalen, Karl Arnold (CDU), der zugleich Ministerpräsident war, die Demonstration mit der Begründung, dass wegen weiterer Veranstaltungen nicht genug Polizeikräfte zur Verfügung stünden. Viele Teilnehmer traten die Heimreise an. Dennoch fanden sich etwa 30.000 Personen, die an verschiedenen Orten in Essen kleinere Veranstaltungen organisierten, die jedoch von der Polizei aufgelöst wurden. Vor der Grugahalle widersetzten sich Demonstranten den Aufforderungen der Polizei.

     

    Kommissar Knobloch erteilte Schießbefehl auf die Demonstrierenden, später wurde behauptet, diese hätten auf die Polizei geschossen, die dann dazu gezwungen gewesen sei, das Feuer zu erwidern.[1] Zwei Kugeln eines Polizisten trafen Philipp Müller, eine davon sein Herz tödlich. Durch Polizeikugeln schwer verletzt wurden außerdem der Sozialdemokrat Bernhard Schwarze aus Kassel und der Gewerkschafter Albert Bretthauer aus Münster.

     

    Die Schüsse sind mit Urteil vom 2. Oktober 1952 vom Dortmunder Landgericht als Notwehr eingestuft worden. Schußwaffengebrauch von Demonstranten konnte nicht nachgewiesen werden. Dutzende Jugendliche wurden festgenommen, elf von ihnen später zu Gefängnisstrafen bis zu zwei Jahren verurteilt. Ministerpräsident Arnold erklärte:

     

    „Da der Widerstand durch den Gebrauch des Polizeischlagstocks nicht gebrochen werden konnte … musste von der Schusswaffe Gebrauch gemacht werden. Vor dem Schusswaffengebrauch wurde die Menge dreimal aufgefordert, das Werfen einzustellen“.

     

    Vergeblich beantragten die KPD-Abgeordneten im Landtag von Nordrhein-Westfalen am 12. Mai 1952 und der KPD-Abgeordnete Heinz Renner in der Bundestagssitzung am 14. Mai 1952 die Einsetzung eines Untersuchungsausschusses.

  • ML
    Michael Lamers

    @ anke

     

    Willkommen in der Realitaet.

  • ML
    Michael Lamers

    @ denninger

     

    Gute Besserung.

  • ML
    Michael Lamers

    Merkwuerdig:

    Schweinepest zum Tag der Arbeit.

    Opel-Entscheidung im Fussball-Monat Mai.

    Bundespraesidentenwahl zum Ligaspektakel.

    Obama laesst endlich die Hosen 'runter.

    Na klar, Stasi = PDS = Die Linke = Boeses Uebel.

    Merkt hier eigentlich noch irgendwer, was tatsaechlich passiert?

  • G
    grafinger

    @"Graureiher":

    Eugen Gerstenmaier soll eine "braune Vergangenheit" haben? Etwa die dass er wegen seiner Mitgliedschaft im "Kreisauer Kreis" vom Volksgerichtshof unter Freisler verurteilt wurde? Auch die Vitae von Lübke und Kiesinger sprechen nicht gerade für eine faschistische Einstellung. Das ist auch am Verhältnis Herbert Wehners zu den dreien ersichtlich.

  • WL
    Werner Lorenzen-Pranger

    Ob Kurras nun Stasi-Mann war oder nicht, ist für den Mord an Ohnesorge und die Folgen ziemlich unerheblich. Es fällt auf, daß niemand hier die Erlebnisse der Studentin, die Ohnesorge helfen wollte, zur Kenntnis nimmt. Die mehr als zynischen, ja vielleicht im Endeffekt tödlichen, Hilfsverweigerungen und Kommentare durch ANDERE Polizisten als Kurras dokumentieren die verwerfliche Denke bei der (berliner) Polizei generell damals.

    Kann man doch alles nachlesen!

  • S
    Schulz

    An 1967 kann ich mich kaum erinnern, Fernsehen war auch nicht frei waehlbar moeglich.

    Wenn man aber das SED-Buch anschaut, kommt doch ohnehin die Frage, was waere wenn das einfach mal nach Amerika und in die 007-Reihe gelegt wird?

    Traumatisch friedlich.

    So aber ist es natuerlich entsetzlich.

    Waffen sind ein Fluch der Gesellschaft.

    Was ist Schlimmes daran, in Berlin gegen Persien zu demonstrieren? Wen geht es hier eigentlich an, was dort passiert? War irgendetwas?

    Wieso gab es in der DDR keine ebensolche vergleichbaren Veranstaltungen?

    Lockere Waffen gab oder gibt es ueberall.

    Das ist traurig und peinlich, wird aber geduldet, wenn die Person nicht auswechselbar ist?

    Nur eines hat die DDR wohl gelernt: Wir holen niemand mehr aus solchen Differenzen heraus.

    Warum sind die Studenten nicht mit Blumen in der Hand feiernd durch die Strassen gezogen?

    Ich weiss es einfach nicht.

    Heute habe ich viele Zeitungen gelesen, aber die Wortlaute sind erschreckend "aus Spass", dann ist es kaltbluetiger Mord. Das Stasi-Hohenschoenhausen dementiert: Affekt.

    Dem Toten wird es wohl egal sein.

  • J
    joffe

    eine völlig unerhebliche nachricht für den lauf der geschichte - er wurde freigesprochen als (west)berliner polizist. daß jetzt solche trantüten von tilman fichter sich den ganzen körper verbiegen, mit fragen wie "hat er als kommunist geschossen" und die ganze geschichte muss neugeschrieben werden spricht nur für den intellektuellen und moralischen niedergang der 68 protagonisten (mahler, rabehl und welche vielen akademiker sich da noch anbieten)

  • U
    urmel

    Diese neuen Informationen werfen tatsächlich neue Sachverhalte auf: erstens war das attentat kein totschlag, es war mord. zweitens war die einschätzung wohl politisch motiviert. wer pinkelt schon gerne einem kollegen ans bein (gilt auch für die judikative, gewaltenteilung my ass). Bei Mord könnte er auch heute noch zur Verantwortung gezogen werden. drittens, die Gewerkschaft der Polizei hat ihm damals den Anwalt finanziert. Musste das sein? Ich hoffe der Mann hat Nachbarn mit Rückgrad.

  • PK
    peter keul

    Es ist ein linker Reflex, die "DDR" schon zu verteidigen, bevor sie angegriffen wurde. Vor allem die Leute, die hier jetzt und immer schon genau wissen/gewusst haben, wie es wirklich war, gehen mir auf den Keks. Der DDR-Kamarilla ist es durchaus zuzutrauen, sich eine solche Verschwörung auszudenken. Wenn es so ist, hat die Sache die Dimension des Reichstagsbrandes. Ich weiss nicht, was die Wahrheit ist. Die ist allerdings weder rechts noch links. dafür aber sehr selten.

  • IF
    IDie Firma

    Wir wu0ten das schon immer ... die Knechte der Sozialimperialisten waren konterrevolutionär!!!! Gru0 an Genossen Semler.

  • JH
    Jörg H.

    Da hat der Unrechtsstaat den Rechtsstaat aber sauber dran gekriegt!In naher Zukunft wird sich herausstellen das Peter Hartz und Konsorten IM's waren und die Stasi,natürlich,die derzeitige Krise auf dem Reißbrett geplant hat um dem Sozialismus doch noch zum Sieg zu verhelfen!

  • R
    Rolf

    "spießbürgerlich-faschistoid"

    Bin echt dankbar, dass ich das noch erleben darf, dass dieses Wort noch mal benutzt wird...

  • A
    Arno

    Äh.. äh.. die Birthler-Behörde sagt n i c h t,

    Kurras habe auf Anweisung der Stasi gehandelt.

    Es ergibt sich vielmehr das Bild, dass Kurras

    ein DDR-Auslandsspion war, der durchgeknallt ist

    und eigenächtig gehandelt hat - wonach das MfS

    "not amused" war und ihn halbwegs kaltgestellt

    hat. Was hier in der Luft liegt, ist viel

    weniger ein Skandal - als vielmehr die Ironie der

    Geschichte.

  • T
    Test

    Den koennt ihr gleich wieder loeschen

  • K
    Kaminski

    Na TAZler, mit der Meldung mußtet ihr heute ja mal eine richtig große Kröte schlucken: verkappter Kommunist und nicht etwa ein bürgerlicher Rechter erschießt linke Lichtgestalt. Mann wird das Genosse Ströbele stinken! Klar daß da als Seelentrost für die rote Seele schnell noch die Parole vom schießgeilen Sportschützen dazugeflickt wird, damit die Schieflage im linken Weltbild repariert ist Komisch nur daß das allein in eurem Blättchen behauptet wird.......

  • B
    burkhard

    Da werden noch mehr "prominente Täter" als Stasi-Spitzel enttarnt werden. "Unsere" Bundeskanzlerin äußert sich ja inzwischen auch etwas mehr zu Ihrer DDR-Vergangenheit. Wer in der DDR Professor und FDJ Sekretärin für Agitation und Propaganda und NICHT bei der Stasi war, ist schon eine echte "Widerstandskämpferin".

     

    Mehr dazu:

     

    http://schau-hin.blog.de/2008/06/05/merkel-stasi-spitzel-4277263/

     

    http://www.spiegel.de/spiegel/vorab/0,1518,377389,00.html

  • S
    stef

    Unabhängig davon, ob Kurras als Polizist oder Stasi Spitzel gehandelt hat, es ist eine Tatsache dass die BRD-Staatsgewalt 1967 unangemessene Gewaltanwendung durch die Polizei und Schläger des Schahregimes gebilligt und vertuscht hat.

    Der Mord an Ohnesorg war da eine Initialzündung, die in diesem Klima der Eskalation fällig war.

    Vielleicht hat ein STASI Spitzel dieses Klima zur Radikalisierung der Bewegung genutzt.

    Es ändert nichts daran, dass die menschenverachtende Radikalisierung der RAF immer unentschuldbar und unbegründbar war, auch wenn es dafür externe Gründe gab, die der Staat geliefert hat.

    Die STASI Verstrickungen von Kurras sind insofern ein interessantes historisches Detail. Die strafrechtliche Bedeutung was zurzeit berichtet wird entzieht sich meiner Einschätzung, aber einen AUftrag der STASI scheint es nicht zu geben. Warum also ein neues Verfahren?

  • T
    Thomas

    Es stimmt wohl, dass weniger der Mord/Tod an/von Benno Ohnesorg selbst für die folgenden Unruhen ursächlich war, sondern vielmehr die Berichterstattung und der Freispruch von Kurass.

    Aber gerade die Berichterstattung und vor allem das Urteil wären wohl anders ausgefallen wenn die Stasi-Mitgliedschaft bekannt geworden wäre.

    Ich glaube nicht, dass es eine Übertreibung ist, zu sagen , dass die deutsche Nachkriegsgeschichte anders verlaufen wäre, wenn die DDR-Verstickungen von Kurras zeitnah bekannt geworden wären.

  • B
    Bernd

    Mit Hilfe von Schulbüchern, Guido Knopp und billigen Alkopops.

    Doch das ist doch kein Wunder. Die "westliche Welt" sieht sich als Sieger des Kalten Krieges und muss diesen "Sieg" doch auch rechtfertigen. Dadurch muss die Sowjetunion und dementsprechend auch die DDR immer als Bösewicht der Geschichte dastehen und man selber muss blenden, so weiss wird die Weste reingewaschen. Weite Differenzierung erübrigt sich dann.

  • M
    Maiblume

    Die groteske Neigung zu groben Fehlinterpretationen von Aussagen anderer (inklusive von taz Artikeln)

    durch Leute, die ein Monopol auf "Links"sein beanspruchen, und Die Linke für ähnlich sakrosankt halten wie manche Katholiken den Papst oder früher manche SED Mitglieder ihre Partei,

     

    ist einer der entscheidenden Gründe, weshalb ich DIE LINKE nicht wählen werde.

     

    Wo betreibt denn z. B. die taz hier irgendwo eine Kampagen gegen die Protestbewegung von damals? Und wo wird denn die damalige Justiz in irgend einer Weise gedeckt oder verharmlost?

     

    Eher wird doch die Stasi hier recht "positiv" dargestellt - und immerhin war die DDR nicht viel mehr als ein Satellit der UdSSR, die innerhalb ihrer eigenen Grenzen seit Stalin mehr Menschen (zivile KritikerInnen etc.) umgebracht hat, als z. B. die USA in allen exterritorialen Kriegen derselben Jahre (nehmen wir mal 1930 bis 1990) zusammen genommen. Als Handlanger eines solchen Systems kommt die Stasi hier wirklich noch sehr gut weg.

  • NJ
    navajo joe

    Soweit ich von Aussagen meiner Elterngeneration und schriftlichen Quellen etc. sagen kann, hatte der "Freispruch mangels Beweisen" eine zusätzliche Empörung ausgelöst.

     

    Die Radikalisierung fand aber durchaus in mehreren Schritten statt und betraf auch unterschiedliche Teile der (nicht nur studentischen) "Protestbewegung" in unterschiedlichem Maße, wurde aber auch durch andere Dinge ausgelöst, z. B. schon vorher und auch nachher Berichte über grob fahrlässig in Kauf genommene zivile Opfer im Vietnamkrieg seitens der USA etc, die z. B. in Deutschland, speziell Heidelberg, einen ihrer wichtigsten Stützpunkte für den Vietnam/Laos/Kambodscha-Krieg hatten. Auch die Ermordung von Che Guevara in Bolivien und die Ermordung von M. L. King in den USA beflügelte den Protest gegen eine Gesellschaft, die als überwiegend und strukturell (in Denk-, Gefühls- und Verhaltensweisen, sowie deren Pendends in Gesetzen etc.) rassistisch, militaristisch - teilweise auch als sexistisch (bzw. (patriarchalisch) - und auf Ausbeutung beruhend verstanden wurde - und das nicht nur in Berlin oder Frankfurt, sondern auch in Paris, Rom etc. Die Erschießung von Benno Ohnesorg hatte (neben der Forderung nach "Bewältigung" der NS-Vergangenheit, vgl. etwa viele ehem. NS-Richter, Unternehmer etc. etc. die nach wie vor bequem in ihren Sesseln saßen) speziell in der BRD ein besonderes Gewicht, aber die anderen genannten Faktoren, in deren Kontext sie stand (Flächenbombardements mit Napalm etc. in Vietnam etc.), und deren Verharmlosung durch 'konservative' Medien mit deren gleichzeitigen Hetzkampagnen gegen Protestierende (direkt bekanntlich in Deutschland z. B. gegen Rudi Dutschke) etc., sind nicht zu unterschätzen.

  • MW
    Moritz W.

    @Sabis Kommentar:

     

    Ein weiteres leuchtendes Beispiel für Dieter Nuhrs überaus sinnvolle Feststellung: "Wenn man keine Ahnung hat, einfach mal die Fresse halten"

     

    Man kann doch zumindest erwarten, dass der Artikel, den man kommentieren will, gelesen wird, bevor man sich ans Tippen macht.

    Dann wäre vielleicht auch aufgefallen, dass die Ermordung Ohnesorgs offensichtlich keine Inszenierung der Stasi war, um irgendwelche Umsturzpläne zu verwirklichen.

     

    Dieser Beitrag zeigt aber auch, wie das alles in der Öffentlichkeit wieder aufgefasst werden wird:

     

    "Die Stasi hat den Ohnesorg erschießen lassen, weil die wollten, dass die RAF irgendwelche Leute erschießt. Die Linken sind ja sowieso DDR Freunde und die DDR jetzt auch noch Terroristen, also sind eigentlich Linke auch Terroristen und die Linken fangen ungefähr da an, wo die rechten SPDler aufhören. Also würde ich mal grob sagen: Der Münte ist noch gerade so ein Rechtsstaatler, aber spätestens der Kurt Beck ist ein Terrorist."

     

    Liegt ja auch im Namen: Rechtsstaat! Oder hat schon mal jemand was von einem Linksstaat gehört?

     

    Also dann, immer drauf auf diese tolle Nachricht. Sicherlich auch der Bild wieder eine Schlagzeile wert!

  • D
    Domas

    Ja, Danke für das Outting.

  • T
    Thomas

    Tucholsky meinte:"Merkt ihr nischt"!

    20 Jahre nach dem Mauerfall sind wir ja nun schon einiges gewohnt, über den DDR- Unrechtsstaat zu hören.

    Es verwundert mich nicht, dass ausgerechnet jetzt dieser Unfug verbreitet wird.

    Für wen arbeiten die beiden Autoren, in wessen Auftrag? Für die FAZ! Für das ZDF!

    Warum ist das nicht schon viel früher entdeckt worden?

    Die Akte sei"ausschließlich durch interne Forschungen auffindbar gewesen".

    Da fragt man sich,wo schnüffelt die Birthler-Behörde sonst, wenn nicht intern? Wo?

    Der eigentliche Skandal,von dem hier abgelenkt werden soll,liegt wohl eher bei der ausgeführten Polizeigewalt gegen Demonstranten,die wir ja auch genügend aus den Folgejahren der BRD-Existenz kennen,der Hinrichtung Benno Ohnesorg`s durch einen West-Berliner Polizisten und deren Freispruch durch die BRD-Justiz.

    Einige die hier diesem Klamauk aufsitzen,sollten lieber die FAZ zur Hand nehmen und ZDF-History schauen und nicht die "taz" lesen.

  • N
    Nemo

    Die Familienpolitik der CDU hätte gut der ehemaligen DDR "zu Gesicht gestanden". Die Demagogie gegen deren Kritiker, auch in Ihrem Blatt, erinnerte auch eher an "drüben".

     

    Nachdem jetzt auch bei Betonköpfen sich vielleicht der Reflexzwang auflöst, dass die Radikalisierung und die rote "Durchfärbung der Republik" aufgrund der Tötung (oder war es doch Auftragsmord) von Benno Ohnesorg notwendig wurde, sollten wir wieder hinsteuern zu Brandts "mehr Demokratie wagen" und bitte weit weg von der ehemaligen DDR, obwohl man vieles von der Leyen kann.

     

    Grüsse

     

    Nemo

  • N
    Nina

    Ich dachte bisher immer das ua Vietnam, die Spiegel-Affäre und vor allem das französischen und amerikanische Vorbild die "68er"-Bewegung zu verantworten hätten.

    Nun weiß ich zum Glück: "die 68er" und die RAF sind an nur einem Tag erbaut worden.

     

    Wer den Tot eines Menschen als Legitimation für weitere tote Menschen ansieht, ist nichts anderes als ein Befürworter der Todesstrafe - aber mit Paradoxien solcher Art kennt sich ja gerade "Die Linke" aus: Gegen Krieg sein, und gleichzeitig Steine auf Menschen schmeißen.

  • U
    Unbequemer

    Zitat Graureiher:

    ::@Unbequemer

    Sind Sie sicher, dass Sie hier richtig sind? Auf Bild.de sind Sie sicher besser aufgehoben!:::

     

    Ich sage ja: Ihresgleichen läßt sich von der Realität nicht stören. Was stört wird ausgeblendet. Sachlich gehen Sie ja garnicht auf meine Vorwürfe ein.

    Ihre Reaktion zeigt mir, daß ich hier genau am richtigen Platz bin. Linke Realitätsverweigerung muß genauso aufgezeigt werden wie rechte Dummheit.

     

    Guten Tag.

  • D
    denninger

    Tut mir leid, "anke" die Aussagen Deines Kommentares erschliessen sich mir nicht ganz. Das hat weniger mit ideologischer Verblendung oder Ignoranz meinerseits zu tun als mit der doch sehr sprunghaften Argumentation Deiner Aussagen.

    Was hat Deine Kapitalismuskritik mit Geschichtsrevisionismus zu tun?

    Dass Du nicht verstehst, was die BRD ist, nämlich in erster Linie ein Staat mit einer Bevölkerung, tut mir leid. Welche Werte diese Bevölkerung anerkennt ist erst einmal nicht Inhalt dieser Diskussion.

    Übrigens, Kain war kein Opfer des "Systems" sondern ein Brudermörder. Das Kainsmal erhielt er erst nach seiner Tat.

    Also, kannst Du mir bitte logisch strukturiert darlegen in welcher Weise die Legislative oder die Executive der Bundesrepublik Deutschland Geschichtsrevisionismus betreibt?

  • G
    Graureiher

    "Ein weiterer Wahlkampfbeitrag der Birthler-Behörde

     

    Ob Kurras Stasi-Mitarbeiter war, muss erst mal belegt werden. Sicher ist

    hingegen, das er Mitarbeiter des Westberliner Staatsschutzes war, und in

    dieser Funktion hat er Ohnesorg erschossen. Und aufgrund dieser Funktion

    wurde er für seine Tat nie verurteilt! Der Freispruch des Täters hat zur

    Radikalisierung der Studentenbewegung langfristig sicher mehr

    beigetragen als die Tötung Ohnesorgs. "

  • D
    denninger

    Hallo, HALLO,

    kommt mal alle wieder auf den Teppich!

    "anke" wittert die große Verschwörung und "unbequemer" möchte offenbar einen Gang nach Canossa der gesamten Linken.

    Die damaligen Westberliner und auch Bundesrepublikanischen (bitte immer daran denken: Westberlin war nicht Teil der BRD) Behörden und Volksvertreter haben bei mehreren Gelegenheiten offen gezeigt und ausgesprochen, dass sie nicht diskutieren sondern für "Ruhe und Ordnung" (ist im damaligen Sinn gemeint) sorgen werden. Der Skandal und damit der Anlass zur Radikalisierung des Protestes war das Verhalten der Berliner Regierung, der Polizeibehörden und der Justiz.

    Wäre nicht Benno O. am 2. Juni 67 erschossen worden, so hätte trotzdem ein anderer Vorfall diese Funktion ausgeübt.

    Ich bin, wie man meinen Kommentaren entnehmen kann, konservativ eingestellt. Für mich stellt die "68er"-Bewegung zunächst einmal eine offene Bürgerbewegung gegen eine kleinbürgerliche, erstarrte Gesellschaft und ein Regime von Ordnungsfanatikern und Spiessbürgern dar.

    Dass in der Bewegung auch aus heutiger Sicht falsche Ansichten entwickelt wurden und manche Straftaten bis hin zum Mord für "die Sache" begingen ist nicht der gesamten Bewegung anzulasten.

  • G
    Graureiher

    @Unbequemer

    Sind Sie sicher, dass Sie hier richtig sind? Auf Bild.de sind Sie sicher besser aufgehoben!

  • S
    Sabi

    Dieser Mord war ja die Initialzündung für u.a. RAF !

    Und nun kommt's raus, daß die Stasi dies inszeniert hat und die Schafe (Linke)

    dämlich in die gewünschte Richtung gelaufen sind !!!

  • A
    anke

    @denninger: Ist der Papst katholisch? Und wenn ja: Woran glaubt er?

     

    Wenn die Bundesrepublik Deutschland keinen offensiven Geschichtsrevisionismus betreibt, fresse ich einen Besen! Das nämlich, was sich Bundesrepublik Deutschland nennen lässt, ist kein Perpetuum Mobile. Es ist eine Ansammlung von mehr oder (viel!) weniger spießbürgerlich-faschistoid eingestellten Menschen. Selbst wenn man davon ausgehen würde, dass der Kapitalismus tatsächlich (und nicht nur im materiellen Sinne) frei macht, ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass er trotz absolutester Freiheit immer auch eine Reihe von Opfern produzieren würde. Diese Opfer aber würden schon aus Sicherheitsgründen immer da hin wollen, wo sie das Oben vermuten. Und anders als Bruder Kain im Alten Testament, würde keiner dieser Menschen ein Zeichen auf der Stirn tragen – ein Umstand, der schon von jeher Anlass zu allerlei Spekulationen gegeben hat. Geschichten wie diese hier sind genau deswegen immer schlecht fürs Betriebsklima. Erzählt werden müssen sie wohl trotzdem. Und zwar vollkommen unabhängig davon, ob sie wahr sind oder nicht. Sieht so aus, als würden wir sie noch immer brauchen.

  • BG
    Bernd Goldammer

    Welch für ein furchtbares Bild fällt da im Nachhinein auf die Arbeit der damaligen Berliner Staatsanwaltschaft und vor allem auf die Richter. Und auf die jetzigen Info-Verwerter erst recht! Schon vergessen? Vor allem der Freispruch für Kurras hat die die Welt, die DDR Bevölkerung und die Achtundsechziger gleichzeitig aufgebracht. Hat die Stasi die Richter gezinkt oder ist dass alles wieder nur ein typischer Fall von Geschichts- Knoppig? Fakt ist: Die Birthler Behörde ist wieder im Wahlkampf und wir wissen doch längst, dass man sich "Experten" dieser Behörde und vor allem deren Beweise sehr genau ansehen muss. Das heutige Wahlstrategen, wie immer, auf eine Gemütsmischung aus Unwissenheit, Vergesslichkeit gepaart mit Eitelkeit setzen beleidigt nur noch ein kleines bisschen. So sehen diese Leute unser Volk nun mal. Und ehrlich gesagt: Ich glaube schon, dass es wieder funktionieren wird.

  • U
    Unbequemer

    Lieber Helmut Ruch, Sie fragen "was soll die ganze Aufregung?"

     

    Da wurde 40 Jahre der RAF-Terrors, die Studentenproteste, die linken Daueranklage des Rechtsstaates in nicht unerheblichen Maß mit der Hinrichtung dieses Beno Ohnesorgs durch den verhaßten Staat begründet - und Sie fragen was die Aufregung soll?

     

    Ist es Ihresgleichen egal, daß der Staat für was angeklagt wurde, das er gar nicht verbrochen hat? Die RAF-Mörder haben diesen Tod als Rechtfertigung ihres Terrors benutzt. Haben unschuldige Menschen umgebracht und jetzt bricht sich dieser wesentliche Stützpfeiler weg. Auch wenn (wenn!) es wirklich ein Polizist gewesen wäre, hätte man dieses nicht als Indiz nehmen können, daß der Staat das wollte und damit Terror rechtfertigen. Aber die Realität toppt diese Linksterroristen. Jetzt hat nicht ein BRD-Polizist den Ohnesorg umgebracht, jetzt war das ein DDR-Spitzel. Wie grotesk. Eigentlich sollten manche Linke jetzt in tiefe Demut sinken. Aber Herr Ruch, Sie zeigen, wie man als Linker damit umzugehen hat: Ignorieren und weitermachen, getreu dem Motto: "Dem Sozialismus in seinem Lauf, sitzen Ochs und Esel auf."

     

    Guten Tag

  • A
    anke

    Tatsächlich, der 2. Juni 1967 wirft ab heute ganz neue Fragen auf. Zum Beispiel die, ob denn die bundesrepublikanische Staatsgewalt anno `68 womöglich völlig zu Unrecht des Mordes und der Vertuschung bezichtigt wurde, ob also der 68-er Bewegung jegliche Legitimation gefehlt hat. Und natürlich die, ob die Erkenntnisse jener Spionage-Experten der Birthler-Behörde womöglich einen erneuten Schock auslösen werden bei der anno 2009 ohnehin paralysierten Linken. Außerdem wirft er die "neue" Frage auf, wer in der gegenwärtigen Situation profitieren würde von solch einem Schock und ob Dieser-Welcher womöglich nicht nur namentlich bekannte Dritte dafür bezahlt, dass sie etwas von geheimdiestlicher Arbeit verstehen. Schließlich und endlich wirft der Artikel bei mir persönlich die Frage auf, ob die taz eigentlich noch nie Angst gehabt hat, benutzt zu werde. Ich meine: Wenn der lange Arm der DDR bis Westberlin gereicht hat, wie weit reichen dann die Arme moderner Schlapphüte? Und: Gab es nicht schon immer auch im taz-Hauptquartier Leute, denen man nicht so recht trauen konnte?

  • D
    denninger

    Ach "Helmut", welche Fragen bleiben für Dich denn wenn Du sie Dir schon selbst beantwortest?

    Im Gegensatz zur DDR betreibt die BRD keinen offensiven Geschichtsrevisionismus.

    Was hat jetzt "DIE LINKE" mit Kurras zu tun? Ist der etwa Mitglied der Partei? Wohl kaum, oder?

    Also, die MfS-Tätigkeit von Kurras ist wohl eher eine Fußnote der Geschichte. Auch die staatlichen Organe der DDR waren durchsetzt mit Spießbürgern und faschistoiden Unterdrückern. Kurras hat weder im Auftrag des MfS noch im Auftrag der Berliner Behörden geschossen. Zur Radikalisierung der Auseinandersetzung führte das Verhalten der Berliner Regierung und weniger der Vorfall selbst. Also, kein 68er braucht sich Gedanken um seine politischen Überzeugungen zu machen, außer er hält das DDR-Regime immer noch für ein System mit einer blütenweißen Weste. Dann ist ihm aber wirklich nicht mehr zu helfen.

  • HR
    Helmut Ruch

    Dass die DDR-Nachrichtendienste im Westen spioniert haben, wie umgekehrt die Westdienste in der DDR, ist ja wohl kein großes Geheimnis. Mal angenommen, die Geschichte stimmt und entpuppt sich nicht nach der Bundestagswahl als eine der üblichen parteipolitischen Einflussnahmen der Birthler-Behörde, so bleiben für mich zwei wesentliche Fragen:

    1. Hat Kurras im Auftrag der Stasi geschossen? Offensichtlich nicht!

    Die Radikalisierung der Studentenbewegung als Produkt von Stasi-Machenschaften hinzustellen, wie es hier unterschwellig versucht wird, ist lächerlich!

    2. Ist er wegen seiner Stasi-Angehörigkeit von einem Westberliner Gericht von der Mordanklage freigesprochen worden? Offensichtlich auch nicht!

    Wäre die bekannt gewesen, wäre er sicher lebenslang im Knast gelandet.

    Was soll also die ganze Aufregung? Ach ja, es ist Wahlkampf, und DIE LINKE muss mit allen Mitteln bekämpft werden!

  • KL
    Konrad Lehmann

    Was mir auffällt: was haben eigentlich die Verfassungsschützer gemacht? Sollte denen dieser Mann durch die Lappen gegangen sein? Oder waren sie zu sehr mit Postboten und Lokführern beschäftigt?

  • S
    Stasiopfer

    Auch wenn die Stasi das Überziehen ihres Spitzels so nicht gewollt hatte, so hat sie es zumindest nachweislich und maximal ausgenutzt. Das der Mann dann nicht mehr benutzt werden konnte ist nur logisch und keine Entschuldigung. Im Auftrag der Polizei hatte er Ohnesorg mit Sicherheit nicht erschossen.

     

    Mindestens 90 % der verblendeten Kommentatoren hier würde ich mit 30 Jahren real existierenden Sozialismus "belohnen". Aber ohne Urlaub, vorzeitiger Entlassung, Freikauf oder sonstigen Vergünstigungen.

    Wäre interessant wie lange sich die großen Sprüche hier bei permanenter Gängelei und Bevormundung im "wahren" Sozialismus halten würden.

    Vielleicht würden die Überschlauen dann noch eher als ich mit einem selbst geschriebenen Pappschild mit 9 mm Schrifthöhe im Fenster über dem Auspuff des Trabant-Kombi herumfahren.

    "Es stinkt?? - Systembedingt!!".

    Das gab schon mal per Strafbefehl, von Arbeit weg, 5 Monate gesiebte Luft. ....

    Und um im Bild zu bleiben: Auch wenn mir heute manches stink, dann akzeptiere ich schon lieber einen 4-Takter mit geregeltem Kat.

  • V
    vic

    Der Herr war Westpolizist und als solcher hat er Benno Ohnesorg erschossen. Danach wurde er von Westkollegen gedeckt, und von der Westjustiz befördert. Es spielt dabei keine Rolle, wessen Agent er war.

  • N
    nikkisuddenly

    Es ist schon interessant: auch "wir" (damit meine kritisch, hinterfragend eingestellte Mitglieder dieser Gesellschaft) brauchen Symbole (ist ja auch logisch), aber auch bei "uns" müssen diese Symbole anscheinend überhöht werden: da ist dann der Benno-Ohnesorg-Mord plötzlich der alleinige Auslöser einer Bewegung, die so viel in Gang gebracht hat. Und wenn zum Umfeld dieses Auslösers neue Erkenntisse hinzukommen, dann fällt gleich die Berechtigung dieser ganzen Bewegung weg. Seltsam! Aber glücklichweise wurde vom Vorkommentator ja schon auf den Muff unter Talaren, Roben und Politikeranzügen hingewiesen. Und die gleiche Symbolik überall: bin ich kritisch, links, muss ich mich gleich für alles, was mit der DDR zusammenhängt, rechtfertigen.

    Als ich begann, politisch zu arbeiten, wurde ich bei jedem Infotisch, bei jeder Flugblattverteilung sofort angebellt: "Geh doch rüber, wenn es Dir hier nicht passt." Als junger, nachdenklicher Mensch merkte ich schnell, was ich rechtfertigen sollte, dass ich diesen Betonköpfen aber nie etwas würde rechtfertigen können. So stellte ich damals vor 30 Jahren diese Sprüche mit folgendem Satz ab: bevor diese Menschen mir ihren Satz entgegenbellen konnten, sagte ich selbst: "Wenn Sie nichts verändern wollen oder nicht verändern können wollen, dann gehen Sie doch rüber!" Der schwarze Peter war beim gegenüber, wechseln konnte damals keiner.

    Wenn ich einige Kommentare auch hier bei der taz lese: ich müsste diesen Satz selbst heute, 20 Jahre nach Ende der DDR, noch anwenden.

  • A
    Andersdenkender

    In Kurzform: Die "68er-Bewegung" inklusive ihrer legalen und radikalen Verästelungen - ein Projekt der Staatssicherheit.

     

    Das ist doch mal wahrhaft revolutionär

  • E
    ente65

    "Das nämlich, was sich Bundesrepublik Deutschland nennen lässt, ist kein Perpetuum Mobile. Es ist eine Ansammlung von mehr oder (viel!) weniger spießbürgerlich-faschistoid eingestellten Menschen."

    Ein schöner Satz der offensichtlich von einem

    unabhängigen Freigeist stammt , er spricht für sich selbst und entlarvt den Begriff "Spiesser"

    und "faschistoid" auf vortreffliche Weise.

    Das jemand wie Kurras , (Waffenfetischist,

    Denunziant,bezahlter Spitzel,Mörder!)seine

    ideologische Heimat in der SED fand spricht für

    sich selbst und dafür ,dass totalitäre Systeme (gleich welcher behaupteter Färbung)sich ähnlicher sind als allem anderen. Dass das gesellschaftliche Klima damals auch andere zu solchen Taten , wie

    von Kurras oder bei Dutschtke, hätte verleiten

    können scheint klar (man braucht sich nur alte

    Fensehumfragen aus der Zeit anschauen...

    Dass diese Tat im Interesse der DDR lag muss

    nicht heissen dass es eine Auftragstat war,

    macht es aber möglich,ebenso wie die spätere

    Unterstützung der RAF wohl mehr der Versuch der

    Beeinflussung nützlicher Idioten war als ihre

    Schaffung.

    Kann man sich vorstellen dass ein Dutschke

    in der DDR gegen autoritär-repressive Strukturen

    hätte wirken können?

    Dass man sich trotzdem positive Anliegen nicht

    korrumpieren oder diffamieren lassen darf

    sollte daraus die Erkenntnis sein.

    Macht oder Wunsch danach ( natürlich nur

    um "objektiven Wahrheiten" zum Fortschritt

    des "ganzen" zum Endsieg(!) zu verhelfen)

    korrumpiert immer und verkam bisher immer und überall zum Menschenverachtenden Selbstzweck.

    Das ist der Kern des Wesens des Totalitarismus.

    Dieses Wesen kennt keine Farbe und ihr grösster

    Feind ist das offene Wort.

    Daher ist wohl die Biographie eines Horst Mahler

    wohl nicht nur Zeichen einer ernstzunehmenden

    zunehmenden Verwirrung sondern Ausdruck einer

    Grundhaltung die ihren Phänotyp nur chargiert.

    Sobald nicht der Mensch sondern die "Erkenntnis"

    (immer natürlich zum Besten desselben)im

    Mittelpunkt steht , ist der Mensch nichts mehr Wert. Das ist die Haltung die einen Kurras ,

    einen Pinochet einen Mielke und einen Stalin

    und auch Hitler erzeugte.

    Wobei sich dann nur Frage stellt , ob

    solche Menschen nur die richtigen Vorraussetzungen

    für solche Systeme mitbringen oder durch sie

    geformt werden bzw. sie entsprechend ihrer

    Grundhaltung formen.

    Auf die Spitze getrieben wird der Totalitarismus-

    Begriff in dem sozialistischen Gottkönigtum

    (mit Erbfolge selbstverständlich) Nordkorea.

    Die Freiheit des Menschen und der Gesellschaft

    ist eben doch mehr als eine Behauptung

    und reaktionär ist alles was sich gegen Bewegung

    wendet.

    Das war zwar alles etwas ab- und ausschweifend , doch zeigt der Fall Kurras

    und sein Freispruch durch eine reaktionäre

    Justiz eine Seelenverwandschaft der ganz

    besonderen Art.

  • S
    Sunny

    Der Oberhammer wäre doch, wenn die Berliner Polizei und die Westjustiz damals so korrupt waren, dass die Abfolge: Mord, Corpsgeist, Freispruch und dann Radikalisierung tatsächlich planbar gewesen wäre.

     

    Waow.

  • HH
    Hans-Hermann Hirschelmann

    Dass es kein richtiges Leben im falschen gab und gibt, ist grad auch für 68er Hasser anscheinend schwer aushaltbar. Warum sonst diese fanatischen Schuldzuweisungen? Abgesehen, dass die Gleichsetzung des 68er Aufruhrs mit deren linksterroritischer Radikalisierung die Frage rechtfertigt, ob da noch alle demokratischen Tassen im schrank versammelt sind. Es ist auch außerordentlich bequem, sich die Geschichte des deutschen Linksterrorismus aus dem "bösen Mördercharakter" der 2.Juni und RAF Leute zu erklären, die die Freisprüche für Kurras und die widerwärtige Hetze der Springerpresse und ähnlich gelagerte Ungeheuerlichkeiten lediglich als Vorwand genutzt hätten, um endlich einmal selbstbestimmt herummördern zu dürfen. Ja, so etwas gibt es auch, und der Waffennarr Kurras kommt diesem Bild sogar ziemlich nahe. Den Linksterrorismus mit mitmenschlichen Maßstäben zu beurteilen heißt gewiss auch, nach individueller Verantwortung für dessen Folgen zu suchen. Aber nicht ausschließlich nach der Verantwortung der Linksterroristen, sondern auch, dafür, was diese motivierte. Wer wissen möchte, wie sehr die Zeit (nicht nur in den beiden Deutschlands) noch von einem faschistoiden Geist durchdrungen war, der lese den Sternbericht über die Lügen, die Vertuschungen von Beweismitteln, Verhöhnungen, den Korpsgeist bei der Polizei im Zusammenhang mit den Ereignissen des 2. Juni und dem skandalösen Freispruch Kurras.

     

    http://www.stern.de/politik/historie/:Karl-Heinz-Kurras-Der-Mann,-Benno-Ohnesorg/701530.html

     

    Dass dieser auch noch Stasiespitzel war, sagt nicht nur viel über dessen Persönlichkeit, sondern auch über den Charakter der politischen Institutionen der Zeit in Ost und West. Und wie kolossal bedeutend der Aufstand dagegen war - und anscheinend auch immer noch ist.

     

    Gruß hhirschel

  • M
    Michael

    Die 68er haben ihre legitimation verloren? Der Schah besuch, die leberwursttaktik der polizei, wer den film "der polizeistaatsbesuch" gesehen hat, dem wird deutlich klar, wie die lage vor dem tod ohnesorgs ausgesehen hat. die staatsgewalt prügelt auf demonstranten ein, der tod ohnesorgs ist lediglich die "krone" des einsatzes der polizei. das vorgehen der polizei ist auch ohne den tod ohnesorgs durchaus als legitimation zu sehen.

    die lage durch eine konservative verschwörungstheorie ( ich dachte immer das wäre eine linke prämisse) aus dem zusammenhang zu ziehen, zeigt wohl eher geschichtsverzzerende züge.

  • EU
    einer und jeder

    Der Zweifel an deutscher Rechtsstaatlichkeit mag (zu Recht oder zu Unrecht) durch den Mord an B.O. begonnen haben-- aber ich sehe meine persönliche Haltung dieses Zweifels, die fortdauert, nicht begründet in einem Mord, der eventuell getürkt sein könnte.

    Kapitalismuskritik, Wahlkampf, alles sekundär. Was 68 uns lehrt, ist die Skepsis an Staat, System, Gesellschaft. Ob B.O.'s Mord von einem Stasi begangen wurde oder nicht, es interessierte mich zuvor nicht allzu sehr. Und auch jetzt werde ich keine CDU wählen. Also was?

  • NG
    nix gewusst

    wo wir schon schon mal dabei sind die geschichte umzuschreiben, frau birthler, übernehmen sie:

    Ereignisse am 11. Mai 1952

     

    In Absprache mit den Westalliierten plante die Regierung der Bundesrepublik Deutschland die Wiederbewaffnung und die vertragliche militärische Bindung an die NATO. Nach den Vorabsprachen auf der Außenministerkonferenz im September 1951 sollte am 26. Mai 1952 der Vertrag über die Europäische Verteidigungsgemeinschaft (EVG) unterzeichnet werden.

     

    Gegen dieses Vorhaben formte sich ein breiter Widerstand aus linken, kommunistischen und pazifistischen Kräften. Die Regierung der Sowjetunion versuchte mit den ersten sogenannten Stalin-Noten im März und April 1952 die Entwicklung zu stoppen. Die DDR unterstützte die Aktionen der Wiederbewaffnungsgegner über die KPD, die FDJ und Gewerkschaften.

     

    Eine Konferenz von Vertretern verschiedener Jugendorganisationen unter Leitung des dortigen Pfarrers Herbert Mochalski, eines engen Vertrauten des hessen-nassauischen Kirchenpräsidenten Martin Niemöller, rief am 2. März 1952 in Darmstadt zu einer „Jugendkarawane gegen Wiederaufrüstung und Generalvertrag“ am 11. Mai 1952 in Essen auf. Am 10. Mai verbot der Innenminister von Nordrhein-Westfalen, Karl Arnold (CDU), der zugleich Ministerpräsident war, die Demonstration mit der Begründung, dass wegen weiterer Veranstaltungen nicht genug Polizeikräfte zur Verfügung stünden. Viele Teilnehmer traten die Heimreise an. Dennoch fanden sich etwa 30.000 Personen, die an verschiedenen Orten in Essen kleinere Veranstaltungen organisierten, die jedoch von der Polizei aufgelöst wurden. Vor der Grugahalle widersetzten sich Demonstranten den Aufforderungen der Polizei.

     

    Kommissar Knobloch erteilte Schießbefehl auf die Demonstrierenden, später wurde behauptet, diese hätten auf die Polizei geschossen, die dann dazu gezwungen gewesen sei, das Feuer zu erwidern.[1] Zwei Kugeln eines Polizisten trafen Philipp Müller, eine davon sein Herz tödlich. Durch Polizeikugeln schwer verletzt wurden außerdem der Sozialdemokrat Bernhard Schwarze aus Kassel und der Gewerkschafter Albert Bretthauer aus Münster.

     

    Die Schüsse sind mit Urteil vom 2. Oktober 1952 vom Dortmunder Landgericht als Notwehr eingestuft worden. Schußwaffengebrauch von Demonstranten konnte nicht nachgewiesen werden. Dutzende Jugendliche wurden festgenommen, elf von ihnen später zu Gefängnisstrafen bis zu zwei Jahren verurteilt. Ministerpräsident Arnold erklärte:

     

    „Da der Widerstand durch den Gebrauch des Polizeischlagstocks nicht gebrochen werden konnte … musste von der Schusswaffe Gebrauch gemacht werden. Vor dem Schusswaffengebrauch wurde die Menge dreimal aufgefordert, das Werfen einzustellen“.

     

    Vergeblich beantragten die KPD-Abgeordneten im Landtag von Nordrhein-Westfalen am 12. Mai 1952 und der KPD-Abgeordnete Heinz Renner in der Bundestagssitzung am 14. Mai 1952 die Einsetzung eines Untersuchungsausschusses.

  • ML
    Michael Lamers

    @ anke

     

    Willkommen in der Realitaet.

  • ML
    Michael Lamers

    @ denninger

     

    Gute Besserung.

  • ML
    Michael Lamers

    Merkwuerdig:

    Schweinepest zum Tag der Arbeit.

    Opel-Entscheidung im Fussball-Monat Mai.

    Bundespraesidentenwahl zum Ligaspektakel.

    Obama laesst endlich die Hosen 'runter.

    Na klar, Stasi = PDS = Die Linke = Boeses Uebel.

    Merkt hier eigentlich noch irgendwer, was tatsaechlich passiert?

  • G
    grafinger

    @"Graureiher":

    Eugen Gerstenmaier soll eine "braune Vergangenheit" haben? Etwa die dass er wegen seiner Mitgliedschaft im "Kreisauer Kreis" vom Volksgerichtshof unter Freisler verurteilt wurde? Auch die Vitae von Lübke und Kiesinger sprechen nicht gerade für eine faschistische Einstellung. Das ist auch am Verhältnis Herbert Wehners zu den dreien ersichtlich.

  • WL
    Werner Lorenzen-Pranger

    Ob Kurras nun Stasi-Mann war oder nicht, ist für den Mord an Ohnesorge und die Folgen ziemlich unerheblich. Es fällt auf, daß niemand hier die Erlebnisse der Studentin, die Ohnesorge helfen wollte, zur Kenntnis nimmt. Die mehr als zynischen, ja vielleicht im Endeffekt tödlichen, Hilfsverweigerungen und Kommentare durch ANDERE Polizisten als Kurras dokumentieren die verwerfliche Denke bei der (berliner) Polizei generell damals.

    Kann man doch alles nachlesen!

  • S
    Schulz

    An 1967 kann ich mich kaum erinnern, Fernsehen war auch nicht frei waehlbar moeglich.

    Wenn man aber das SED-Buch anschaut, kommt doch ohnehin die Frage, was waere wenn das einfach mal nach Amerika und in die 007-Reihe gelegt wird?

    Traumatisch friedlich.

    So aber ist es natuerlich entsetzlich.

    Waffen sind ein Fluch der Gesellschaft.

    Was ist Schlimmes daran, in Berlin gegen Persien zu demonstrieren? Wen geht es hier eigentlich an, was dort passiert? War irgendetwas?

    Wieso gab es in der DDR keine ebensolche vergleichbaren Veranstaltungen?

    Lockere Waffen gab oder gibt es ueberall.

    Das ist traurig und peinlich, wird aber geduldet, wenn die Person nicht auswechselbar ist?

    Nur eines hat die DDR wohl gelernt: Wir holen niemand mehr aus solchen Differenzen heraus.

    Warum sind die Studenten nicht mit Blumen in der Hand feiernd durch die Strassen gezogen?

    Ich weiss es einfach nicht.

    Heute habe ich viele Zeitungen gelesen, aber die Wortlaute sind erschreckend "aus Spass", dann ist es kaltbluetiger Mord. Das Stasi-Hohenschoenhausen dementiert: Affekt.

    Dem Toten wird es wohl egal sein.

  • J
    joffe

    eine völlig unerhebliche nachricht für den lauf der geschichte - er wurde freigesprochen als (west)berliner polizist. daß jetzt solche trantüten von tilman fichter sich den ganzen körper verbiegen, mit fragen wie "hat er als kommunist geschossen" und die ganze geschichte muss neugeschrieben werden spricht nur für den intellektuellen und moralischen niedergang der 68 protagonisten (mahler, rabehl und welche vielen akademiker sich da noch anbieten)

  • U
    urmel

    Diese neuen Informationen werfen tatsächlich neue Sachverhalte auf: erstens war das attentat kein totschlag, es war mord. zweitens war die einschätzung wohl politisch motiviert. wer pinkelt schon gerne einem kollegen ans bein (gilt auch für die judikative, gewaltenteilung my ass). Bei Mord könnte er auch heute noch zur Verantwortung gezogen werden. drittens, die Gewerkschaft der Polizei hat ihm damals den Anwalt finanziert. Musste das sein? Ich hoffe der Mann hat Nachbarn mit Rückgrad.

  • PK
    peter keul

    Es ist ein linker Reflex, die "DDR" schon zu verteidigen, bevor sie angegriffen wurde. Vor allem die Leute, die hier jetzt und immer schon genau wissen/gewusst haben, wie es wirklich war, gehen mir auf den Keks. Der DDR-Kamarilla ist es durchaus zuzutrauen, sich eine solche Verschwörung auszudenken. Wenn es so ist, hat die Sache die Dimension des Reichstagsbrandes. Ich weiss nicht, was die Wahrheit ist. Die ist allerdings weder rechts noch links. dafür aber sehr selten.

  • IF
    IDie Firma

    Wir wu0ten das schon immer ... die Knechte der Sozialimperialisten waren konterrevolutionär!!!! Gru0 an Genossen Semler.

  • JH
    Jörg H.

    Da hat der Unrechtsstaat den Rechtsstaat aber sauber dran gekriegt!In naher Zukunft wird sich herausstellen das Peter Hartz und Konsorten IM's waren und die Stasi,natürlich,die derzeitige Krise auf dem Reißbrett geplant hat um dem Sozialismus doch noch zum Sieg zu verhelfen!

  • R
    Rolf

    "spießbürgerlich-faschistoid"

    Bin echt dankbar, dass ich das noch erleben darf, dass dieses Wort noch mal benutzt wird...

  • A
    Arno

    Äh.. äh.. die Birthler-Behörde sagt n i c h t,

    Kurras habe auf Anweisung der Stasi gehandelt.

    Es ergibt sich vielmehr das Bild, dass Kurras

    ein DDR-Auslandsspion war, der durchgeknallt ist

    und eigenächtig gehandelt hat - wonach das MfS

    "not amused" war und ihn halbwegs kaltgestellt

    hat. Was hier in der Luft liegt, ist viel

    weniger ein Skandal - als vielmehr die Ironie der

    Geschichte.

  • T
    Test

    Den koennt ihr gleich wieder loeschen

  • K
    Kaminski

    Na TAZler, mit der Meldung mußtet ihr heute ja mal eine richtig große Kröte schlucken: verkappter Kommunist und nicht etwa ein bürgerlicher Rechter erschießt linke Lichtgestalt. Mann wird das Genosse Ströbele stinken! Klar daß da als Seelentrost für die rote Seele schnell noch die Parole vom schießgeilen Sportschützen dazugeflickt wird, damit die Schieflage im linken Weltbild repariert ist Komisch nur daß das allein in eurem Blättchen behauptet wird.......

  • B
    burkhard

    Da werden noch mehr "prominente Täter" als Stasi-Spitzel enttarnt werden. "Unsere" Bundeskanzlerin äußert sich ja inzwischen auch etwas mehr zu Ihrer DDR-Vergangenheit. Wer in der DDR Professor und FDJ Sekretärin für Agitation und Propaganda und NICHT bei der Stasi war, ist schon eine echte "Widerstandskämpferin".

     

    Mehr dazu:

     

    http://schau-hin.blog.de/2008/06/05/merkel-stasi-spitzel-4277263/

     

    http://www.spiegel.de/spiegel/vorab/0,1518,377389,00.html

  • S
    stef

    Unabhängig davon, ob Kurras als Polizist oder Stasi Spitzel gehandelt hat, es ist eine Tatsache dass die BRD-Staatsgewalt 1967 unangemessene Gewaltanwendung durch die Polizei und Schläger des Schahregimes gebilligt und vertuscht hat.

    Der Mord an Ohnesorg war da eine Initialzündung, die in diesem Klima der Eskalation fällig war.

    Vielleicht hat ein STASI Spitzel dieses Klima zur Radikalisierung der Bewegung genutzt.

    Es ändert nichts daran, dass die menschenverachtende Radikalisierung der RAF immer unentschuldbar und unbegründbar war, auch wenn es dafür externe Gründe gab, die der Staat geliefert hat.

    Die STASI Verstrickungen von Kurras sind insofern ein interessantes historisches Detail. Die strafrechtliche Bedeutung was zurzeit berichtet wird entzieht sich meiner Einschätzung, aber einen AUftrag der STASI scheint es nicht zu geben. Warum also ein neues Verfahren?

  • T
    Thomas

    Es stimmt wohl, dass weniger der Mord/Tod an/von Benno Ohnesorg selbst für die folgenden Unruhen ursächlich war, sondern vielmehr die Berichterstattung und der Freispruch von Kurass.

    Aber gerade die Berichterstattung und vor allem das Urteil wären wohl anders ausgefallen wenn die Stasi-Mitgliedschaft bekannt geworden wäre.

    Ich glaube nicht, dass es eine Übertreibung ist, zu sagen , dass die deutsche Nachkriegsgeschichte anders verlaufen wäre, wenn die DDR-Verstickungen von Kurras zeitnah bekannt geworden wären.

  • B
    Bernd

    Mit Hilfe von Schulbüchern, Guido Knopp und billigen Alkopops.

    Doch das ist doch kein Wunder. Die "westliche Welt" sieht sich als Sieger des Kalten Krieges und muss diesen "Sieg" doch auch rechtfertigen. Dadurch muss die Sowjetunion und dementsprechend auch die DDR immer als Bösewicht der Geschichte dastehen und man selber muss blenden, so weiss wird die Weste reingewaschen. Weite Differenzierung erübrigt sich dann.

  • M
    Maiblume

    Die groteske Neigung zu groben Fehlinterpretationen von Aussagen anderer (inklusive von taz Artikeln)

    durch Leute, die ein Monopol auf "Links"sein beanspruchen, und Die Linke für ähnlich sakrosankt halten wie manche Katholiken den Papst oder früher manche SED Mitglieder ihre Partei,

     

    ist einer der entscheidenden Gründe, weshalb ich DIE LINKE nicht wählen werde.

     

    Wo betreibt denn z. B. die taz hier irgendwo eine Kampagen gegen die Protestbewegung von damals? Und wo wird denn die damalige Justiz in irgend einer Weise gedeckt oder verharmlost?

     

    Eher wird doch die Stasi hier recht "positiv" dargestellt - und immerhin war die DDR nicht viel mehr als ein Satellit der UdSSR, die innerhalb ihrer eigenen Grenzen seit Stalin mehr Menschen (zivile KritikerInnen etc.) umgebracht hat, als z. B. die USA in allen exterritorialen Kriegen derselben Jahre (nehmen wir mal 1930 bis 1990) zusammen genommen. Als Handlanger eines solchen Systems kommt die Stasi hier wirklich noch sehr gut weg.

  • NJ
    navajo joe

    Soweit ich von Aussagen meiner Elterngeneration und schriftlichen Quellen etc. sagen kann, hatte der "Freispruch mangels Beweisen" eine zusätzliche Empörung ausgelöst.

     

    Die Radikalisierung fand aber durchaus in mehreren Schritten statt und betraf auch unterschiedliche Teile der (nicht nur studentischen) "Protestbewegung" in unterschiedlichem Maße, wurde aber auch durch andere Dinge ausgelöst, z. B. schon vorher und auch nachher Berichte über grob fahrlässig in Kauf genommene zivile Opfer im Vietnamkrieg seitens der USA etc, die z. B. in Deutschland, speziell Heidelberg, einen ihrer wichtigsten Stützpunkte für den Vietnam/Laos/Kambodscha-Krieg hatten. Auch die Ermordung von Che Guevara in Bolivien und die Ermordung von M. L. King in den USA beflügelte den Protest gegen eine Gesellschaft, die als überwiegend und strukturell (in Denk-, Gefühls- und Verhaltensweisen, sowie deren Pendends in Gesetzen etc.) rassistisch, militaristisch - teilweise auch als sexistisch (bzw. (patriarchalisch) - und auf Ausbeutung beruhend verstanden wurde - und das nicht nur in Berlin oder Frankfurt, sondern auch in Paris, Rom etc. Die Erschießung von Benno Ohnesorg hatte (neben der Forderung nach "Bewältigung" der NS-Vergangenheit, vgl. etwa viele ehem. NS-Richter, Unternehmer etc. etc. die nach wie vor bequem in ihren Sesseln saßen) speziell in der BRD ein besonderes Gewicht, aber die anderen genannten Faktoren, in deren Kontext sie stand (Flächenbombardements mit Napalm etc. in Vietnam etc.), und deren Verharmlosung durch 'konservative' Medien mit deren gleichzeitigen Hetzkampagnen gegen Protestierende (direkt bekanntlich in Deutschland z. B. gegen Rudi Dutschke) etc., sind nicht zu unterschätzen.

  • MW
    Moritz W.

    @Sabis Kommentar:

     

    Ein weiteres leuchtendes Beispiel für Dieter Nuhrs überaus sinnvolle Feststellung: "Wenn man keine Ahnung hat, einfach mal die Fresse halten"

     

    Man kann doch zumindest erwarten, dass der Artikel, den man kommentieren will, gelesen wird, bevor man sich ans Tippen macht.

    Dann wäre vielleicht auch aufgefallen, dass die Ermordung Ohnesorgs offensichtlich keine Inszenierung der Stasi war, um irgendwelche Umsturzpläne zu verwirklichen.

     

    Dieser Beitrag zeigt aber auch, wie das alles in der Öffentlichkeit wieder aufgefasst werden wird:

     

    "Die Stasi hat den Ohnesorg erschießen lassen, weil die wollten, dass die RAF irgendwelche Leute erschießt. Die Linken sind ja sowieso DDR Freunde und die DDR jetzt auch noch Terroristen, also sind eigentlich Linke auch Terroristen und die Linken fangen ungefähr da an, wo die rechten SPDler aufhören. Also würde ich mal grob sagen: Der Münte ist noch gerade so ein Rechtsstaatler, aber spätestens der Kurt Beck ist ein Terrorist."

     

    Liegt ja auch im Namen: Rechtsstaat! Oder hat schon mal jemand was von einem Linksstaat gehört?

     

    Also dann, immer drauf auf diese tolle Nachricht. Sicherlich auch der Bild wieder eine Schlagzeile wert!

  • D
    Domas

    Ja, Danke für das Outting.

  • T
    Thomas

    Tucholsky meinte:"Merkt ihr nischt"!

    20 Jahre nach dem Mauerfall sind wir ja nun schon einiges gewohnt, über den DDR- Unrechtsstaat zu hören.

    Es verwundert mich nicht, dass ausgerechnet jetzt dieser Unfug verbreitet wird.

    Für wen arbeiten die beiden Autoren, in wessen Auftrag? Für die FAZ! Für das ZDF!

    Warum ist das nicht schon viel früher entdeckt worden?

    Die Akte sei"ausschließlich durch interne Forschungen auffindbar gewesen".

    Da fragt man sich,wo schnüffelt die Birthler-Behörde sonst, wenn nicht intern? Wo?

    Der eigentliche Skandal,von dem hier abgelenkt werden soll,liegt wohl eher bei der ausgeführten Polizeigewalt gegen Demonstranten,die wir ja auch genügend aus den Folgejahren der BRD-Existenz kennen,der Hinrichtung Benno Ohnesorg`s durch einen West-Berliner Polizisten und deren Freispruch durch die BRD-Justiz.

    Einige die hier diesem Klamauk aufsitzen,sollten lieber die FAZ zur Hand nehmen und ZDF-History schauen und nicht die "taz" lesen.

  • N
    Nemo

    Die Familienpolitik der CDU hätte gut der ehemaligen DDR "zu Gesicht gestanden". Die Demagogie gegen deren Kritiker, auch in Ihrem Blatt, erinnerte auch eher an "drüben".

     

    Nachdem jetzt auch bei Betonköpfen sich vielleicht der Reflexzwang auflöst, dass die Radikalisierung und die rote "Durchfärbung der Republik" aufgrund der Tötung (oder war es doch Auftragsmord) von Benno Ohnesorg notwendig wurde, sollten wir wieder hinsteuern zu Brandts "mehr Demokratie wagen" und bitte weit weg von der ehemaligen DDR, obwohl man vieles von der Leyen kann.

     

    Grüsse

     

    Nemo

  • N
    Nina

    Ich dachte bisher immer das ua Vietnam, die Spiegel-Affäre und vor allem das französischen und amerikanische Vorbild die "68er"-Bewegung zu verantworten hätten.

    Nun weiß ich zum Glück: "die 68er" und die RAF sind an nur einem Tag erbaut worden.

     

    Wer den Tot eines Menschen als Legitimation für weitere tote Menschen ansieht, ist nichts anderes als ein Befürworter der Todesstrafe - aber mit Paradoxien solcher Art kennt sich ja gerade "Die Linke" aus: Gegen Krieg sein, und gleichzeitig Steine auf Menschen schmeißen.

  • U
    Unbequemer

    Zitat Graureiher:

    ::@Unbequemer

    Sind Sie sicher, dass Sie hier richtig sind? Auf Bild.de sind Sie sicher besser aufgehoben!:::

     

    Ich sage ja: Ihresgleichen läßt sich von der Realität nicht stören. Was stört wird ausgeblendet. Sachlich gehen Sie ja garnicht auf meine Vorwürfe ein.

    Ihre Reaktion zeigt mir, daß ich hier genau am richtigen Platz bin. Linke Realitätsverweigerung muß genauso aufgezeigt werden wie rechte Dummheit.

     

    Guten Tag.

  • D
    denninger

    Tut mir leid, "anke" die Aussagen Deines Kommentares erschliessen sich mir nicht ganz. Das hat weniger mit ideologischer Verblendung oder Ignoranz meinerseits zu tun als mit der doch sehr sprunghaften Argumentation Deiner Aussagen.

    Was hat Deine Kapitalismuskritik mit Geschichtsrevisionismus zu tun?

    Dass Du nicht verstehst, was die BRD ist, nämlich in erster Linie ein Staat mit einer Bevölkerung, tut mir leid. Welche Werte diese Bevölkerung anerkennt ist erst einmal nicht Inhalt dieser Diskussion.

    Übrigens, Kain war kein Opfer des "Systems" sondern ein Brudermörder. Das Kainsmal erhielt er erst nach seiner Tat.

    Also, kannst Du mir bitte logisch strukturiert darlegen in welcher Weise die Legislative oder die Executive der Bundesrepublik Deutschland Geschichtsrevisionismus betreibt?

  • G
    Graureiher

    "Ein weiterer Wahlkampfbeitrag der Birthler-Behörde

     

    Ob Kurras Stasi-Mitarbeiter war, muss erst mal belegt werden. Sicher ist

    hingegen, das er Mitarbeiter des Westberliner Staatsschutzes war, und in

    dieser Funktion hat er Ohnesorg erschossen. Und aufgrund dieser Funktion

    wurde er für seine Tat nie verurteilt! Der Freispruch des Täters hat zur

    Radikalisierung der Studentenbewegung langfristig sicher mehr

    beigetragen als die Tötung Ohnesorgs. "

  • D
    denninger

    Hallo, HALLO,

    kommt mal alle wieder auf den Teppich!

    "anke" wittert die große Verschwörung und "unbequemer" möchte offenbar einen Gang nach Canossa der gesamten Linken.

    Die damaligen Westberliner und auch Bundesrepublikanischen (bitte immer daran denken: Westberlin war nicht Teil der BRD) Behörden und Volksvertreter haben bei mehreren Gelegenheiten offen gezeigt und ausgesprochen, dass sie nicht diskutieren sondern für "Ruhe und Ordnung" (ist im damaligen Sinn gemeint) sorgen werden. Der Skandal und damit der Anlass zur Radikalisierung des Protestes war das Verhalten der Berliner Regierung, der Polizeibehörden und der Justiz.

    Wäre nicht Benno O. am 2. Juni 67 erschossen worden, so hätte trotzdem ein anderer Vorfall diese Funktion ausgeübt.

    Ich bin, wie man meinen Kommentaren entnehmen kann, konservativ eingestellt. Für mich stellt die "68er"-Bewegung zunächst einmal eine offene Bürgerbewegung gegen eine kleinbürgerliche, erstarrte Gesellschaft und ein Regime von Ordnungsfanatikern und Spiessbürgern dar.

    Dass in der Bewegung auch aus heutiger Sicht falsche Ansichten entwickelt wurden und manche Straftaten bis hin zum Mord für "die Sache" begingen ist nicht der gesamten Bewegung anzulasten.

  • G
    Graureiher

    @Unbequemer

    Sind Sie sicher, dass Sie hier richtig sind? Auf Bild.de sind Sie sicher besser aufgehoben!

  • S
    Sabi

    Dieser Mord war ja die Initialzündung für u.a. RAF !

    Und nun kommt's raus, daß die Stasi dies inszeniert hat und die Schafe (Linke)

    dämlich in die gewünschte Richtung gelaufen sind !!!

  • A
    anke

    @denninger: Ist der Papst katholisch? Und wenn ja: Woran glaubt er?

     

    Wenn die Bundesrepublik Deutschland keinen offensiven Geschichtsrevisionismus betreibt, fresse ich einen Besen! Das nämlich, was sich Bundesrepublik Deutschland nennen lässt, ist kein Perpetuum Mobile. Es ist eine Ansammlung von mehr oder (viel!) weniger spießbürgerlich-faschistoid eingestellten Menschen. Selbst wenn man davon ausgehen würde, dass der Kapitalismus tatsächlich (und nicht nur im materiellen Sinne) frei macht, ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass er trotz absolutester Freiheit immer auch eine Reihe von Opfern produzieren würde. Diese Opfer aber würden schon aus Sicherheitsgründen immer da hin wollen, wo sie das Oben vermuten. Und anders als Bruder Kain im Alten Testament, würde keiner dieser Menschen ein Zeichen auf der Stirn tragen – ein Umstand, der schon von jeher Anlass zu allerlei Spekulationen gegeben hat. Geschichten wie diese hier sind genau deswegen immer schlecht fürs Betriebsklima. Erzählt werden müssen sie wohl trotzdem. Und zwar vollkommen unabhängig davon, ob sie wahr sind oder nicht. Sieht so aus, als würden wir sie noch immer brauchen.

  • BG
    Bernd Goldammer

    Welch für ein furchtbares Bild fällt da im Nachhinein auf die Arbeit der damaligen Berliner Staatsanwaltschaft und vor allem auf die Richter. Und auf die jetzigen Info-Verwerter erst recht! Schon vergessen? Vor allem der Freispruch für Kurras hat die die Welt, die DDR Bevölkerung und die Achtundsechziger gleichzeitig aufgebracht. Hat die Stasi die Richter gezinkt oder ist dass alles wieder nur ein typischer Fall von Geschichts- Knoppig? Fakt ist: Die Birthler Behörde ist wieder im Wahlkampf und wir wissen doch längst, dass man sich "Experten" dieser Behörde und vor allem deren Beweise sehr genau ansehen muss. Das heutige Wahlstrategen, wie immer, auf eine Gemütsmischung aus Unwissenheit, Vergesslichkeit gepaart mit Eitelkeit setzen beleidigt nur noch ein kleines bisschen. So sehen diese Leute unser Volk nun mal. Und ehrlich gesagt: Ich glaube schon, dass es wieder funktionieren wird.

  • U
    Unbequemer

    Lieber Helmut Ruch, Sie fragen "was soll die ganze Aufregung?"

     

    Da wurde 40 Jahre der RAF-Terrors, die Studentenproteste, die linken Daueranklage des Rechtsstaates in nicht unerheblichen Maß mit der Hinrichtung dieses Beno Ohnesorgs durch den verhaßten Staat begründet - und Sie fragen was die Aufregung soll?

     

    Ist es Ihresgleichen egal, daß der Staat für was angeklagt wurde, das er gar nicht verbrochen hat? Die RAF-Mörder haben diesen Tod als Rechtfertigung ihres Terrors benutzt. Haben unschuldige Menschen umgebracht und jetzt bricht sich dieser wesentliche Stützpfeiler weg. Auch wenn (wenn!) es wirklich ein Polizist gewesen wäre, hätte man dieses nicht als Indiz nehmen können, daß der Staat das wollte und damit Terror rechtfertigen. Aber die Realität toppt diese Linksterroristen. Jetzt hat nicht ein BRD-Polizist den Ohnesorg umgebracht, jetzt war das ein DDR-Spitzel. Wie grotesk. Eigentlich sollten manche Linke jetzt in tiefe Demut sinken. Aber Herr Ruch, Sie zeigen, wie man als Linker damit umzugehen hat: Ignorieren und weitermachen, getreu dem Motto: "Dem Sozialismus in seinem Lauf, sitzen Ochs und Esel auf."

     

    Guten Tag

  • A
    anke

    Tatsächlich, der 2. Juni 1967 wirft ab heute ganz neue Fragen auf. Zum Beispiel die, ob denn die bundesrepublikanische Staatsgewalt anno `68 womöglich völlig zu Unrecht des Mordes und der Vertuschung bezichtigt wurde, ob also der 68-er Bewegung jegliche Legitimation gefehlt hat. Und natürlich die, ob die Erkenntnisse jener Spionage-Experten der Birthler-Behörde womöglich einen erneuten Schock auslösen werden bei der anno 2009 ohnehin paralysierten Linken. Außerdem wirft er die "neue" Frage auf, wer in der gegenwärtigen Situation profitieren würde von solch einem Schock und ob Dieser-Welcher womöglich nicht nur namentlich bekannte Dritte dafür bezahlt, dass sie etwas von geheimdiestlicher Arbeit verstehen. Schließlich und endlich wirft der Artikel bei mir persönlich die Frage auf, ob die taz eigentlich noch nie Angst gehabt hat, benutzt zu werde. Ich meine: Wenn der lange Arm der DDR bis Westberlin gereicht hat, wie weit reichen dann die Arme moderner Schlapphüte? Und: Gab es nicht schon immer auch im taz-Hauptquartier Leute, denen man nicht so recht trauen konnte?

  • D
    denninger

    Ach "Helmut", welche Fragen bleiben für Dich denn wenn Du sie Dir schon selbst beantwortest?

    Im Gegensatz zur DDR betreibt die BRD keinen offensiven Geschichtsrevisionismus.

    Was hat jetzt "DIE LINKE" mit Kurras zu tun? Ist der etwa Mitglied der Partei? Wohl kaum, oder?

    Also, die MfS-Tätigkeit von Kurras ist wohl eher eine Fußnote der Geschichte. Auch die staatlichen Organe der DDR waren durchsetzt mit Spießbürgern und faschistoiden Unterdrückern. Kurras hat weder im Auftrag des MfS noch im Auftrag der Berliner Behörden geschossen. Zur Radikalisierung der Auseinandersetzung führte das Verhalten der Berliner Regierung und weniger der Vorfall selbst. Also, kein 68er braucht sich Gedanken um seine politischen Überzeugungen zu machen, außer er hält das DDR-Regime immer noch für ein System mit einer blütenweißen Weste. Dann ist ihm aber wirklich nicht mehr zu helfen.

  • HR
    Helmut Ruch

    Dass die DDR-Nachrichtendienste im Westen spioniert haben, wie umgekehrt die Westdienste in der DDR, ist ja wohl kein großes Geheimnis. Mal angenommen, die Geschichte stimmt und entpuppt sich nicht nach der Bundestagswahl als eine der üblichen parteipolitischen Einflussnahmen der Birthler-Behörde, so bleiben für mich zwei wesentliche Fragen:

    1. Hat Kurras im Auftrag der Stasi geschossen? Offensichtlich nicht!

    Die Radikalisierung der Studentenbewegung als Produkt von Stasi-Machenschaften hinzustellen, wie es hier unterschwellig versucht wird, ist lächerlich!

    2. Ist er wegen seiner Stasi-Angehörigkeit von einem Westberliner Gericht von der Mordanklage freigesprochen worden? Offensichtlich auch nicht!

    Wäre die bekannt gewesen, wäre er sicher lebenslang im Knast gelandet.

    Was soll also die ganze Aufregung? Ach ja, es ist Wahlkampf, und DIE LINKE muss mit allen Mitteln bekämpft werden!