Start der "action weeks": Aktivisten wollen Ausnahmezustand

Zwei Aktionswochen sollen auf Gentrifizierung aufmerksam machen.

Hausbesetzung eines leerstehenden Bürohauses in Mitte im Mai 2008 Bild: ap

Ab heute befindet sich Berlin in einem "zweiwöchigen Ausnahmezustand" - zumindest, wenn es nach den Organisationen der "action weeks" geht. Zwei Wochen lang will die linke Kampagne "Wir bleiben alle" mit Aktionen für den Erhalt von innerstädtischen Freiräumen kämpfen. Die Tendenz gehe dahin, dass bereits bestehende Freiräume wie besetzte Häuser zunehmend verloren gingen und "das Erkämpfen neuer Freiräume selten erfolgreich" sei, heißt es in dem Aufruf zur den Aktionswochen.

"Es geht vor allem darum, dass viele Menschen kreative Aktionen anbieten", beschreibt Aktivist Thomas Frank* das Programm. Der Kampagne geht es dabei auch um konkrete Projekte: So ist für den 18. Juni die Räumung des Hauprojektes in der Brunnenstraße 183 angekündigt. Das soll im Rahmen der Aktionswochen verhindert werden.

Den Auftakt des Programms bildet eine Demonstration für die Schaffung und Erhaltung von Freiräumen, die am Samstag um 15 Uhr am Potsdamer Hauptbahnhof beginnt. In den folgenden zwei Wochen stehen unter anderem eine Reihe von Workshops, Aktionen und Demonstrationen an. Dabei beziehen die Organisationen auch Veranstaltungen, die eigentlich außerhalb der action weeks stattfinden, in ihr Programm mit ein: So rufen sie zur Teilnahme an einer Demonstration beim Flughafen Schönefeld am kommenden Montag auf, die sich gegen eine Massenabschiebung von Vietnamesen nach Hanoi richtet. Außerdem steht ein Protestzug im Rahmen des bundesweiten Schülerstreiks am 17. Juni am Alexanderplatz auf dem Plan.

Die Polizei zeigte sich im Vorfeld gelassen: "Wir gucken einfach, was sich daraus entwickelt", sagt eine Polizeisprecherin. Man sei aber auf "alles" vorbereitet. Dazu gehört auch der Höhepunkt der beiden Wochen: die Besetzung des ehemaligen Flughafens Tempelhof am 20. Juni. Die Organisatoren halten sich zu dem genauen Vorgehen an dem Tag noch bedeckt.

Klar ist jedoch: Viele kleine Gruppen sollen mit unterschiedlichen Methoden versuchen, den Zaun zu überwinden. Zugute kommt den Aktivisten vor allem die Größe des ehemaligen Flughafens: Ein Zaun mit einer Länge von mehr als sieben Kilometern lässt sich kaum permanent in voller Länge kontrollieren. Aktivist Thomas Frank ist sich sicher, dass die Besetzer auf das Flughafengelände gelangen werden.

"Die action weeks waren erfolgreich, wenn sich die Menschen in Berlin bewusst werden, was in ihrer direkten Umgebung passiert", erklärt Frank das Ziel der Veranstaltungen. Er wünscht sich, dass es im Anschluss eine breite Debatte über Gentrifizierung gibt - nicht nur in der Öffentlichkeit, sondern auch in der Politik.

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