Rassismus in Australien: Protest gegen "Curry prügeln"

Brutale Angriffe auf indische Studenten belasten das Verhältnis zwischen Australien und Indien. Nun beginnen die Inder im Land, sich zu wehren.

Inder demonstrieren in Australien gegen Rassismus, Behörden reden das Problem klein. Bild: reuters

CANBERRA/BERLIN taz | Indiens Tourismusministerin hat am Donnerstag einen geplanten Australienbesuch abgesagt. Kumari Selja verwies auf die dort "vorherrschende Atmosphäre". Das bilaterale Verhältnis ist angespannt, seit sich indische Studenten dort gegen rassistisch empfundene Angriffe wehren. Zuvor hatte schon Bollywood-Superstar Amitabh Bachchan die Ehrendokturwürde der TU Queensland unter Verweis auf die Umstände abgelehnt. In den letzten zwölf Monaten gab es 70 Übergriffe gegen Inder, darunter vier in der zweiten Maihälfte.

Am Mittwoch hatten indische Studenten Indiens Premierminister Manmohan Singh aufgefordert, einzugreifen. Singh hatte im Parlament die "sinnlose Gewalt" gegen seine Landsleute in Australien verurteilt. Am Mittwoch warnte Australiens Premier Kevin Rudd indische Studenten vor Selbstjustiz. Australien sei "für Studenten einer der sichersten Orte der Welt".

Begonnen hatten die Angriffe in Vororten Melbournes, wo Jugendbanden in Zügen indische Studenten ausraubten und misshandelten. Einem Opfer wurde ein Schraubenzieher in den Kopf gerammt. Indische Studenten fordern von der Polizei im Bundesstaat Victoria seit Monaten, weitere "rassistische Angriffe" zu verhindern. Doch die Behörden meinen, Inder seien nicht überdurchschnittlich Opfer. Die Übergriffe seien "nicht rassistisch motiviert". Doch laut Zeugen hätten Angreifer von "Curry prügeln" gesprochen.

Nach einem Massenprotest in Melbourne vor zwei Wochen gab es nach Übergriffen in Sydney auch dort Aufmärsche indischer Studenten. Sie verprügelten drei Passanten libanesischer Abstammung. Laut einer Studentensprecherin verübten in Sydney die meisten Angriffe libanesischstämmige Jugendliche. Die Polizei hat dafür keine Beweise. Ein Vertreter der libanesischen Gemeinde sagt, kaum eine andere Gruppe in Australien wüsste besser, "wie sich rassistisch motivierte Angriffe" auswirkten. Im Zuge des "Krieges gegen Terror" seien Libanesen in Australien jahrelang Ziel rassistischer Attacken gewesen.

Indiens Medien werfen Canberra vor, nichts gegen die Angriffe zu unternehmen. Einige Kommentatoren forderten sogar den Boykott australischer Produkte. Studenten aus Indien und China, die bis zu mehrere hunderttausend Dollar Gebühren bezahlen, sind für Australiens Universitäten finanziell wichtig. Rund 70.000 Inder studieren in Australien und werden im Zusammenhang mit nächtlichen Jobs oft Ziel von Angriffen.

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