Gralshüter unter falscher Flagge

Betr.:Gemeinsam sind wir stark, taz nord, 14.11.

Es liegt in der Natur von Sektierern, Bündnisse zu meiden. Insofern krankt das Linksbündnis in Schleswig-Holstein vor allem an WASG-lern und PDS-lern, die ihre Jünger lieber um den Hausaltar ihrer fundamentalistischen Glaubensgrundsätze versammeln, als für die Interessen der 80.000 Menschen zu debattieren, zu organisieren und zu kämpfen, die dem Linksbündnis im Norden ihre Stimme gaben.

Und da beginnt der Wahlbetrug und nicht in der lächerlichen Frage, ob man dem MdB Lutz Heilmann eine Stasi-Vergangenheit an die Backe kleben kann, weil er seinen Wehrdienst in einer Personenschutzeinheit abgeleistet hat, die formal dem MfS [Ministerium für Staatssicherheit der DDR, die Red.] unterstand.

Es ist ihm nichts vorzuwerfen, das sagen alle. Und dann sagen einige in der Linkspartei und in der WASG, man hätte aber darüber diskutieren müssen, dass da nichts war, das verlangten die Statuten der Partei. Schön, wenn man keine anderen Sorgen hat. Die Wähler der Linkspartei in Schleswig-Holstein haben ganz bestimmt andere Sorgen. Sie dachten, sie hätten eine Partei gewählt, die ihren Sorgen und ihrem Protest eine Stimme gibt.

Es wird Zeit, über die WASG-ler und PDS-ler zu reden, die das Linksbündnis nie wollten und nicht wollen, sich aber vorzugsweise in der Bild-Zeitung und in „Offenen Briefen“ als Gralshüter einer linken Moral im Bündnis aufspielen. Sie segeln unter falscher Flagge, denn sie wollten und wollen keine gemeinsame Partei sondern die Nestwärme einer Sekte, in der sie predigen können, statt Politik zu machen. BERND MICHELS, Kiel, Wahlkampfleiter der Linkspartei in Schleswig-Holstein