NDR-Recherchen: Handel persönlicher Daten floriert
NDR-Reporter konnten innerhalb von Stunden Tausende Datensätze mit Adressen und Bankverbindungen kaufen. Die Behörden sind laut Bundesdatenschützer Schaar heillos überfordert.
HAMBURG ap | Der illegale Handel mit Verbraucherdaten floriert weiter: Reportern des NDR gelang es nach eigenen Angaben innerhalb weniger Stunden, im Internet Tausende Datensätze für wenige hundert Euro zu kaufen, wie der Sender am Mittwoch mitteilte. In den Datensätzen seien neben Namen, Adressen, Telefonnummern und Geburtsdaten auch Bankverbindungen enthalten gewesen.
"Die Angaben stammen offenbar von Gewinnspielanbietern, Versicherungen oder Zeitschriftenverlagen. Über Call Center gelangen sie häufig an Adresshändler", teilte der Sender mit. Insgesamt wurden den Reportern zwei Millionen Daten angeboten. In ihrer Recherche kontaktierten die Journalisten einige der Personen auf den erworbenen Listen, die ihnen von massivem Missbrauch ihrer Daten berichteten. Ohne Zustimmung hätten etwa Glücksspielfirmen regelmäßig Geld von ihren Konten abgebucht.
Der Bundesdatenschutzbeauftragte Peter Schaar zeigte sich von dem Ergebnis der Recherchen nicht überrascht. Die Aufsichtsbehörden seien angesichts der Masse illegaler Daten auf dem Schwarzmarkt überfordert, sagte er dem Norddeutschen Rundfunk. Viele Datenschutzstellen seien personell unterbesetzt.
Vor genau einem Jahr waren die ersten Fälle von illegalem Handel mit Verbraucherdaten-Sammlungen bekannt geworden: Damals hatte ein Call-Center-Mitarbeiter eine CD mit 17.000 Adressen und Bankverbindungen der Kieler Verbraucherzentrale zugeschickt. Danach war eine bundesweite Debatte über den Datenschutz entbrannt. Anfang Juli verabschiedete der Bundestag ein Gesetz, das den Missbrauch von persönlichen Angaben erschweren soll.
Leser*innenkommentare
v.b.
Gast
Was ist wenn die Behörden schon an am Adressverkauf verdienen?
Vor 4 Wochen hat meine Frau im Internet nachgeforscht was über sie so geschrieben steht.
Wir sind laut den Daten stolze Inhaber verschiedener Reformhäuser und Supermärkte in der Region.
Die verschiedenen Verantwortlichen wurden angeschrieben und waren verblüfft, da sie die Daten von der Telekom erworben hatten.
Soweit so gut, aber als letzte Woche ein Brief von der GEZ eintraf mit der Bitte unsere geschäftlich genutzten Rundfunkgeräte anzumelden kam oben gestellte Frage irgendwie von selbst auf den Tisch.
rugero
Gast
Viele Mitbürger machen es den Datensammlern zu leicht, indem sie ihre Kontonummern überall preisgeben, Mailadressen mit Klarnamen benutzen, Telefonnummer sorglos hinterlassen und sich bei jedem dusseligen Gewinnspiel registrieren lassen. Man kann durchaus selber etwas tun.
Das heißt natürlich nicht, daß wir zum großen teill, alle schon gläserne Menschen sind und in un serer Zeit riesige Datenmengen schnell und unauffällig den Besitzer wechseln. Die Telekom hat es uns vorgemacht wie sie Kundendaten an Behörden übergeben hat. Der Bundesnachrichtendienst hat sich Daten von Steuernsündern in Liechtenstein gekauft, usw.
Selbst wenn die Gesetze ausreichen würden, um illegalen Datenhandel zu verfolgen, ist er doch nicht in den Griff zu bekommen. Es wird immer wieder Organisationen und Einzelpersonen geben, die Zugang zu personenbezogenen Daten haben und bei Nachfrage den leichten und schnellen Profit nicht ablehnen.
Es sind ja nicht nur Privatunternehmen, die Akquisitionsdaten suchen, Herr Schäuble und seine Behörden sind mir fast noch unheimlicher.
W. Lorenzen-Pranger
Gast
Verdient Schäuble da eigentlich schon mit?
Stephan
Gast
Wie sollen die paar Hanseln beim "Bundesdatenschutz" das auch stemmen???
Amos
Gast
Das ist ja was man weiß-, für anständige Politik sind sie zu dumm, oder wollen nicht.