Gesundheit: Schlechte Noten für Container

An 17 Hamburger Schulen wird in Containern unterrichtet. Diese Behelfsschulen sollen schadstoffbelastet sein. Die SPD fordert eine Untersuchung.

Aus 100 Containern wurden die elf Klassenräume der Grundschule in Harburg zusammengesetzt. Bild: dpa

Wenn Hamburger Schulen restauriert oder ausgebaut werden, gibt es zum Bedauern der Schüler kein schulfrei. In der Bauphase geht der Unterricht im "Schulcontainer" weiter, oft über Jahre. Doch diese Container könnten nach Ansicht der SPD-Politiker Ties Rabe und Anne Krischok die Gesundheit von Schülern wie Lehrern gefährden. Auf den "fahrlässigen Umgang mit der Gesundheit von Schülern und Lehrern" an den 17 Hamburger Containerschulen sei man erst durch die Vorfälle an einer Grundschule in Harburg aufmerksam geworden, sagt Ties Rabe, Schulexperte der SPD.

Ende Juni klagten Schüler der Grundschule Bunatwiete-Maretstraße über Kopfschmerzen und Übelkeit. Elf Klassen mit mehr als 240 Schülern sind seit Oktober letzten Jahres in der provisorischen Blechschule untergebracht. Die Schulleitung bat die Schulbehörde um Schadstoffmessungen in den Containern. Ergebnis der Untersuchungen, die von der Unfallkasse Nord durchgeführt wurden: während einer Unterrichtsstunde steigt die Kohlendioxidkonzentration auf 2.800 ppm (parts per million). Ein Kohlendioxid-Wert ab 1.000 ppm gilt als "auffällig", Werte über 2.000 ppm sind nach Einschätzung des Bundesumweltamts "inakzeptabel". Müdigkeit, Konzentrationsmangel oder Kopfschmerzen sind die Folgen. Zudem wurden Schimmelpilze an Fußleisten und Weichmacher im Bodenbelag entdeckt.

Seitdem sollen laut Schulbehörde regelmäßig Schadstoffmessungen in der Schule durchgeführt werden. Um die Kohlendioxidbelastungen in der Luft auf ein verträgliches Maß zu senken, wurde den Lehrern geraten, mehrmals pro Unterrichtsstunde zu lüften. An den anderen 16 Containerschulen werden dagegen keine Messungen durchgeführt. "Nur wenn beispielsweise der Hausmeister oder die Lehrer etwas verdächtiges bemerken", sagt Johanna Götze-Weber, Sprecherin der Schulbehörde.

"Es kann nicht sein, dass Schüler und Lehrer als Schadstoffindikatoren eingesetzt werden", sagt die SPD-Abgeordnete Krischok. Es sei Aufgabe der Behörde, die Verträglichkeit der Container zu gewährleisten und zu überprüfen "und nicht erst zu handeln, wenn einer umfällt". Zumindest bei neuen Containern sollten Schadstoffmessungen durchgeführt werden, fordert die SPD. Gerade in Schulen sollten strengere Bestimmungen gelten.

Außerdem lege der Senat nicht offen, welche Anforderungskriterien ein Schulcontainer zu erfüllen habe. Die Schulcontainer der Hansestadt wurden über Ausschreibungen beschafft und stammen daher von verschiedenen Herstellern. Dass geht aus einer kleinen Anfrage der SPD hervor. Umso wichtiger sei eine Schadstoffüberprüfung aller Containerschulen.

Gestern war der letzte Tag der Sommerferien und auch die Schüler der Grundschule Bunatwiete-Maretstraße in Harburg müssen heute wieder in ihre Instant-Schule zurück. "Bevor der Unterricht beginnt, wird die Schule nochmal richtig durchgemessen", versichert Klaudia Gottheit von der Unfallversicherung Nord. Einer der Container, der viele der Beschwerden ausgelöst habe, sei bereits ausgetauscht worden.

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