Kein Stromausfall bei AKW-Abschaltung: Lückenlos glücklich ohne Atom
Durch den Atomausstieg wird der Strom nicht knapp. Selbst nach Aussagen des Energieriesen RWE ist das AKW Biblis für eine sichere Energieversorgung nicht nötig.
BERLIN taz | Eine Doppelabschaltung könnte es ohne Stromlücke geben: Bleibt es beim geplanten Atomausstieg, müsste in den kommenden vier Jahren zuerst der Reaktor Biblis A vom Netz gehen, danach auch noch Biblis B. Zusammen würde somit eine Leistung von 2.500 Megawatt entfallen - so viel wie an keinem anderen AKW-Standort. Zu Stromausfällen wird es wohl trotzdem nicht kommen, denn die Prognosen für erneuerbare Energien zeigen steil nach oben.
Anfang des Jahres freute sich der Energieversorger RWE noch über das "Rekordjahr 2008 für das Kraftwerk Biblis". Mit 20 Milliarden Kilowattstunden haben die beiden Reaktorblöcke das beste Ergebnis in ihrer über 30-jährigen Betriebsgeschichte erzielt. Dass damit vermutlich auch der Profit auf einem Rekordstand geklettert ist, wird in der Pressemitteilung nicht erwähnt. Wenn es beim Atomausstieg bleibt, ist es mit solchen Erfolgsmeldungen bald zu Ende. Doch die Union könnte nach den Wahlen längere Laufzeiten durchsetzen.
Für eine sichere Energieversorgung ist das Atomkraftwerk Biblis jedoch nicht nötig, heißt es sogar selbst beim Betreiber RWE. "Aber das muss man im Gesamtkontext betrachten", betont ein Unternehmenssprecher. Würden in der nächsten Legislaturperiode nämlich wie geplant sieben Reaktoren abgeschaltet, seien Versorgungsengpässe nicht auszuschließen.
Die Serie: Die sieben ältesten Atomkraftwerke müssen laut Atomkonsens in der nächsten Legislaturperiode abgeschaltet werden. Union und FDP aber wollen das verhindern. Die taz nennt in einer Serie über diese AKWs sieben gute Gründe für den Ausstieg.
Das Argument heute: Warum die AKWs ohne Stromlücke abgeschaltet werden können. Beispielhaft aufgezeigt am AKW Biblis B (Alter: 33 Jahre).
Die Demo: Für den 5. September rufen die Anti-Atom-Initiativen zu einer großen Demonstration unter dem Motto "Mal richtig abschalten!" nach Berlin. Die Veranstalter sprechen von der "größten Anti-AKW-Demo, die Berlin je gesehen hat". Aus über 100 Städten fahren Busse und Sonderzüge.
Der Service: Mehr über und von Initiativen nicht nur von Atomkraftgegnern finden Sie auf www.bewegung.taz.de
Beim Bundesumweltministerium hört sich das dagegen ganz anders an: "Dass ohne Atomstrom die Lichter ausgehen, gehört zu den ältesten Propagandamärchen der Atomlobby", erklärt Minister Sigmar Gabriel (SPD). Eine Studie des Umweltbundesamtes aus dem März des vergangenen Jahres zeigt, dass die Klimaschutzziele der Bundesregierung erreicht und die Versorgungssicherheit gewährleistet werden kann - unter Beibehaltung des geplanten schrittweisen Atomausstiegs.
Die Untersuchung des Bundesamtes geht allerdings davon aus, dass das Ausbauziel bei der regenerativen Stromerzeugung erreicht wird: Im Jahr 2020 soll ihr Anteil nach Willen der Regierung 30 Prozent betragen. Bei RWE hingegen glaubt man nicht, dass umweltfreundliche Energien die Atomkraft "innerhalb so kurzer Zeit" ersetzen könnten. Das seien "keine realistischen Annahmen".
In der Vergangenheit wurden die Regierungsziele jedoch von der Realität noch weit übertroffen: Bis 2010 waren 12,5 Prozent Erneuerbare angepeilt, schon im Jahr 2007 lag der Anteil bei rund 14 Prozent. Der Bundesverband Erneuerbare Energien (BEE) geht nun davon aus, dass im Jahr 2020 knapp die Hälfte des Stroms aus regenerativen Energien kommt - falls es beim Atomausstieg und Erneuerbaren-Energie-Gesetz (EEG) bleibt.
"Der zügige Ausbau würde den wegfallenden Atomstrom mehr als kompensieren", sagt BEE-Pressesprecher Daniel Kluge. Eine Stromlücke kann er nicht erkennen, vielmehr sei Stromüberfluss das Problem. Dann sei das Leitungsnetz überfordert und die regenerativen Kraftwerke würden ihren Strom nicht los.
Leser*innenkommentare
Helmuth
Gast
@Oliver Schumacher: Die für diese Tabelle angegebene Quelle ist absolut glaubwürdig, von der AGEB kommen grundsätzlich fast alle amtlichen Zahlen zur Energiebilanz
Peter Wald / IG-Strahlenschutz
Gast
Eine Energiewende ist in Deutschland nur gegen das Atomstrom-Quartett möglich .
Beleg:
http://www.fair-news.de/news/--/15553.html
Mit freundlichen Grüßen
Peter Wald
Oliver Schumacher
Gast
Lieber Strompeter,
du behauptest, dass es nachweisbar ist, dass das Stromhandelssaldo Deutschlands importlastig sei. Wenn es denn nur so wäre...
Die beste Zusammenfassung habe ich bei Wikipedia gefunden, wohl weiß ich aber, dass diese Quelle keine wissenschaftliche ist. Allerdings stimmen die Werte im Abgleich mit dem VDEW oder dem BEE.
Deutschland EXPORTIERT - um das richtig zu stellen - seit den letzten Jahren, in denen EE kontinuierlich erstarkt sind, elektrische Energie:
2003: 8,1 TWh
2004: 7,3 TWh
2005: 8,5 TWh
2006: 19,8 TWh
2007: 19,1 TWh
2008: 22,5 TWh
http://de.wikipedia.org/wiki/Energiemarkt
Ich hoffe, das genügt.
Beste Grüße.
marina
Gast
Strompeter hat so wenig Ahnung von der Materie, z.B. den Möglichkeiten regenerativer Energie-Netze, dass es echt peinlich ist. Da helfen auch Zahlenspielereien nicht. Wahrscheinlich weiß er nicht einmal was eine schwimmende Windkraftanlage ist.
be. wa.
Gast
ach, ehemaliger Bürger G. mit seiner Lehrerphobie und seinen pseudologischen Argumenten nennt sich jetzt wohl Strompeter?
Strompeter
Gast
Schön wie sich der arme Lehrer wieder seine Welt zusammenwünscht. Er hat eben noch nicht verstanden, dass KKWs Grundlast sichern. Das können fluktuative Energiequellen wie Wind und Sonne nicht. Denn keiner knipst das Licht aus, weil gerade kein Wind weht. Naturgesetze richten sich nicht nach unwissender und/oder ignoranter grüner Polemik.
Die Stromlücke die durch den Wegfall der 21,5 GW Kernstrom entsteht, müssen wir dann aus dem Ausland zukaufen. In der Slowakei und in Frankreich. Atomstrom aus KKW die nachweislich niedrigere Sicherheitsstandards als unsere deutschen Anlagen haben. Können wir uns dann mit "atomstromfrei" brüsten? Wohl kaum. Die Energiebilanz aus Import und Export ist bereits heute leicht importlastig. Das ist nachweisbar. Nach dem Ausstieg kommen dazu nochmal 21,5 GW dazu. Würde dann gern das Gesicht des Oberpolemikers sehen, wenn er seine Stromrechnung öffnet. Nukleare Grüße
Andreas H.
Gast
Hurra, Kein Stromausfall bei AKW-Abschaltung! Das sind doch mal gute Neuigkeiten.
ABER: "Eine Stromlücke kann er nicht erkennen, vielmehr sei Stromüberfluss das Problem. Dann sei das Leitungsnetz überfordert und die regenerativen Kraftwerke würden ihren Strom nicht los."
Das Problem des Stromüberflusses kenne ich bereits, aber, dass es keine Stromlüke geben soll? Da bin ich noch ein wenig skeptisch.
Erhard Renz
Gast
Warum lügt der RWE Pressesprecher?
RWE selbst veröffentlicht 30% erneuerbare Energie bis 2015? Wo? Na hier:
http://www.eeg-kwk.net/cps/rde/xbcr/eeg_kwk/2009-05-11_EEG-Mittelfristprognose-bis-2015_mitUeNB-Logos_Fussnote-korr.pdf
oder kommentiert
http://www.sonnenfluesterer.de/?p=1266
marina
Gast
@ Hermann Mahr: Sie haben einfach noch nicht verstanden, wie Sprache funktioniert.
be. wa.
Gast
"... die Prognosen für erneuerbare Energien zeigen steil nach oben. ..."
das ist richtig, aber diese prognosen erfüllen sich nur, wenn die für erneuerbare energien engagierten weiterhin aktiv bleiben, sei es durch protestaktionen, sei es durch entsprechende stimmabgabe bei wahlen, sei es durch stromwechsel-aufrufe (je euro umsatz investieren echte ökostromanbieter viel mehr cent in den ee-ausbau).
eine gute argumentationshilfe ist z.b. der neue Plan B 2050 von Greenpeace:
-- Langfassung (1,2 MB)
www.greenpeace.de/fileadmin/gpd/user_upload/themen/klima/Plan_B_2050_lang.pdf
-- Datenblatt (Stichpunkte) (168 kb)
www.greenpeace.de/fileadmin/gpd/user_upload/themen/klima/FS_Datenblatt_Plan_B_2050_endv.pdf
Eigtl. wäre sogar noch mehr Klimaschutz bei gleichzeitigem Atomausstieg möglich, als dieser Plan berechnet. Eine entscheidende Rolle hätte dabei der Ausbau von http://de.wikipedia.org/wiki/Schwimmende_Windkraftanlage n , sowie wirksamere Energiesparmaßnahmen, inklusive Vorschrift leichterer Karosserien bei Kfz (die mit Karbon etc. längst möglich sind), auch für E-Cars und vieles andere.
Hermann Mahr
Gast
Wann lernen die lieben eifernden Mitmenschen, daß man Ernergie nicht erneuern kann.Energie kann man nur umwandeln.
Daran ändert auch nicht die beschämende Tatsache, daß die Bundesregierungmit dem Gesetz über "erneuerbare" Energien beschlossen und verkündet hat.