Erster Satellit der Bundeswehr im All: Eine Milliarde für Internetanschluss

Für eine Milliarde Euro erschließt sich die Bundeswehr einen eigenen weltweiten Internetzugang. Weitere Satelliten sollen folgen. Der Betrieb wird von Zivilisten der DLR übernommen.

Internet für die Streitkräfte: PR-Fotomontage des Herstellers Astrium. Bild: astrium gmbH/dpa

BERLIN taz | Wenn das Wernher von Braun noch erlebt hätte: Etwa 70 Jahre, nachdem er unter den Nazis die ersten militärisch nutzbaren Raketen auf den Weg gebracht hat, startet die Bundeswehr den ersten offiziell deutschen militärischen Satelliten. Das Ding heißt SatcomBw-1. Es ist ein Kommunikationssatellit. Er ermöglicht die Übertragung von Bild und Ton; mobile Internetterminals sollen über ihn laufen und die Soldaten vor Ort mit den Ortungs- und Einsatzzentren verbinden.

Die Trägerrakete Ariane mit dem knapp 2,5 Tonnen schweren Satelliten an Bord hob in der Nacht zum Freitag kurz vor Mitternacht MESZ vom Weltraum-Bahnhof Kourou in Südamerika ab. Gut eine halbe Stunde später wurde er im All ausgesetzt. Der Start kann hier beobachtet werden: www.videocorner.tv.

Ein zweiter Satellit SatcomBw-2 soll bis Mitte nächsten Jahres folgen. Mit dem Projekt will sich die Bundeswehr von kommerziellen Anbietern unabhängig machen. Im Laufe des Jahres 2010 soll das Gesamtsystem einsatzbereit sein und in die Zuständigkeit der Streitkräftebasis übergehen.

Bisher musste die Bundeswehr von Satellitenfirmen Kapazitäten mieten, um ihren Funkverkehr mit den entlegenen Einheiten am Horn von Afrika oder Afghanistan abzuwickeln. Es ist außerdem ein Schritt weg von der totalen Abhängigkeit von den US-Streitkräften im Satelliten-Bereich.

Manche Stäbe der Bundeswehr träumen schon Jahrzehnte von eigenen oder im Verbund mit Frankreich oder anderen europäischen Verbündeten betriebenen Satelliten auch für Spionage oder Ortung. Hier gibt es bisher nur punktuelle Gemeinschaftsprojekte.

SatcomBW ist ein militärisch-ziviles Projekt: Rund 30 Ingenieure und Wissenschafter beim Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) in Oberpfaffenhofen bei München kümmern sich rund um die Uhr um den Betrieb der beiden Bundeswehrsatelliten. Sie sollen ein Gebiet von Amerika nach Ostasien abdecken. Unter anderem für die Kommunikation der Truppen auf dem Balkan, in Afrika oder in Afghanistan mit dem Hauptquartier in Potsdam. Die DLR verwaltet unter anderem die Raumfahrtforschung der Bundesrepublik und hat etwa 5.700 Mitarbeiter.

Bisher wurden Kapazitäten kommerzieller Anbieter eingekauft. Das wird allerdings nach Bundeswehr-Angaben weiter notwendig sein. Die Gesamtkosten für Bau, Start und Betrieb der beiden Satelliten, die 15 Jahre nutzbar sein sollen, liegen nach Angaben der für den Start verantwortlichen EADS-Raumfahrttochter Astrium bei einer Milliarde Euro. Die Bodeninfrastruktur kommt von der luxemburgischen Firma ND Satcom. Auch die französische Alcatel Alenia Space ist am Bau beteiligt.

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