: Fragwürdige Absage
Türkischer Generalkonsul will nicht zum „Armenischen Oratorium“ zum Gedenken an den Völkermord kommen
Bremen taz ■ „Armenisches Oratorium“ heißt das Konzert-Projekt der Bremer Chorwerkstatt, das heute und am Totensonntag zum Gedenken an den Völkermord im Osmanischen Reich vor 90 Jahren in der Kirche „Unser Lieben Frauen“ aufgeführt wird. Die Organisatoren, die – mit mäßigem Erfolg – auch türkische Musiker einbeziehen wollten (taz berichtete), haben auch den türkischen Generalkonsul Karl Grabbe eingeladen. Der hat abgesagt – und „bedauert, dass eine derart fragwürdige Veranstaltung in einer Kirche stattfindet“.
In dem Gedenkkonzert und seiner Begründung komme, so Grabbe, „eine verdeckte Ausländerfeindlichkeit und Islamfeindlichkeit zum Ausdruck“. Er bezweifelt, dass es 1,5 Millionen ermordete Armenier und einen Völkermord gegeben habe. „Ehe die seinerzeitigen Ereignisse nicht abschließend durch neutrale Historiker aufgeklärt sind, wie es sich die Türkei schon lange wünscht“, sieht er nur den Versuch, einen „Keil zwischen die Integrationsbemühungen“ zu treiben. „Die von den Algeriern geforderte Anerkennung eines Völkermordes an der algerischen Bevölkerung durch Franzosen wäre für Sie sicherlich auch ein dankbares Thema“, schlägt er vor. Und überhaupt: Die „Initiative zur Umsiedlung aufständischer Armenier“ sei von deutschen Generälen ausgegangen.
Über die Gedenkplatte an der Parkstraße, die zum „90. Jahrestag des Völkermordes“ an die 1,5 Millionen Toten erinnert, ist das Wort „LÜGE“ gekratzt. kawe