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Pro & ContraIst Günter Wallraff ein Aufklärer?

Für sein neues Undercover-Projekt war Günter Wallraff als Schwarzer unterwegs. Predigt er mit dieser Aktion zu den Bekehrten oder schafft er wichtige Aufmerksamkeit?

Die Ersatzperücke wartet: Wallraff wird Kwami. Bild: x-verleih

Nein!

sagt Cristina Nord, Filmredakteurin der taz

Aufklärung schlägt in Gegenaufklärung um, solange sie kein Bewusstsein von ihren Voraussetzungen entwickelt. Um darüber aufzuklären, wie rassistisch es in Deutschland zugeht, hat sich Günter Wallraff schwarz schminken lassen und auf die Reise durch Kleingartenkolonien, Regionalzüge, Prollkneipen und Fußballplätze begeben. Dort schlägt dem als Afrikaner verkleideten Journalisten kaum etwas anderes als Ablehnung, Feindseligkeit und Ressentiment entgegen. Zwei versteckte Kameras sind Zeugen.

Wallraffs grotesk anmutende Verkleidung hat einen unseligen Hintergrund: den des Blackfacing und der Minstrel-Show, einer Form des populären Entertainments, die am Ende des 19. Jahrhunderts in den USA aufkam. Schwarz geschminkte Weiße mimten Schwarze, damit andere Weiße darüber lachten. Die unterschiedlichen Einwanderergruppen konnten über ihre Differenzen hinweg Zusammenhalt aufbauen, indem sie sich über diese "Anderen" mokierten. In den USA wurde dieses Phänomen ausgiebig diskutiert, man denke nur an Spike Lees böse, vielschichtige und zugleich sehr grobe Filmpolemik "Bamboozled" aus dem Jahre 2000. In Wallraffs Film findet sich von alldem kein Wort; genauso wenig denkt er darüber nach, warum er sich überhaupt verkleiden musste. Er hätte in Deutschland lebende Afrikaner und Afrodeutsche bitten können, die Reise durch Deutschland anzutreten, er hätte sie interviewen können, er hätte ihre Erfahrungen sichtbar machen können, anstatt diese Erfahrung als verkleideter Somalier nachzuholen und sie sich dabei anzueignen.

Mehr noch: Wallraff predigt zu den Bekehrten. Den Rassismus findet er in erster Linie im kleinbürgerlichen Mief, in einer Sphäre der Gesellschaft, von der sich der liberal gesinnte Bürger sowieso abwendet. Die Kleingärtner, Hundetrainer und Fußballfans verhalten sich genau so, wie man es vom hässlichen Deutschen erwartet. Das gibt demjenigen, der sich für aufgeschlossen hält, einen "Anderen", von dem er sich nur abgrenzen muss, um sich der eigenen Liberalität zu vergewissern. Und das ist keine Aufklärung, sondern Ressentiment.

Ja!

sagt Daniel Bax, Meinungsredakteur der taz

Der alltägliche Rassismus, dem sich dunkelhäutige Menschen in Deutschland ausgesetzt sehen, ist kein Staatsgeheimnis. Prominente Journalistinnen wie Noah Sow und Mo Asumang oder Musiker wie das Hiphopkollektiv Brothers Keepers haben mehr als einmal darauf hingewiesen, Dutzende von Antirassismusinitiativen arbeiten dagegen an. Es musste also nicht erst ein Günter Wallraff kommen, um auf das Problem aufmerksam zu machen.

Und doch: Ohne Günter Wallraff wäre das Thema jetzt nicht wieder auf allen Kanälen. Dass Wallraff gerne in eine fremde Identität schlüpft, um aus eigener Anschauung über Missstände zu berichten, ist sein Markenzeichen. Diese Methode ist umstritten, seit er seine Karriere als Undercoverreporter begann. Der Vorwurf, dass es ihm dabei mindestens so sehr um eitle Selbstvermarktung wie um die Sache selbst gehe, ist fast so alt wie seine ersten "Industriereportagen" aus den späten Sechzigerjahren.

Heute kann man Günter Wallraff zudem vorwerfen, dass er in seiner neuen Rolle als Pseudosomalier offene Türen einrennt: "Wir" wissen das doch alles schon, außerdem kann man das ja überall nachlesen. Ja und? Solange es Leute gibt, die in Zweifel ziehen, dass rassistische Diskriminierung hierzulande noch immer zum Alltag gehört, so lange trägt ein Günter Wallraff zur Aufklärung bei.

Dass einem weißen Journalisten wie Günter Wallraff als vermeintlich "neutralem" Zeugen mancherorts mehr Glaubwürdigkeit zugebilligt wird als vielen unmittelbar Betroffenen selbst, kann man beklagen. Auch, dass Medien komplexe Sachverhalte gerne auf schlichte Personalitystorys reduzieren. Aber so ist es eben.

Man darf aber Wallraff nicht zum Vorwurf machen, dass die deutsche Mediengesellschaft so funktioniert, wie sie funktioniert. Dass er vor allem für ein weißes Publikum in eine Rolle schlüpft und die Reflexe der Medien so gut zu bedienen weiß, ist so lange kein Problem, wie er damit wirklichen Problemen mehr Aufmerksamkeit verschafft. Denn Aufmerksamkeit ist in unserer Mediengesellschaft ein rares Gut.

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44 Kommentare

 / 
  • KC
    Karl Cervik

    Ich wsrte immer noch darauf, dass der Aufklärer Wallraff mir erklärt, warum er mir für die Veröffentlichung seines Fotos auf meiner Homepage

    (burlim.de) 400 Euro über einen Anwalt abknöpfte.

     

    Freundliche Grüße

    Karl Cervik

  • R
    Ruhrpott

    Bei den durchgeknallten Typen, die wegen einem Fussballspiel von Cottbus nach Dresden fahren und sich auch noch "Fans" nennen, würde ich mich noch nicht mal als Normalbürger trauen mitzufahren.

     

    Auch ein Fussballfan

  • AA
    Albert Anglia

    Bravissimo, lieber Günter, du bist dir treu geblieben, eben ganz der alte, nicht so ein wendehals, von denen es in der Berliner Republik schon mehr als genug gibt! Heute Grün, morgen FDP.

    Die lektüre von Wallraffs buchprojekt "Ganz unten" hat mich in meiner politischen sozialisation seinerzeit mehr zum nachdenken über gesellschaftliche misstände gebracht als sämtliche evangelische oberlehrerinnen und oberlehrer, die meist besser wussten, was geht und was nicht, was opportun sei und was nicht.

     

    Meines erachtens hat Günter Wallraff die gabe, aufklärung mit ironie und satire zu verbinden. Seine undercoverprojekte haben originären biss, weil sie das verdrängte und abgespaltene der bürgerlichen mitte bis ins groteske spiegelnd aufspüren, über das man ja als gehobener linksliberaler lieber die nase rümpft als sich damit zu konfrontieren. Nein, was denn, igitigitt...

     

    Medienrummel und schaulustigkeit war ja wohl noch nie eine stärke des nachkriegslinken deutschen bildungsbürgertums. Man gibt sich eher kleinbürgerlich aufgeklärt, mit aufgesetzter ernster miene und erhobenem zeigefinger, wie Lehrer Lämpel bei Wilhelm Busch. Wenn es nicht die ganze wahrheit ist, hat es kein niveau.

     

    Um so mehr freue ich mich auf den start von Günter Wallraffs Kinofilm: "Schwarz auf Weiss - Eine Reise ins Landesinnere." - Ein bisschen lachen über die banalität des bösen wird ja wohl erlaubt sein!?

  • W
    werner

    „Weiße sind die besten Opfer“

     

    Kommentar von Sheila Mysorekar

    taz 24.10.

     

    Eine Undercover-Reportagenaktion von Wallraff mit dem kölschen Karneval zu vergleichen ist schon selten dämlich.

    Warum, so fragt sie scheinheilig, verkleidet sich ein weißer Journalist als Schwarzer? Wo er doch auch Schwarze interviewen könnte?

    Oh mein Gott! Liebe Kollegin, zweiteres wäre Berichterstattung aus zweiter Hand. Und wenn es bislang fast niemand der Sklavenarbeiter aus anderen Ländern geschafft hat, ein Buch über das Elend zu schreiben, dann sollte man doch nicht ausgerechnet demjenigen in den Hintern treten, der ersatzweise seine Gesundheit geopfert hat um das Manko auszugleichen und ihn auch noch des geradezu rassistischen („ich schreibe für euch dumme Schwarze“) Paternalismus bezichtigen!

     

    Es ist doch logisch, dass ein Weißer mit entsprechender Sozialisation den alltäglichen Rassismus, der einem Schwarzen entgegenschlägt und den dieser teilweise schon als gegeben hinnimmt, anders erlebt. Ein ähnliches Experiment hat Grace Halsell, Mitarbeiterin von L.B.Johnson, Anfang der 70er Jahre in den USA gemacht, als sie sich mit Medikamenten langsam in eine Schwarze verwandelte und den alltäglichen Rassismus in Harlem un den Südstaaten aufzeichnete. (Halsell: Ich war eine Schwarze, Hoffmann & Campe).

    Heute wird ihr Buch als Grundstein eines Umdenkens von Millionen Weißen in den Staaten zum Thema Rassismus gesehen und hat sicher auch einen (kleinen) Beitrag dazu geleistet, dass ein schwarzer US-Präsident heute möglich ist.

     

    Ja, liebe Aktivistin der „Initiative Schwarze Menschen in Deutschland“, von denen man wahrscheinlich deshalb so wenig hört, weil sie gerade so viele authentische Erlebnisromane schreiben: Wallraff kann sich tatsächlich viel besser ausdrücken als die meisten Alis, Mohammeds, Peters, Wilhelms, Sonjas, Ottos oder Sheilas. Und wenn sie meint, dass nur „echte“ Schwarze über Schwarze und nur „echte“ Türken ihre Realität beschreiben können, dann können nach diese verquasten Theorie wohl auch nur „echte“ Deutsche über Deutsche schreiben und nur „echte“ Nazis. . .na, klingelts irgendwo?

  • K
    Klaus

    peinlich wie hier immer wieder das thema des "umgekehrten rassismus" oder der "deutsch- bzw. inländerfeindlichkeit" zur sprache kommt und somit versucht wird den eigentlichen und wesentlich relevanteren rassismus und die brutale gewalt gegen migranten und andere minderheiten zu relativieren. armselig und widerlich!!

  • VV
    Volker Vonssen

    Herr Wallraff erinnert mich in seiner neuen Verkleidung an "Borat" - mal sehen, ob er auch noch zum "Brüno" wird!

  • A
    Achim

    Nein, Wallraff ist kein Aufklärer, sondern genauso wie jeder Bildreporter Sensationslüstern. Was wäre wenn Wallraff nicht mit solchen "Sensationsberichten" immer wieder Schlagzeilen machen will. Er wäre wahrscheinlcih Pförtner bei der Bild-Zeitung. Nur mit dieser fast schon rasistischen Niedermachung der Deutschen fühlt diser Mann wohl. Alles ist schlecht, ausser der Kohle die er mit diesen "Berichten" verdient, soll er doch mal die Tandiemen die er damit verdient für gemeinnützige Organisationen spenden.

  • T
    Thomas

    "Den Rassismus findet er in erster Linie im kleinbürgerlichen Mief, in einer Sphäre der Gesellschaft, von der sich der liberal gesinnte Bürger sowieso abwendet."

     

    Und sowas im guten alten Arbeiterkampfblatt. Naja, wirklich anders wart Ihr ja noch nie drauf, Selbstentlarvung in dieser Deutlichkeit gabs aber trotzdem selten.

  • E
    Eibi

    Selten soviel Quatsch gelesen wie über Wallraff und seine neue Reportage. Wallraff wäre nicht Wallraff, wenn er anders vorgehen würde. Mit anderen Methoden käme einmal mehr eine Betroffenheitsreportage heraus, die sowieso nur jene lesen und zur Kenntnis nehmen, die am Thema interessiert sind. Wallraff erzeugt Aufmerksamkeit in einer informationsüberfluteten Gesellschaft.

    Danke, Günter Wallraff !

  • MW
    Mutig wäre

    Ich empfehle Wallraff unverkleidet, also als Weißer, über Rassismus in Südafrika zu berichten.

    Sollte er überleben, wäre selbst er geläutert.

    Ich bezweifle aber, daß sich diese Erfahrungen hier verkaufen lassen!

  • A
    Andi

    Ich finds gut ! es ist eher eine Selbsterfahrung für wallraff als alles andere!

     

    Weil "wir" als hellhäutige Menschen werden es nie verstehen wie es ist als afrodeutscher in deutschland zu leben weil wir nicht jeden tag mit dieser ausgrenzung leben müßen! Den es ist egal wo du in deutschland bist man erfährt Sie überall!

  • HL
    Heinz-Josef Lücking

    Es ist schon ein gewaltiger Unterschied, ob ein Journalist aus der Ich-Perspektive einen Sachverhalt beschreibt oder indem er Dritte befragt. Diese, Wallraffs, Ich-Perspektive ist daher nicht so einfach durch andere Perspektiven austauschbar. Es ist zudem fraglich, ob sich Personen von der Brillianz Wallraffs finden lassen

  • O
    ohnigut

    Wallraffs Kritiker übersehen eines: Berichten echte Schwarze von Diskriminierung oder filmen sie diese versteckt, wären beim Betrachter immer 1. Larmoyanz-Verdacht und 2. die Suche nach den je individuellen Umständen erzeugt:

    1. Ja, klar, ist nicht so toll, dass man in Deutschland benachteiligt wird aufgrund der Hautfarbe, aber es gibt ja wohl schlimmeres ... Ich darf an die Bill-Cosby-Diskussion vor einigen Jahren erinnern, als etablierte Schwarze in den USA den Unterschichtangehörigen vorhielten, sie jammerten immer darüber Rassismus-Opfer zu werden, anstatt sich selbst am Riemen zu reißen. Jede/r Schwarze/r in Deutschland kennt diese Vorhaltungen zur Genüge.

    2. Liegt es vielleicht auch mit daran, dass er/sie sehr jugendlich, arrogant, unangemessen gekleidet/redet usw. ... aussieht?

    Bei mir hat es mehrere Jahre Verheiratetsein mit einer Dunkelfarbigen gebraucht, bis ich durch bestimmte Situationen hindurchsehen und die Wiederholungen im Verhalten Dritter erkennen konnte, die sich nicht durch individuelle, je spezifische Umstände erklären lassen.

     

    Ergebnis:

    Deutschland ist weiterhin offen und versteckt rassistisch - in der Fläche, aber auch in den Metropolen, in allen Schichten. Und Kleingärtner, Camper oder Fußballfans gehören nun mal empirisch zu der Gruppe, aus der sehr häufig Nationalismus und Rassismus offen zu Tage tritt. Und solange an der ewig gestrigen Kategorie Nationalismus festgehalten wird (und zwar mittlerweile fast am meisten im Sport, das hat sich zum Pfuhl der Reaktion entwickelt, während vorgegaukelt wird, die Migranten in den Nationalauswahlen wären Zeichen besonderer Progressivität), wird sich daran kaum etwas ändern.

    Konsequenz: Profi-Sport abschaffen, Kleingärten und Campingplätze planieren!

  • R
    Revolverman

    hallo

    wir sollten das experiment umdrehen und in israel als plästinser rumlaufen. das wäre doch einma polarisierend.

     

     

    mfg

     

    ps: erst denken dann handeln

  • AO
    Anton Olewhitey

    Der Leserkommentar von Hugues weiter oben stimmt nicht. Wallraff zeigt gerade, dass er überzeugend rüberkommt und wie imaginär äußere Erscheinung sein kann.

    Eigentlich sind Hautfarbe,Geburtsort, Geschlecht Dinge, die man (trotz Schminke) nicht ändern kann: Es ist kein Verdienst, schwarz oder weiß, Mann oder Frau, Homo oder Hetero, Deutscher oder Afrikaner zu sein - es ist einfach so. Ein halbwegs intelligenter Mensch nimmt das zur Kenntnis und ist neugierig auf die Begegnung.

    Wenn Wallraff seine Position nützt, um Rassismus zu dokumentieren, bin ich sehr froh - es hilft allen Antirassisten. Er ist sehr mutig. Deshalb - gemeinsam sind wir stark. Rassismus in diesem Land ist eine fundamentale Alltagserfahrung; Ämter und Behörden können Menschen wegen ihrer Herkunft das Leben zur Hölle machen; das können sie nur, weil sie noch nicht genügend isoliert sind.

  • B
    bichette

    wenn einer einen finger in die offene wunde "fremdenfeindlichkeit" legen darf, dann ist es wallraff.

     

    abseits von allen mäkeleien, nur durch spektakuläre methoden werden die medien wachgerüttelt und reagieren.

     

    fremdenfeindlichkeit ist nur der anfang einer nach und nach weiter um sich greifenden ausgrenzung von minderheite. die euthanasie hat auch einmal in den köpfen begonnen, bevor sie von den nazis planmäßig ausgeführt wurde.

  • H
    hto

    Die URSACHE aller Probleme symptomatischen Kommunikationsmülls ist, seit der "Vertreibung aus dem Paradies", der Wettbewerb um das "Recht des Stärkeren" der nun "freiheitlichen" Marktwirtschaft - ich sehe und höre nichts was darauf schließen läßt Wallraff macht in Bewußtseinsentwicklung bis zur Ursachenbekämpfung!?

  • LL
    lila luder

    Es geht Herrn Wallraff doch in erster Linie um seine Selbstinszenierung. Denn den Proletenrassismus vorzuführen ist keine Kunst. Den latenten Rassismus eines Herrn Sarrazin zu entlarven daher schon etwas mühsamer, genauso wie den intellektuellen und linken Rassismus, der in Form von weißem Rasismus, positivem Rassismus, Paternalismus und Utilitarismus in Erscheinung tritt.

     

    Außerdem ist Herrn Wallraff kein Mittel zu schade, um PR für seinen Film zu machen. So saß er in der vegangenen Woche als Gast beim Sat1-Frühstücksfernsehen, einer Art filmgewordener Bildzeitung. Diese Form des Journalismus hat Wallraff doch stets bekämpft?

  • PS
    Peter Schmitt

    @Von Hugues de Fer:

    Sie sind also der Meinung der Film ist komplett gestellt?

    Die wenigen Ausschnitte, die ich bisher im Fernsehen schon sehen konnte, beweisen meiner Meinung nach etwas anderes und stimmen mich zudem nachdenklich.

    Bevor man schlaue Sprüche klopft, sollte man sich den Film vielleicht erst einmal anschauen.

    Ich kenne sonst keinen der rund 82000000 Einwohner in Deutschland, die/der bisher den Mut zu einer solchen Aktion gehabt hätte.

    Haben Sie den Mut sich unverkleidet einer Gruppe Somalier (o. a.) anzuschließen und ein Jahr den Alltag zu erleben?

  • H
    HRolf

    Gottseidank hat Wallraff die Öffentlichkeit auf diesen Missstand ihres Verhaltens aufmerksam gemacht.

     

    Die Nazis sehen in den darin verdeutlichten deutschen Spießbürgern jedoch auch ein von ihnen bisher schon nicht vernachlässigtes Klientel, das weiter aufgehetzt werden muss.

     

    Wenn die Politik nicht handelt, ist sie bereits heute mitschuldig an einer Eskalation des Fremdenhasses: zuerst die Ausländer, dann die von den Reichen zu Asozialen gemachten Menschen mit geringem Einkommen, dann die Behinderten, die wiederum (im Nazi-Jargon) zu unnötigen Kostenträgern gemacht werden.

     

    Geschichte lehrt uns nur eines: dass sie uns leider n i c h t s lehrt.

     

    Wallraff hat sich auch mit diesem Beitrag Verdienste erworben, an denen die kleinbürgerlichen Mäkeleien mancher Leserbriefschreiber abprallen müssen.

  • W
    Westberliner

    Man kann Wallraff und seine Engagement gut heißen oder nicht. Eins steht auf jeden Fall fest, dass er uns immer und immer wieder auf Missstände in unserer Gesellschaft hinweist.

    Ich habe z. B. einen guten Freund, der eine dunkle Hautfarbe hat. Durch Wallraff sehe ich ihn jetzt auch mit ganz anderen Augen.

  • T
    Thomas

    Günter Wallraff mit Minstrel-Shows in Verbindung zu bringen ist einfach nur unverschämt - die sonst übliche NS-Keule stand wohl gerade nicht zur Verfügung. So wie ich es verstanden habe, hat sich Günter Wallraff nicht deswegen anmalen lassen, um sich über Afrikaner lustig zu machen.

     

    Und was ist schon dagegen einzuwenden, wenn einer versucht, selbst in die Haut anderer zu schlüpfen. Ich wüsste auch nicht, was es darüber groß nachzudenken gäbe. Das verwerfliche an den Minstrel Shows bestand schließlich nicht in der schwarze Farbe im Gesicht der Musiker sondern in ihrem verächtlichen und rassistischen Spiel.

     

    Und ob sich Rassismus nun gegen einen echten oder vermeintlichen Somalier richtet, macht letztlich keinen Unterschied, es bleibt Rassismus.

     

    Und wieso predigt Wallraff zu den Bekehrten, und vor allem, bekehrt wovon? Und was ist das für ein Bild, welches hier gezeichnet wird: liberal gesinnte Ex-Rassisten und falsche Neger dringen in die kleinbürgerlichen Ghettos ein um über die armen Menschen in ihrem Mief die Nase zu rümpfen. Aber das Bild wird wohl gebraucht, um Herrn Wallraff genau das selbst zum Vorwurf zu machen, worauf er hinweist: Ressentiments.

     

    Der Artikel ist einfach nur eklig.

  • S
    StanLibuda

    Moin zusammen!

     

    Was zur Hölle sind Afrodeutsche?

    Sowas wie germanische Negroiden?

    Oder teutonische Schwatte?

     

    Jedenfalls ist in meinem Umfeld noch kein

    Mensch irgendeiner Hautfarbe oder Herkunft

    beleidigt worden, wenn er sich benommen hat.

     

    Paßt vlt. nicht zum Thema, aber ich erlebe immer mehr "Deutschfeindlichkeit" mir und insbesondere meiner Frau gegenüber. So daß wir uns entschlossen haben,

    in eine Gegend zu ziehen, wo der "deutsche

    Kleinbürgermief" noch zu Hause ist.

     

    In diesem Sinne

    Glücka.. man....

  • TP
    Thilo Pfennig

    Kann man Wallraf vorwerfen, das er zu Minstrel keine Distanz nahm? Ja! Ist das, was er tat damit vergleichbar? Nein! Wallraff schlüpft immer in alle Rollen um Erfahrungen selber zu machen. Das ist sein Stil und insofern unterscheidet sich dieser Versuch nicht von anderen. Er hätte für seine anderen Bücher auch Betroffene befragen können. Kann er tatsächlich nachempfinden, was ECHTE Betroffene empfinden? Natürlich nicht. Ich habe das Buch nicht gelesen und kann insofern nicht beurteilen, ob der Versuch gelungen ist. Ihn mit Minstrel-Shows in einen Topf zu werfen wäre aber auf jeden Fall falsch. Es ging ihm ja nicht darum sich über Schwarze lustig zu machen, sondern darum ihre Erfahrungen in eigener Haut mitzubekommen.

  • WA
    W. Affenlobbyist/in

    Schwarz geschminkte Weiße mimten Schwarze, damit andere Weiße darüber lachten.

    -...mussten Künstler "Blackface" auftreten unter Strafandrohung, und den Hintereingang benutzen

    ,wurden für Marihuna eingeknastet während Cops Knaster rauchten.

    -ich bin voll für die ganze story u. a. weil nicht jemand anders vorgeschickt wird um etwas für jemanden anderes etwas zu tun, und weil andere aspekte in den ausschnitten noch einmal nen twist

    auftun der sich in die relity-tv-profi-dokumentirer eingeschlichen hat.

  • F
    Fritzteich

    Es geht aber nicht um Neonazis.

  • N
    Nicolas

    Eine gute Frage der Kritiker Wallraffs, warum er sich bei so vielen hier lebenden Schwarzen mühsam verkleidet, um Rassismus aufzudecken, statt diese auftreten zu lassen, als erstes die in den Medien aktiven farbigen Stars, die aber scheinbar nie Diskriminierung erlebten, jedenfalls, so weit ich weiß, nie thematisierten, mit Ausnahme von Ranga Yogeshwar, der über gewaltätige Übergriffe auf ihn berichtet hatte. Ist es die Feigheit dieser Personen oder das Phänomen der 'Überanpassung', als Schwarzer nie zu erwähnen, Konflikte mit rassistischem Hintergrund zu kennen? Schämen sich diese Menschen für etwas, wofür sich die Täter zu schämen hätten? Jedenfalls braucht jemand, der wie Dreck behandelt wird, die Gewissheit, nicht der zu sein, für den man ihn hält, sei es aufgrund wissenschaftlicher Kompetenz wie bei Herrn Yogeshwar oder durch Verkleidung, wie grotesk auch immer. Also 100%ig pro Wallraff !!!

  • H
    HobbyPilotin

    Als Hobby-Pilotin werde ich auch immer in Schubladen gesteckt: konservativ, elitär, stinkreich, Unternehmerin, u.s.w.. Und wenn es so wäre: Was soll's? TAZ lesen darf und werde ich trotzdem.

     

    Für jeden - egal, ob Fußballfan oder Hobby-Pilot - gibt es offensichtlich immer wieder Schubladen im objektiven Journalismus. Schade.

  • I
    ilbello

    ... ich finde ... ein sehr feinfühliger und richtiger artikel ... aber ich will auch warnen ... der gegenseite geht es gar nicht mehr um irgendwelche sachargumente und abwägungen oder auch gute artikel... wir sind mitten im kampf ... den hetzern (pi-news-jünger und jungnazis) allesamt leute, die nie was für deutschland geleistet haben ... geht es nur darum die wirklichkeit zu verzerren und ein klima zu erschaffen, in dem sie ihr eigenen müll loswerden können ...

  • MM
    Ms Mig

    Diese Idee des sich schminkens scheint dem Amerikanischen Professor John Griffin nachgeahmt zu werden. Dieser hatte sich in den 1960ern in den USA als Schwarzer nicht nur schminken, sondern auch seine Hautfarbe pigmentieren lassen, um Erfahrungen als Schwarzer in dem Amerikanischen Sueden zu sammeln. In der ersten Haelfte seiner Reise war er nur als Schwarzer unterwegs, im zweiten Teil seiner Reise hat er die Staedte und Staaten der USA jeweils als Weisser und als Schwarzer bereist und sich die unterschiedlichen Arten des Umganges angeguckt. Mehr Information dazu koennen sie in "Black Like Me" finden, was seine Reise dokumentiert. Das ist der Hintergrund zu meiner kommenden Meinung:

    Ich denke, dass dieses Schminken ein zweischneidiges Schwert ist. Auf der einen Seite gibt es der weissen Oeffentlichkeit einen Einblick in ihr eigenes rassistisches Denken, auf der anderen Seite ist die Wahrnehmung einer weissen Person ueber die Situationen einer Schwarzen Person zeigt gewisse Vorurteile, d.h. die Erfahrungen die gesammelt werden moegen zwar auf der Oberflaeche zustimmend sein, aber sie sind in Wahrheit nur limitiert. Um genau zu wissen wie eine Schwarze person in Deutschland behandelt wird, muesste man vorher die Geschichte erlaeutern, den Hintergrund erklaeren und dann Experimente erstellen, die versuchen alle Bereiche anzusprechen. Man kann nicht davon ausgehen, dass Deutschland rassistisch ist, wenn man nicht in der gleichen Situation jweils als schwarze oder weise Person ist. Ansonsten ist die Recherche nur Spektulation und unwissenschaftlich.

  • J
    Jackass

    Was Günther Wallraff da leistet ist eine klasse Arbeit. So sollte Journalismus aussehen. In einem Land, wo Diskrimminierung zum Alltag gehört und als Tabu Thema behandelt wird ist diese Form von Journalismus mutig und angebracht. Kritischer Journalismus ist rar gesäht. Die Behauptung, dass das Diskrimminierungsproblem in Deutschland oft durchgekaut wird entbehrt jeder Wahrheit. Vielmehr geht man es halbherzig an und tut alles mögliche, um es erst garnicht zu thematisieren.

     

    Migranten bzw Ausländerfeindlichkeit nimmt in Deutschland zu. Wie passt da bitte sehr die Behauptung man würde dieses Thema in Deutschland ausreichend durchkauen da rein? Es ist wichtig, dass prominente Deutsche wie zum Beispiel Günter Wallraff sich dieses Problem annehmen und auf die mediale Ebene hochtragen.

     

    Leider tragen die Medien mit ihrer einseitigen Berichterstattung noch dazu bei, dass die Ausländerfeindlichkeit zunimmt. Da hat es mich schon gewundert, dass es Wallraf mit seiner Reportage bis in den Medien geschafft hat.

  • I
    Inge

    Wenn er wirklich Mumm hätte, würde er als Schwuler, Priester oder Tochter-Verehrer durch ein Türkenviertel gehn. Seine neuste Verkleidung erinnert nur an eine irre gewordene Vogelscheuche.

  • L
    Lukas

    Die wahren Aufklärer unserer Zeit sind Jenny Elvers, Verona Pooth, Dieter Bohlen, Paris Hilton etc.

    Sie alle verstehen es durch ihre bloße Berühmtheit der Gesellschaft den Spiegel vorzuhalten und uns zu zeigen wir degeneriert wir wirklich sind.

     

    Herr Wallraff mag streitbar sein, aber immerhin versucht er es. Leider werden wir dies zu schnell wieder vergessen und wichtigeres zutun haben. Z.B. und damit zu beschäftigen ob Uschi Glas eine neue Kosmetikserie an den Markt bringt.

  • A
    Anton

    Ich lache über euer simples Weltbild.

  • A
    aufklärer

    Das doofe an Wallraff ist doch: Er will gar nicht aufklären. Er sucht keinen Erkenntnisgewinn, sondern er will die Welt von seiner Sichtweise überzeugen und deswegen sucht er die Situationen, die sein Weltbild stützen. Kann man ihn ernstnehmen? Ich denke, nein!

  • TS
    Thomas Schöffel

    Liebe Frau Nord,

    für eine Redakteurin ist es schon ein interessanter Sprachgebrauch: Erstens: Eine entweder/oder-Frage mit „nein“ zu beantworten und dann, zweitens: „Gegenaufklärung“ Wie bitte ? Was soll denn das sein ? Das Gegenteil von Aufklärung wäre vielleicht Verdunklung oder ggf. Verwirrung o.ä. Und -weiter- was soll die Behauptung, daß Aufklärung nur Aufklärung sei, wenn sie sich ihre Voraussetzungen bewußtmacht ? Es liegt im Wesen der Aufklärung, daß man durch sie erkennt was man vorher nicht erkannt hat. Und durch Herrn Wallraffs bittere Erfahrungen in unserem Land, wird einem klar, deutlich und schmerzhaft bewußt, was in unserem Land falschläuft. Ob Ihnen die Verkleidung nun grotesk anmutet oder nicht, ist da doch nebensächlich. Und es ist natürlich notwendig, daß er sich verkleidet. Ohne sie erführe man ja gerade nicht, wie der Durchschnittsbürger auf Fremde zugeht. Ihr Hinweis, daß er es anders zu machen hätte - nun gut - man kann immer etwas anders machen - mutet wohlfeil an. Sie wissen ganz genau, daß im Gegensatz zur erfahrenen tatsächlichen Praxis die Befragung in Deutschalnd lebender Afrikaner oft schon aus Höflichkeit uns gegenüber ein schmeichelhafteres Ergebnis erzielt hätte. Aber: Qui Bono ? Nein nein. Ich erinner mich noch sehr gut an meine Schulzeit und fand es heldenhaft toll, wie der Mann, der Bild Heinz Esser war, die ungeschminkte Wahrheit ans Licht brachte. Klar: Die Bekehrten wissen es ohnehin schon. Aber die Bekehrten bleiben aufgefordert, es ihren Kindern weiterzugeben. Und glauben Sie mal nicht, daß Rassismus nur im fernen Kleinbürgermief zu finden sei.

  • H
    Hatem

    Günter Wallraff rennt mit voller Kraft offene Türen ein. Gut gemeint ist das, aber nicht gut.

    Er erreicht das Gegenteil: man findet ihn irgendwie merkwürdig und verstörend und versteht die Leute, denen es auch so geht.

  • H
    H.Klöcker

    Ich denke so wie Wallraff den Film gemacht hat zeigt sehr deutlich den täglichen Rassismus dem sich aufgrund ihres Äusseren als "Ausländer" einstufbare Menschen permanent ausgesetzt sehen, und das ist in der heutigen oft angepaßten und kritiklosen Medien- und Journalistenlandschaft ja schon sehr viel.

     

    Kann diese Art der Kritik an dem Film daher nicht nachvollziehen.

  • H
    hansgustav

    @zoomfritz:

    Es geht ja nicht um Neonazis, sondern um fremdenfeindliche Kleinbürger.

    Natürlich hat man gegenüber solchen Leuten als "Liberaler" (wenn auch uneingestanden) Ressentiments. Ich denke mal, dass auch Sie vorbehalte gegen irgendwelche deutschtümelnden Gartenzwergkleingärtner haben. Wenn jetzt ein Film eben nur diese kleinbürgerliche Fremdenfeindlichkeit aufdeckt, fühlen Sie sich jawohl weniger betroffen, als wenn ihnen näher stehende Bevölkerungsschichten entlarvt werden würden.

    ..dazu bedarf es doch echt keiner ausgeklügelten psychologischen Kniffe...

  • JB
    Joachim Bovier

    Für meine Begriffe werden alle diese politischen Deutungen dem Wallraff nicht gerecht. Der Mann will Bücher verkaufen - punctum! Und da hat er clevere Ideen die für Publicity sorgen und den Absatz ankrubeln, das ist alles. Kostenlose Werbung und ein sicheres Käuferpotential bei allen Linksintellektuellen - das schafft nicht mal Reich-Ranicki.

  • M
    moin

    ähnlich die sache mit dem blackfacing: wenn es nun der guten sache u nicht der belustigung dient...? der missbrauch einer kulturtechnik disqualifiziert sie doch nicht für den rechten gebrauch!

  • HD
    Hugues de Fer

    das ist eher etwas für den Karneval. Daß Jemand auf den mit Schuhcreme beschmierten Wallraff hereinfällt ist ausgeschlossen, denn er sieht einem Somalier so ähnlich wie der Sarrottimohr Robert Mugabe. wenn er dann den Mund aufmacht wird`s vollends grotesk.

  • U
    Urgestein

    Zitat:

     

    "Die Kleingärtner, Hundetrainer und Fußballfans verhalten sich genau so, wie man es vom hässlichen Deutschen erwartet."

     

    Hin und wieder beneide ich ja Menschen, die mit einem einfachen (um nicht zu sagen extrem platten), grob gestrickten Weltbild auskommen können...

     

     

     

    ..die meiste Zeit aber bedauere ich sie einfach nur.

     

     

    ein Fussballfan

  • Z
    zoomfritz

    Was für ein grauenhafter Unfug:

    "Das gibt demjenigen, der sich für aufgeschlossen hält, einen "Anderen", von dem er sich nur abgrenzen muss, um sich der eigenen Liberalität zu vergewissern. Und das ist keine Aufklärung, sondern Ressentiment."

    Wenn ich mich also von Neonazis abgrenze, dann bin ich nicht etwa aufgeklärt, sondern habe Ressentiments?