Wolfskin nimmt Abmahnungen zurück: Wolf oder Schafspelz?

Nachdem der Outdoor-Hersteller Jack Wolfskin mehrere Hobby-Designer wegen Verwendung von Tatzen-Prints abgemahnt hatte, machten die Betroffenen im Netz mobil. Nun steckt Wolfskin zurück.

Vorerst darf weiterspaziert werden. Bild: jöni/photocase

BERLIN taz | Der Fall Jack Wolfskin hatte in der letzten Woche für viel Entrüstung gesorgt. Nicht nur bei taz.de gingen hunderte wütende bis ironische Kommentare zu Wolfskins Abmahn-Praxis ein. Auch Wolfskin selbst wurde offenbar mit Emails bombadiert.

Der Outdoor-Hersteller mit dem Tatzen-Logo hatte mehrere Kleinhändler, die handgefertigte Produkte auf DaWanda.de einem Onlineshop für Selbstgemachtes, verkaufen, abgemahnt. Der Grund: Sie hätten Wolfskins geschütztes Tatzen-Logo verwendet. Wolfskin hatte in einzelnen Fällen bis zu knapp 1000 Euro Entschädigung gefordert.

Die heftigen Reaktionen im Internet haben nun vorerst zum Einlenken des Konzerns geführt. Das Unternehmen will seine umstrittenen Abmahnungen zurücknehmen. Gegen die zehn Anbieter werde es keine weiteren rechtlichen Schritte mehr geben, erklärte der Outdoor-Ausrüster. "Die zum Teil heftige Kritik unserer Kunden in den aktuellen Fällen der DaWanda-Anbieter nehmen wir ernst und zum Anlass, unser Vorgehen kritisch zu hinterfragen", erklärte der Wolfskin-Geschäftsführer.

Pikant ist der Vorfall vor allem, weil Wolfskin sein so rabiat von ihm verteidigtes Markenzeichen selbst abgekupfert hat. Entworfen hat das "Tazzen"-Logo der Designer Roland Matticzk 1979 für die taz. Die hatte es aber versäumt, die "Tazze" markenrechtlich zu sichern. Das hat stattdessen 1982 der Outdoorausstatter Jack Wolfskin getan – zumindest für eine ähnlich aussehende Tierpfote. Und seitdem beansprucht Jack Wolfskin die Tierpfote als solche für sich.

Gegen die taz hat sich Jack Wolfskin schon 2002 gerichtlich durchgesetzt. Das Oberlandesgericht Hamburg entschied, dass die taz bestimmte Merchandising-Produkte aus Outdoor-Bereich nicht mit der taz-Tazze bedrucken oder besticken darf – auch dann nicht, wenn neben der Tatze der Schriftzug "die tageszeitung" eine eindeutige Zuordnung erlaubt. Anfang Juli 2006 beschwerte sich Jack Wolfskin über Badetücher mit Tatze und Schriftzug. Das Landgericht Hamburg gab dem Outdoorausstatter recht.

Zu Wolfskins jetzigem Einlenken erklärte DaWanda auf seiner Internetseite: "Wir freuen uns, dass Jack Wolfskin nun einlenkt und die Abmahnungen gegen die DaWanda-Herstellerinnen zurückzieht." Die Kleinhändler hatten sich gegenseitig unterstützt und Spenden für die Betroffenen gesammelt. "Wir sind unheimlich stolz auf unsere Community."

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Einer von vielen: taz.de-leser "Jack London" schrieb zu zu Wolfskins-Abmahnungen folgenden Kommentar auf taz.de: "Am Samstag wollte ich eigentlich mit meiner Nichte im örtlichen Wolfskin Laden ein Geburtstagsgeschenk kaufen, das sie sich gewünscht hat. Eine Mütze von JW. Ich habe ihr dann gestern erzählt, was die sich geleistet haben – und da hat sie gesagt, dann müsse sie sich ja schämen mit so einer Mütze. Und sie erzählt es seit heute in der Schule rum. Für so etwas haben Kinder schon eine sehr feine Nase, wenn es um Ungerechtigkeiten geht. Also gibt es zum Geburtstag etwas anderes."

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