Pakistanische Kritik an USA: Clintons Charmoffensive beendet

US-Außenministerin Hillary Clinton versuchte das negative Bild der USA in der Pakistan zu verbessern - und musste sich viel Kritik anhören.

"Ich bin mir bewusst, dass es einen Mangel an Vertrauen gibt": Hillary Clinton. Bild: dpa

Mit einem Treffen mit Stammesältesten aus dem umkämpften Nordwesten hat US-Außenministerin Hillary Clinton am Freitag ihren dreitägigen Pakistanbesuch abgeschlossen. Es war eines von vielen inszenierten Treffen, mit denen Clinton das negative Bild der USA in der pakistanischen Öffentlichkeit zu verbessern versuchte. Doch wie zuvor musste Clinton auch bei dem Treffen in Islamabad Kritik einstecken. Die Stammesführer kritisierten die US-Drohnenangriffe auf mutmaßliche Stellungen bewaffneter Islamisten. Erneut war Clinton demonstrativ bereit, die Kritik anzuhören, was Pakistans Medien positiv werteten.

Während ihres Besuchs musste Clinton jedoch auch Wogen glätten. Denn Pakistans Armee soll künftig laut einem neuen US-Gesetz nachweisen, was sie mit Washingtons Milliardenhilfe macht. Auch soll die Regierung in Islamabad den Armeeetat bestimmen, was für eine Demokratie selbstverständlich wäre. Und Pakistan muss demokratisch bleiben. Sonst werden die Zahlungen eingestellt. Das rief Pakistans Armee auf den Plan. Deren Führung, die sich noch nie in die Karten schauen lassen musste, startete eine Kampagne gegen die US-Konditionen. Der Tenor: Die USA wollten Pakistans "Souveränität" außer Kraft setzen. Die zivile Regierung, die zunächst Zustimmung zu den Bedingungen signalisiert hatte, sei eine "Verräterin". Seitdem ist die Stimmung aufgeheizt.

Clinton bekam das schon am Donnerstag zu spüren, als sie in der östlichen Stadt Lahore mit Studierenden diskutierte. Vor der staatlichen Universität hielten Demonstranten Transparente hoch, wonach die US-Hilfe Pakistans Souveränität gefährde. Die Stimmung im Saal war kaum besser. "Ich bin mir bewusst, dass es einen Mangel an Vertrauen gibt", sagte Clinton. "Meine Botschaft ist, dass es nicht so sein sollte." Eine "Minderheit von Menschen in beiden Ländern" dürfe nicht die Beziehungen zwischen den USA und Pakistan bestimmen. Gegenüber Journalisten wurde Clinton deutlicher: Sie sei bereit, sich jede Beschwerde über die USA anzuhören. Aber auch Pakistan müsse sich Beschwerden aus den USA anhören, wenn beide um eine "reife Partnerschaft" bemüht seien. So könne sie sich "nur schwer vorstellen", dass niemand in der Regierung wisse, wo sich die Führer von al-Qaida befänden, und dass es nicht möglich sei, sie dingfest zu machen. "Das sind Probleme, die nicht nur die USA betreffen, sondern die auch andere mit ihrer Regierung und ihrem Sicherheitsestablishment haben."

Eine Entdeckung vom Donnerstag unterstrich, dass Clintons Vorwürfe an Pakistans Elite durchaus Bestand haben. So entdeckten Soldaten in der umkämpften Talibanhochburg Südwasiristan den deutschen Pass von Said Bahaji, dazu Waffen und Dschihadiliteratur. Der Deutschmarokkaner Bahaji soll ein Vertrauter von Mohammed Atta gewesen sein, dem mutmaßlichen Chefplaner der Terroranschläge vom 11. September 2001. Mit Atta und anderen Attentätern soll Bahaji der "Hamburger Gruppe" angehört haben. Er war kurz vor den Anschlägen verschwunden. Sein Pass zeigt nun, dass er am 4. September 2001 nach Pakistan einreiste. Dies könnte der erste echte Beweis für lange vermutete Verbindungen zwischen den "pakistanischen Taliban" und den Hintermännern des 11. September sein.

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