DuMont-Schauberg-Zeitungsverlag: Mehr Texttausch, weniger Vielfalt

Förderung publizistischer Vielfalt sieht anders aus: Das Verlagshaus M. DuMont Schauberg verstärkt den Textaustausch von "Berliner Zeitung" und "FR".

Nächste Woche ist Schluss mit der eigenen Medienseite: Redaktion der "Frankfurter Rundschau". Bild: dpa

Während die Netzeitung abgewickelt und ab 2010 ein vollautomatischer Internet-Nachrichtenklauber wird, ruckelt sich an anderen Stellen im Berliner Verlag allmählich zusammen, was seit Jahresanfang unter dem Dach des Kölner Verlagshauses M. DuMont Schauberg zusammengehört. Noch sind wichtige Fragen ungeklärt. Doch eins steht schon fest: Die Förderung publizistischer Vielfalt sieht anders aus.

Denn seit zwei Wochen kommt die Wissenschaftsseite der Berliner Zeitung von der Frankfurter Rundschau (FR). Nächste Woche ist dann am Main Schluss mit der eigenen Medienseite - die künftig in der Hauptstadt gemacht wird. Der letzte verbleibende FR-Medienredakteur entschwindet ins Feuilleton. Schluss ist auch mit der sogenannten Syndication-Blockade, bei der sich die Redaktion der Berliner Zeitung geweigert hatte, dass ihre Texte auch in der FR erscheinen. Dieser ohnehin nicht ganz konsequent durchgehaltene Boykott war der Chefredaktion dem Vernehmen nach höchst peinlich. Nach Verhandlungen mit dem Redaktionsausschuss soll es nun ab 2010 eine Betriebsvereinbarung geben, die für RedakteurInnen einen Pauschalzuschlag für die mehrfache Textnutzung im Konzern vorsieht. Am Charakter der "Autorenzeitung" werde aber festgehalten, heißt es beim Redaktionsausschuss: "Die Mehrzahl der Texte kommt weiter von unseren Leuten". Ob es für die FR-RedakteurInnen, deren Artikel auch in der Berliner Zeitung erscheinen, etwas Ähnliches geben wird, ist derzeit aber noch völlig offen.

Auch für die Korrespondenten hat sich einiges getan: Barbara Klimke (London) und Christian Esch (Moskau) versorgen nicht mehr nur die Berliner Zeitung, sondern zusätzlich auch FR und den ebenfalls zu DuMont gehörenden Kölner Stadtanzeiger. Dafür schreibt FR-Afrika-Korrespondent Johannes Dieterich nun auch für Berlin.

Verhandelt wird noch über die geplanten Pools für Politik und Wirtschaft von Berliner Zeitung und FR - hier seien neben organisatorischen auch noch juristische Fragen zu klären, heißt es beim Verlag. Besonders wer die nicht gerade heiß geliebten neuen Einheiten leiten soll, dürfte noch zu Auseinandersetzungen führen. Denn während de facto die Berliner Zeitung trotz jüngster Anzeigen- und Auflagenrückgänge mit Blick auf die chronisch klamme FR die Nase vorn hat, bemüht man sich bei DuMont offenbar, Lasten und Posten einigermaßen gleichmäßig im Verlagsreich zu verteilen.

Offiziell sollen Artikel-Syndication und andere Formen der Zusammenarbeit zu mehr Qualität bei allen Blättern und nicht zum Arbeitsplatzabbau führen. Aber das glaubt keiner - weder in Frankfurt noch in Berlin und auch nicht am DuMont-Stammsitz Köln, wo der Stadtanzeiger ebenfalls Einsparungen plant.

Doch auch wenn die Redaktionen aller DuMont-Blätter in diesem Prozess der Konzernvernetzung noch Federn beim Stammpersonal lassen dürften, ist das nichts im Vergleich zu den Folgen für die freien MitarbeiterInnen. Für sie gilt keine Pauschalvereinbarung in Sachen Syndication, auch wenn der Redaktionsausschuss der Berliner Zeitung hier einen Vorstoß plant.

Bis dahin gibt es für Freie auch mal eine gute Nachricht: Wie Ver.di am Dienstag mitteilte, wird der Berliner Verlag die aktuellen Allgemeinen Geschäftsbedingungen für freie MitarbeiterInnen nicht mehr verwenden und die bisherigen Klauseln überarbeiten. Die AGB hatten keine Zusatzhonorare für Mehrfachverwendungen enthalten. DuMont Schauberg gab dazu bisher keine Stellungnahme ab.

STEFFEN GRIMBERG

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