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Beschäftigte legen Arbeit niederRBB soll durch Streiks einlenken

Im Konflikt beim RBB ist keine Einigung in Sicht. Ver.di ruft am Dienstag zum ganztägigen Ausstand auf. Wenn es keine Lösung gibt, drohen unbefristete Streiks.

Dem RBB drohen weitere Streiks. Bild: Screenshot

Dem Rundfunk Berlin-Brandenburg (RBB) stehen weitere Streiks ins Haus. Nachdem die Gewerkschaft Ver.di in den vergangenen Wochen in Berlin und Potsdam bereits zu größtenteils stundenweisen Warnstreiks aufgerufen hatte, sollen die Beschäftigten heute über einen gesamten Tag die Arbeit niederlegen.

Hintergrund sind die stockenden Tarifverhandlungen zwischen der Rundfunkanstalt auf der einen sowie Ver.di und dem Deutschen Journalistenverband (DJV) auf der anderen Seite. Der alte Tarifvertrag war Ende September ausgelaufen, eine Einigung ist seitdem nicht in Sicht.

"Der RBB ist eine der letzten Anstalten, die noch nicht abgeschlossen hat", sagt Jürgen Schäfer, Ver.di-Verhandlungsführer für die freien Mitarbeiter. Bereits in den letzten Wochen hatten Mitarbeiter verschiedener Abteilungen mit Warnstreiks auf ihre Forderungen aufmerksam gemacht. Am vergangenen Mittwoch haben die Parteien zwar ein Vermittlungsverfahren begonnen. Zwei externe Arbeitsrechtler sollen Bewegung in die festgefahrenen Verhandlungen bringen. "Bis zum Wochenende sind wir jedoch nicht weitergekommen, die Konfliktpunkte sind immer noch die gleichen", sagt Schäfer.

Uneinigkeit gibt es vor allem über die Gehälter und Honorare: Die Gewerkschaften wollen Zulagen für langjährige Mitarbeiter erhalten und unabhängig vom Standort einführen. Bislang gibt es die Zuschläge für Beschäftigte des ehemaligen Sender Freies Berlin (SFB), die Mitarbeiter des ehemaligen Ostdeutschen Rundfunks Brandenburg (ORB) gehen jedoch leer aus. Die beiden Anstalten waren 2003 fusioniert. Der RBB dagegen will diese "Extrazahlung" abschaffen.

In der vergangenen Woche hatte die Anstalt nun ein Angebot vorgelegt, das einen von den Gewerkschaften geforderten Sockelbetrag enthält. Jedoch habe der Vorschlag laut den Gewerkschaften insgesamt unter dem Niveau der bisherigen Angebote gelegen. "Das hat die Stimmung in den Verhandlungen nicht gerade verbessert", sagt Michael Rediske vom DJV.

Der RBB kritisiert dagegen den aktuellen Streik: "In der laufenden Vermittlung nochmal eine Kampfmaßnahme zu machen, ist nicht hilfreich", sagt Unternehmenssprecher Ralph Kotsch. Er äußerte sich zuversichtlich, dass es noch innerhalb des Vermittlungsverfahrens eine Einigung gibt.

Das Vermittlungsverfahren ist auf zwei Wochen angelegt. Dann soll es einen Spruch der beiden Vermittler geben. Laut Kotsch ist der RBB bereit, den Spruch der Vermittler zu akzeptieren - unabhängig vom Inhalt. Die Gewerkschaften haben dagegen angekündigt, zunächst Mitglieder und Gremien zu befragen. Kommt es nicht zu einer Lösung der Vermittler oder lehnen die Gewerkschaften den Lösungsvorschlag, ab, wird es ernst. "Dann gibt es nur die Möglichkeit der Urabstimmung und unbefristeter Streiks", sagt Schäfer. Im Unterschied zu den derzeit laufenden Warnstreiks würden diese nicht mehr angekündigt und ermöglichten den Sendern dann keine Vorbereitung auf die Ausfälle.

"Im Haus werden jetzt schon kontinuierlich Notprogramme produziert", sagt Stephanie Damm, Ver.di-Verhandlungsführerin für die Festangestellten beim RBB. Man könne zwar so versuchen, Ausfälle nach außen zu vertuschen. "Aber als aufmerksamer Hörer merkt man, ob Notprogramme laufen, und das wird auch am Dienstag der Fall sein", sagt Schäfer.

RBB-Sprecher Kotsch wiegelt ab: Es würden ständig Notprogramme bereitgehalten, auch für technische Ausfälle. "Nach den Erfahrungen der bisherigen Streiks gehen wir davon aus, dass punktuell gestreikt wird", sagt er. Die Rundfunkanstalt sei bemüht, die Auswirkungen so gering wie möglich zu halten. Die nächste Runde mit Vertretern von Gewerkschaften, RBB und den beiden Vermittlern ist für Mittwoch geplant.

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7 Kommentare

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  • HP
    Herr Pantle

    Ihr lieben Gebührenzahler

     

    Nun, es stellt sich trotzdem die Frage, ob die Gebühren gut aufgehoben sind, wenn sich der Rundfunkrat eine solche Intendantin leistet. Sie wurde immerhin wiedergewählt.

     

    erinnert sich noch jemand an "Den Fall Jan Lerch" ??

     

    wikipedia sagt:

     

    >> Populär wurde Lerch als Moderator der rbb-Hauptnachrichtensendung - der Berliner Abendschau, die er von 1999 bis Ende 2004 moderierte. Nachdem er 2003 mit den freien Mitarbeitern des Senders die interne Initiative rbb-pro gegründet hatte, fiel er bei der Führung in Ungnade. Die Fernseh-Chefredakteurin Petra Lidschreiber warf ihm vor, illoyal gewesen und gegenüber Dritten schlecht über den rbb geredet zu haben. Sein Vertrag wurde nicht verlängert, sodass er zum Jahreswechsel 2004/05 aus dem rbb-Fernsehen ausschied.

  • H
    henrik

    radio vs. fernsehen

     

    ihr lieben hörer und seher.

     

    wir erinnern uns. die radio wellen wurden schon vor der "fusion" d.h. neugründung des rbb neu strukturiert bzw. haben sich so für beide bundesländer herauskristallisiert. fritz und radio eins sind gute beispiele. kulturRadio nicht vergessen.

    beim fernsehprogramm ist das leider vernachlässigt worden. und genau die rbb führung, welche jetzt streiks provoziert hat auch das fernsehprogramm nie richtig zum laufen gebracht - technisch sorgen die mitarbeiter schon dafür. es geht mir um eine idendifikation der Bevölkerung mit dem Programm.

     

    das ist nach 2003 alles falsch gemacht worden, was falsch gemacht werden kann. das ist mit ein grosser grund, warum die mitarbeiter beim rbb dieser leitung nicht mehr vertrauen.

    gehalt nach leistung

     

    Deshalb nochmals - speziell für alle print-journalisten: diejenigen welche streiken sind nicht die, welche das programm verantworten. Das sind genau die, welche auch für den streik sorgen. Die "Mannschaften" welche abends in den studios und den regie-räumen sitzen wollen eben auch 2 - 3% mehr, ohne dass bestehende verträge und abmachungen aufgehoben werden. Aber genau darauf besteht die Führung im rbb.

    und es scheint sie sind auch noch stolz darauf, den arbeitskampf provoziert zu haben.

  • S
    susi

    Nicht wettbewerbsfähig? Radio eins und vorallem das Jugendradio Fritz sind deutschlandweit unvergleichliche Radiostationen, diese Qualität vermisse ich in Hamburg z.B. sehr.

  • D
    Daniel

    @joachim bovier. ja sicher die öffentlich rechtlichen programme abschaffen - super idee. im umkehrschluss bedeutet dass dann die totale volksverdummung durch rtl und sat1. klar ist das programm des rbb altbacken, aber für viele ältere menschen eine gute regionale informationsquelle. und wenn die öffentlich-rechtlichen ein jüngeres programm machen - wie mit zdf neo geschehen - gibt es wieder einen aufschrei der verlegerlobby und der privaten fernsehsender. und eine sache noch herr bovier: frontstadt-sender vs stasipropaganda-sender? hallo? das ist 20 jahre her?! was für ein absurder hinweis. und dass der rbb nicht wettbewerbsfähig ist, liegt daran, dass hier niemand gez zahlt und an der arbeitslosigkeit und nicht unmittelbar am programm

  • J
    Jonaphat

    @ Joachim Bovier: Banause!

  • C
    Conny

    Hmm,das stimmt nicht, ich würde z.B sehr über radio eins weinen! Für mich das beste Radio - obwohl ich gar nicht aus Berlin bin, sondern aus Mainz vergeht kein Tag ohne. Hier im Rhein-Main Gebiet gibt es so einen tollen Sender leider nicht; hier muss man sich quasi entscheiden zwischen reinem Kultur/Inforadio (was ja ok ist, aber auf Dauer wirklich öde), Schlager, oder "die besten Hits der 90er, 80er...."-Gekreische.. Nicht zum aushalten..Ich brauche den rbb! ;)

    So schlecht finde ich den rbb auch im TV nicht, kommt mir jedenfalls besser vor als der hr: reinstes Rentnerprogramm.

  • JB
    Joachim Bovier

    Den RBB sollte man nicht nur bestreiken, sondern am besten gleich ganz dicht machen. Diese groteske Mischung aus Frontstadt-Sender (SFB) und Stasipropaganda-Sender (ORB) ist ohnehin nicht wettbewerbsfähig und lebt vom Gebührenzuschüssen anderer Landesrundfunkanstalten. Das Programm ist entsprechend. Niemand würde dem RBB eine Träne hinterher weinen.