Video der Woche: Die Bausteine der Matrix

Zehn Jahre nachdem der Film Matrix erschien, haben zwei Fans eine Schlüsselszene mit Lego nachgefilmt. Für eine 44-sekündige Schießerei brauchten sie länger als ein Jahr.

Lego-Trinity rettet Lego-Neo vor Lego-Agent Jones. Bild: www.legomatrix.com

BERLIN taz | Ein schwarzes Paar Hosenbeine stakst auf ein Dach, im Hintergrund stehen zwei ebenfalls schwarz gekleidete, gelbköpfige Lego-Figuren. Eine der beiden dreht sich um und fängt mit einer überdimensionierten Pistole an, zu schießen. Ihr Kontrahent scheint sich plötzlich in mehrere Figuren zu verwandeln, weicht den Kugeln geschickt aus. Innerhalb von Sekunden ist die Szene vorbei.

Mit ihrer kurzen Nachverfilmung einer Szene aus dem Films „Matrix“, haben Trevor Boyd und Steve Ilett schon fast Übermenschliches geleistet. Über ein Jahr lang verschoben die beiden Australier Legofiguren um Haaresbreite und fotografierten sie. Zusammengeschnitten ergeben die Bilder eine Stop Motion Animation. Für 44 Sekunden Film arbeiteten Boyd und Ilett 440 Stunden.

„Trevor war schon lange an Lego und Stop-Motion-Animation interessiert“, schreiben die beiden Hobby-Filmemacher. „Dann haben wir uns mal mit Sonnenbrillen und Trenchcoats wie Matrix-Figuren verkleidet. Wahrscheinlich haben wir den Film deshalb gemacht.“

Vor zehn Jahren traf „Matrix“ den Nerv der Zeit. Wenige Jahre nach der Popularisierung des Internets, aktualisierte der Film altbewährte Themen: Was bedeuten Menschsein und Freiheit, Tod und Liebe in einer virtuellen Welt? Inzwischen ist diese virtuelle Welt, in der die Menschheit gefangen gehalten wird, ein Alltagsbegriff. Ebenso wie die Hackergruppe um Neo, die sich aus der Matrix befreit hat und die Agenten, die in Anzügen und Sonnenbrillen gekleidet die Rebellen jagen.

Boyd und Ilett haben eine Schlüsselszene aus „Matrix“ nachgebaut. Bei dem Schusswechsel auf einem Hochhaus entdeckt Neo, dass sein Körper in der virtuellen Realität an keine Grenzen gebunden ist. Wie die Agenten kann er sich so schnell bewegen, dass er deren Kugeln ausweichen kann. Naja, nicht ganz – eine streift ihn dann doch.

Dafür studierten die Boyd und Ilett mit fast mechanischer Genauigkeit jedes Bild aus dem Original. Leichen bekamen Namen, jede abgeschossene Kugel wurde durchnummeriert, auf Google-Maps identifizierten sie das Gebäude, um authentische Hintergrundkulissen nachbauen zu können. Sogar die Continuity-Fehler aus dem Original bauten die Filmemacher ein – Neos Pistole verschwindet in einzelnen Einstellungen.

Und sie lernten, dass Menschlichkeit nur zu Fehlern führt: Ein laufender Fernseher bedeutet schwankende Lichtqualität, zitternde Hände ein verwackeltes Bild und ein leichtes Anstoßen des Modells, dass der Filmausschnitt neu gedreht werden muss. Der Film verrät nichts davon. „Only human – nur menschlich“, urteilt Agent Jones abfällig am Ende der Szene. Aber wer weiß das schon, heutzutage?

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