Klüngel-Verdacht bei Deutscher Welle: Ein Haufen Goldbären

Auffällig oft finden Produkte der Haribo GmbH & Co. KG (Bonn) Erwähnung im Programm der Deutschen Welle (ebenfalls Bonn). Purer Zufall oder Bönnscher Klüngel?

... und die Deutsche Welle ebenso. Bild: dpa

Als öffentlich-rechtlicher und steuerfinanzierter Sender muss die Deutsche Welle strikte Neutralität wahren. Dennoch kommt die Bonner Firma Haribo, deren Zentrale vom DW-Hauptsitz nur einen Fußweg entfernt ist, auffallend oft im Programm der Deutschen Welle vor.

So berichtete die Radiosendung "Journal D" über eine Tauschaktion der Haribo-Werke in Bonn, die ihren 73. Geburtstag feierte. Die Ankündigung eines DW-Extras, das die Deutsche Welle zum 85. Geburtstag des Haribo-Goldbären im Radio sendete, enthielt einen Satz, der sich Wort für Wort mit einem Satz aus einem PR-Text deckt, denHaribo zum 85. Jubiläum des Haribo-Goldbären verbreitete. In Voxpops wird der Goldbär unter anderem als "so lecker und fruchtig" bezeichnet, ein Mann behauptet, er esse "in der Woche ein bis zwei Tüten" Goldbären. Am Ende der Befragung wird die bekannte Werbemelodie "Haribo macht Kinder froh" abgespielt. Eine nachfolgende Reportage aus den Haribo-Produktionshallen enthält die Aussage, die neuen Goldbären seien "noch etwas köstlicher".

In beiden Fällen hielt es die Deutsche Welle nach eigener Auskunft für "nicht zwingend erforderlich", über Haribo zu berichten - und tat es dennoch. Doch nach den internen Richtlinien für Werbung und Sponsoring ist die Erwähnung oder Darstellung von Produkten nur zulässig, "wenn und soweit sie aus journalistischen oder künstlerischen Gründen, insbesondere zur Darstellung der realen Umwelt, zwingend erforderlich ist". Soweit Produkte erwähnt oder dargestellt werden, ist "durch die Art der Darstellung nach Möglichkeit die Förderung werblicher Interessen zu vermeiden".

Die Liste der Erwähnungen von Haribo-Produkten im DW-Programm ist aber noch länger: Die Fernsehsendung "Euromaxx" berichtete im Zuge einer Serie über deutsche Erfindungen ebenfalls über den Goldbären. Im DW-Internetangebot findet sich eine Fotoserie mit Haribo-Produkten. Beim Deutschlernprogramm "Alltagsdeutsch" lautet eine von drei Verständnisfragen zu einem Text: "Woraus setzt sich der Markenname Haribo zusammen?" 2006 wurde Haribo-Chef Hans Riegel zudem von der portugiesischen Onlineredaktion der Deutschen Welle porträtiert, ein Jahr zuvor von der englischen Schwesterredaktion.

Die jeweiligen redaktionellen Entscheidungen seien "nachvollziehbar und angemessen", erklärte Berthold Stevens von der DW-Unternehmenskommunikation auf Anfrage. Einen Verstoß gegen die Werberichtlinie sieht man in keinem der Fälle.

Die Verbindung zwischen der Deutschen Welle und Haribo geht aber über Programminhalte hinaus. So verleiht der Verein Bonner Medien Club (BMC) jedes Jahr den "Bröckemännche Preis", mit dem im Jahr 2006 Haribo-Chef Hans Riegel ausgezeichnet wurde. Für die Preisverleihung stellte die DW Räumlichkeiten in ihrer Zentrale zur Verfügung. Berthold Stevens erklärte hierzu, sein Sender sei Partner des BMC beim Bröckemännche-Preis insofern, als dass er "auf BMC-Anfrage hin Räumlichkeiten im Funkhaus" für die Verleihung "zur Verfügung stellt".

Die Laudatio auf Riegel hielt übrigens "Wetten, dass..?"-Moderator Thomas Gottschalk. Dieser wurde sieben Monate zuvor in einem DW-Beitrag zu "Product Placement in den Medien" mit folgenden Worten erwähnt: "Darf Thomas Gottschalk, der für Haribo und die Post wirbt, genau diese Produkte und Dienstleistungen in seine Samstagabendshow ,Wetten, dass..?' integrieren?"

Im September 2009 war zudem ein Fall von Haribo-Schleichwerbung in der SWR-Sportsendung "Flutlicht" bekannt geworden. Von Haribo war zu den Auffälligkeiten im Programm der Deutschen Welle keine Stellungnahme zu erhalten.

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