10.000 Jobs gefährdet: Opel macht Werk in Antwerpen dicht

Betriebsräte fürchten europaweite Kündigungswelle bei Opel – und planen Widerstand gegen die Schließung des Werks in Antwerpen. Rund 10.000 Jobs sind gefährdet.

Opel-Arbeiter bei der Verkündung der Werkschließung durch die Gewerkschaft. Bild: ap

Opels neuer Chef, Nick Reilly, amtiert seit November, nun geht er europaweit auf Konfrontationskurs zu Gewerkschaften und Betriebsräten: Er schließt das Opel-Werk im belgischen Antwerpen. Reilly: "Wir beabsichtigen, die Produktion zur Jahresmitte einzustellen, ich weiß nicht, ob im Juni oder im Juli." In Antwerpen verlieren gut 2.500 Opel-Mitarbeiter ihren Job.

Reilly begründete die Werkschließung mit massiven Überkapazitäten. Der Autobauer müsse seine Produktion um "insgesamt rund 20 Prozent" reduzieren, sagte Reilly, der auch Präsident des US-amerikanischen Opel-Mutterkonzerns General Motors (GM) in Europa ist. Es sei "nicht zu erwarten, dass der Markt in naher Zukunft, wenn überhaupt, zum hohen Niveau" des etwa durch die Abwrackprämie der Bundesregierung befeuerten Jahres 2009 zurückkehre.

In Antwerpen lässt GM bereits seit 1924 Autos bauen. Der Standort sei mit einer Jahreskapazität von rund 88.900 Fahrzeugen klein genug, um die Produktion in andere Werke zu verlagern, sagte Reilly. Ein Teil der Fertigung soll nach Korea gehen. Außerdem läuft der in Antwerpen gefertigte Astra-Kombi "Caravan" auch im nordrhein-westfälischen Bochum vom Band.

Bochums Opel-Betriebsratschef Reiner Einenkel kündigte wie der Vorsitzende des europäischen Opel-Betriebsrats, Klaus Franz, Widerstand gegen die Werkschließung an. "Keinen Cent" würden die Opelaner für das Aus für Antwerpen geben, sagte Franz, der auch Betriebsratsvorsitzender des Gesamtbetriebsrats aller deutschen Opel-Standorte ist. Er drohte mit dem Ende der Gespräche über Sanierungsbeiträge der Arbeitnehmerseite. Europaweit sollen die Opelaner jährlich auf Lohn und Gehalt in Höhe von 265 Millionen Euro verzichten.

"Unsere europaweit auch mit Gewerkschaften wie der IG Metall abgesprochene Strategie lautet: Wer Lohnverzicht fordert, muss auch auf Werksschließungen und betriebsbedingte Kündigungen verzichten", so Bochums Betriebsratschef Einenkel zur taz. Wie Franz befürchtet er eine europaweiten Kündigungswelle: Das Management um Reilly gehe davon aus, dass Opel "9.000 bis 10.000 Leute zu viel" beschäftige, so Einenkel. Allein in der Bundesrepublik seien 4.000 Jobs gefährdet.

Reilly handele wirtschaftlich unsinnig und begehe offenen Vertragsbruch, meinte Klaus Franz: Bereits seit 2007 hätten die Antwerpener Opelaner im Gegenzug für Bestandsgarantien jährlich auf 26 Millionen Euro verzichtet. Außerdem habe die flämische Regionalregierung eine halbe Milliarde Euro in Aussicht gestellt. Mit seiner "amerikanischen Sanierung" verspiele Reilly die Sympathie der Käufer, kritisierte der Essener Automobilexperte Ferdinand Dudenhöffer. Reillys PR-Spezialisten scheinen Kritik vorausgeahnt zu haben. Das Aus sei "keine leichte Entscheidung gewesen", lassen sie ihn in einer Mitteilung sagen: "Wir sind uns der Tragweite dieser Entscheidung für die Beschäftigten und ihre Familien bewusst und fühlen mit ihnen."

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