Concorde-Unglück vor Gericht: Disput um ein Metallteil

Vor 10 Jahren stürzte eine Concorde bei Paris auf ein Hotel und tötete 113 Menschen. Vor Gericht streiten Air France und Continental Airlines über die Ursache.

Nach dem Absturz der Concorde im Jahr 2000: Spezialisten suchen nach Wrackteilen. Bild: dpa

PARIS taz | Zehn Jahre nach der Flugzeugkatastrophe sollen die Richter entscheiden, wer von den diversen Experten die Wahrheit über die Unfallursachen sagt. Das Fernsehen zeigte damals Amateurvideos, die den tief fliegenden Concorde-Jet mit seinem Feuerschweif kurz vor dem Aufprall zeigten. Nur zwei Minuten nach dem Start in Roissy mit Ziel New York stürzte das Flugzeug mit hundert mehrheitlich deutschen Passagieren und neun Besatzungsmitgliedern auf ein Hotel im Vorort Gonesse ab, wo am Boden bei der Explosion vier weitere Personen getötet wurden. Für die Untersuchungsrichter und die Staatsanwaltschaft besteht keinerlei Zweifel an ihrer mit diversen Gutachten belegten Erklärung: Auf der Startpiste rammte die Concorde der Air France ein 43,4 Zentimeter langes Metallteil aus Titan, welches eine Boeing-Maschine der amerikanischen Continental Airlines kurz zuvor verloren hatte. Der Rest war eine verhängnisvolle Kettenreaktion. Die Gesellschaft Air France sitzt aus diesem Grund bei diesem Prozess nicht auf der Anklagebank, sondern als Nebenklägerin gegenüber.

Der Verteidiger der Continental, Olivier Metzner, dagegen will bei der Verhandlung den Beweis für einen anderen Hergang erbringen. Die fatale Beschädigung des Kerosintanks ist seiner Darlegung zufolge die Konsequenz eines Wartungsfehlers der Techniker von Air France, die eine Verstrebung im Fahrwerk nicht wieder montiert hatten. Dieses Versäumnis wurde zwar in der Voruntersuchung von den Gerichtsexperten bestätigt, hatte aber ihrer Ansicht nach keine dramatischen Folgen.

Erst der Absturz von Gonesse machte deutlich, dass diese Concorde-Überschallflüge von Zwischenfällen und technischen Pannen überschattet waren. So waren 65 Probleme mit explodierenden Reifen registriert worden, und in fünf Fällen kam auch das Treibstoffreservoir zu Schaden - ohne dass ein Brand entstand. Vor dem Gericht von Pontoise verantworten müssen sich darum zwei ehemalige Verantwortliche des Concorde-Programms der Aérospatiale sowie ein ehemaliges Führungsmitglied der zivilen Luftfahrtbehörde DGAC. Ihnen wird vorgeworfen, aus früheren Pannen nicht die nötigen Konsequenzen gezogen zu haben. RUDOLF BALMER

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