piwik no script img

Debatte SozialstaatAuf Abstand bedacht

Barbara Dribbusch
Kommentar von Barbara Dribbusch

Die Wut auf Hartz-IV-Empfänger speist sich aus dem Ärger der Mittelschicht über den Verlust ihrer sozialen Sicherheit und zu niedrige Löhne.

W elche politische Energie hält die Debatte über Hartz-IV-Empfänger am Kochen? Und was lässt die Zustimmungswerte für FDP-Chef Guido Westerwelle in die Höhe klettern? Wer die Debatte verfolgt, bekommt den Eindruck, dass sich darin eine lange angestaute Stimmung gegen Sozialleistungsempfänger Bahn bricht.

Das Hartz-IV-Urteil des Bundesverfassungsgerichts erklärt nicht die Verve, mit der die Debatte über Missbrauch und Lohnabstand von Hartz-IV-Empfängern jetzt geführt wird. Auch aus dem Verhalten der Betroffenen selbst lässt sie sich nicht ableiten. Der Missbrauch beim Hartz-IV-Bezug hat nicht zugenommen. Und der Vorwurf, viele Arbeitslose würden es sich zu Hause mit der Stütze bequem machen und zu wenig Engagement bei der Jobsuche zeigen, lässt sich nicht erhärten. Studien vom Nürnberger Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung zeigen vielmehr, dass viele Erwerbslose heute eher bereit sind, einen auch ungeliebten Job zu akzeptieren. Mehr als ein Viertel der ehemaligen Hartz-IV-Bezieher nehmen sogar eine Tätigkeit unter ihrem Qualifikationsniveau an, erklärte unlängst Heinrich Alt, Vorstandsmitglied der Bundesagentur für Arbeit.

Vor allem der Abstand zwischen Niedrigverdienern und Sozialleistungsempfängern steht im Fokus der Debatte. Das Beispiel wird endlos wiederholt: Ein Erwerbstätiger mit niedrigem Einkommen und Familie verdient nicht viel mehr, als eine Bedarfsgemeinschaft gleicher Konstellation an Hartz-IV-Leistungen erwarten darf. Er bekommt auf Antrag zwar eine ergänzende Hartz-IV-Leistung, sodass sein Monatseinkommen bei einem Vollzeitjob um etwa 300 Euro höher liegt als bei einem Erwerbslosen. Doch das beruhigt empörte Leserbriefschreiber nicht: Sie rechnen vor, dass zum Beispiel für seinen Weg zur Arbeit Fahrtkosten anfallen. Und schließen daraus, dass es sich doch wirklich nicht lohnt, für 300 Euro mehr im Monat jeden Tag zu ackern - das sei ein Stundenlohn von nicht mal 2 Euro!

taz

Barbara Dribbusch ist Redakteurin für Soziales im Inlandsressort. Sie beschäftigt sich u. a. mit dem Zusammenhang von Wirtschaft und Psyche.

Nun war es auch früher schon so, dass Erwerbstätige in schlecht bezahlten Berufen - etwa Leiharbeitnehmer oder Friseurinnen - mit ihrem Gehalt nicht weit über dem Satz lagen, der einer mehrköpfigen Familie als Sozialleistung zusteht. Doch dieser "Lohnabstand" beschäftigte damals die öffentliche Meinung nicht so stark wie heute. Man ging ohnehin nicht davon aus, dass etwa ein Kellner mit seinem Gehalt allein eine vierköpfige Familie ernähren kann, ohne dass seine Frau dazuverdient und Kinder- und Wohngeld sein Einkommen wesentlich aufbessern.

Das "Lohnabstandsgebot", das eine ausreichende Einkommensdistanz zwischen einer fünfköpfigen Familie mit Alleinverdiener und der gleichen Haushaltsgemeinschaft auf "Stütze" verlangt, gibt es so auch nur im Sozialhilferecht und nicht in der Hartz-IV-Gesetzgebung (SGB II). Doch Recht und Gerechtigkeitsempfinden sind zweierlei. Im Scheidungsrecht zum Beispiel gibt es schon lange kein "Schuldprinzip" mehr. In den Köpfen von sich trennenden Ehepartnern aber schon. Auch mag das Gesetz nicht zwingend einen Lohnabstand oder eine Gegenleistung für den Hartz-IV-Bezug vorsehen. Im Wertesystem vieler Menschen aber gilt das Prinzip der Gegenleistung. An genau dieses Empfinden appelliert Westerwelle. Dabei weiß er ganz genau, dass gemeinnützige Arbeit von mehr als zwei Millionen Menschen die Privatwirtschaft hierzulande zerstören würde.

Es rächt sich jetzt, dass Hartz IV nicht stärker differenziert, vor allem nicht nach Lebensleistungen. Vielmehr hat gerade die abgabenzahlende Mittelschicht in den vergangenen 10 bis 15 Jahren das Recht auf viele statuserhaltende Sozialleistungen eingebüßt. So wurde die Bezugsdauer von Arbeitslosengeld I verkürzt, der Zugang zur Erwerbsunfähigkeitsrente erschwert und der frühe Zugang in eine armutsfeste Rente blockiert. Die Wut über den Verlust dieser sozialen Sicherungen bekommen jetzt, mit etwas Verspätung, die Hartz-IV-Empfänger zu spüren. Deren Regelsätze stellen für Facharbeiter und Bürger, die sich über vermeintlich zu hohe Steuern ärgern, eben keine Exit-Optionen dar.

Weil der Abstand zwischen Erwerbslohn und Existenzminimum so gering ist, müssten Beschäftigte nun eigentlich für höhere Einkommen kämpfen. Mit gutem Grund, schließlich wächst der Niedriglohnsektor. Doch genau solche Kämpfe finden nicht statt. In der Metallindustrie einigten sich die Tarifpartner mit Blick auf die Wirtschaftskrise geräuschlos auf einen bescheidenen Abschluss, stillschweigend bezogen sie dabei die staatlichen Kassen mit ein. Die Tarifrunde im öffentlichen Dienst findet kaum Aufmerksamkeit. Erzieherinnen, die via Streik ihr Nettogehalt von 1.300 Euro erhöhen möchten, sehen sich Vorwürfen ausgesetzt, sie würden das Gemeinwesen schädigen. Leiharbeitnehmer sind aufgrund ihrer Jobstruktur ohnehin kaum für einen Arbeitskampf zu organisieren. Als Folge der Wirtschaftskrise, der Hochverschuldungen und der Deregulierungen herrscht an der Tariffront eine Lähmung, die ganz im Gegensatz zur aufgeregten Hartz-IV-Debatte steht.

Die Politik aber sollte sich jetzt mit der Frage der Entgelte, der Kaufkraft und der finanziellen Gegenleistung für Arbeit beschäftigen. Auch eine schwarz-gelbe Regierung muss sich über kurz oder lang für Mindestlöhne starkmachen. Anstatt über "Hinzuverdienstgrenzen" für Hartz-IV-Empfänger zu reden, sollten Sozialpolitiker darüber nachdenken, wie man niedrige Einkommen durch Zuschüsse je nach Familienstand so ergänzen kann, dass niemand dieser Erwerbstätigen zum Jobcenter muss.

In Großbritannien etwa gibt es die negative Einkommensteuer, die ohne Vermögensprüfung gezahlt wird. Alleinstehende Kleinverdiener bekommen den Steuerbonus bei einer Wochenstundenzahl von 30, Alleinerziehende schon ab 16 Arbeitsstunden.

Wer sich für Mindestlöhne starkmacht, der sendet das politische Signal, das Arbeit wertgeschätzt wird. Diese psychologische Dimension sollten auch konservative Sozialpolitiker erkennen. Das wäre ein Anfang.

Links lesen, Rechts bekämpfen

Gerade jetzt, wo der Rechtsextremismus weiter erstarkt, braucht es Zusammenhalt und Solidarität. Auch und vor allem mit den Menschen, die sich vor Ort für eine starke Zivilgesellschaft einsetzen. Die taz kooperiert deshalb mit Polylux. Das Netzwerk engagiert sich seit 2018 gegen den Rechtsruck in Ostdeutschland und unterstützt Projekte, die sich für Demokratie und Toleranz einsetzen. Eine offene Gesellschaft braucht guten, frei zugänglichen Journalismus – und zivilgesellschaftliches Engagement. Finden Sie auch? Dann machen Sie mit und unterstützen Sie unsere Aktion. Noch bis zum 31. Oktober gehen 50 Prozent aller Einnahmen aus den Anmeldungen bei taz zahl ich an das Netzwerk gegen Rechts. In Zeiten wie diesen brauchen alle, die für eine offene Gesellschaft eintreten, unsere Unterstützung. Sind Sie dabei? Jetzt unterstützen

Barbara Dribbusch
Redakteurin für Soziales
Redakteurin für Sozialpolitik und Gesellschaft im Inlandsressort der taz. Schwerpunkte: Arbeit, soziale Sicherung, Psychologie, Alter. Bücher: "Schattwald", Roman (Piper, August 2016). "Können Falten Freunde sein?" (Goldmann 2015, Taschenbuch).
Mehr zum Thema

11 Kommentare

 / 
  • RW
    Rainer Wenk

    Nach aktuellen Zahlen gab es im Januar 6.301.308 ALG I und erwerbsfähige ALG II Empfänger, sowie 434.000 Nichtleistungsempfänger.

    Quelle: Bundesagentur für Arbeit - Entwicklung des Arbeits- und Ausbildungsmarktes im Januar 2010 - Seite 20/49

    Dem gegenüber steht nach neuster Auswertung des IAB (zur BA zugehörig) ein Gesamtdeutsches Stellenangebot auf dem ersten, ungeförderten Arbeitsmarkt von 764.000 freien Stellen. Quelle: Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung – Entwicklung des gesamtwirtschaftlichen Stellenangebotes vom IV. Quartal 2005 bis zum IV. Quartal 2009

    Rund ein Drittel der bei der Bundesagentur für Arbeit gemeldeten Jobangebote sind aber gar nicht vorhanden.

    Quelle: Spiegel online vom 27.02.2006 – „Viele Angebote existieren gar nicht“

    Rechnet man weitere 30 Prozent Scheinangebote heraus, bleiben 535.000 Stellenangebote für über 6,7 Millionen nach Arbeit suchender Menschen.

    Eine Senkung der Sozialleistungen beim ALG II würden keine Einkommenszuwächse beim Arbeitnehmer generieren. Auch wenn ich einen Mindestlohn für richtig betrachte, hilft dieser der oben erwähnten Gruppe von Millionen nach Arbeit suchenden Menschen in keinster Weise. Sie werden weiterhin trotz fehlender Arbeitsplätze auf Sozialhilfeniveau gehalten.

    Hartz IV gab es übrigens bereits in den dreißiger Jahren. Mehr dazu in den Leseproben der „Geschichten eines Hartz IV Paria“ unter http://www.xinxii.com/product_info.php?products_id=318186.

    oder bei facebook unter den Infos http://www.facebook.com/reqs.php#!/profile.php?ref=profile&id=100000757920265

    Abschließend noch ein Hinweis auf ein Standard Vergleichsbeispiel, welches in den Medien immer wieder gern verwandt wird. In Deutschland gibt es über 40 Millionen Haushalte. Erst 13,1 Prozent betreffen drei Personenhaushalte. Lediglich 9,9 Prozent aller Haushalte sind mit 4 Personen belegt. 73,4 Prozent aller deutschen Haushalte bestehen aus Ein- oder Zweipersonenhaushalten. Die angeblich repräsentativen Rechenbeispiele einer verheirateten Kellnerin mit zwei Kindern bzw. eines Vier-Personen-Haushalten sind demnach nicht repräsentativ. Hartz IV hat auch nicht zu einer Zunahme unter den Kinderreichen Haushalten geführt, da eine Abnahme der Vier-Personen-Haushalte zu verzeichnen ist.

    Quelle: Statistisches Bundesamt – Bevölkerung - Haushalte

  • KG
    Klaus-Dieter Goral

    Liebe Barbara Dribbusch, aus meiner Sicht haben auch Sie einen von vielen "Nägeln auf den Kopf getroffen" und meine und die Auffassung fast aller meiner zahlreichen Bekannten dargestellt, woraus die Unzufriedenheit vieler Bürger unseres Landes und die Diskussionen zu Steuern, zu niedrigeren Löhnen in Teilgebieten der Wirtschaft, ALG, Harz IV etc. resultieren. Nur, so vermute ich, wird auch Ihre Einschätzung nicht zu einer Änderung führen,... leider. Und es wird höchste Zeit! Denn die Strukturen sind m.E. bereits sehr gefestigt, als dass die Politiker diese ernsthaft verändern (wollen). Die vorherige Kooalition hat einiges verbockt, die derzeitige Koalition ist im Nichtstun noch kreativer und beschäftigt sich lieber mit Nebenschauplätzen, mit Ihren "Klienten", für die es auch ein bisschen mehr sein darf. Mit Schweigen, denn in NRW wird bald gewählt und es gilt die Burg "Bundesrat" zu verteitigen. Und Minister/innen suchen Beschäftigungslöcher für Partei- und sonstige Freunde, für die und auch andere Gruppen immer die finanziellen Mittel da sind.--> In vergangenen Zeiten gab´s bei derartigen Konstellationen auch schon ´mal eine Rovolution, zu mindest Revolte. Mal schau´n, wie sich das noch entwickelt!

    Ich bin dafür, dass arbeitsfähige Hilfeempfänger Unkraut zupfen, Streusalz streuen und nach der Eiszeit das Granulat auffegen. Einige sind nach meiner Auffassung sogar zu mehr fähig, aber Sie müssen auch "müssen". Wie kann erreicht werden, dass der "Gelbe Schein" des Arztes nicht davor schützt, die Arbeit aufnehmen zu müssen, ohne das Prinzip der Lohnfortzahlung für Arbeitnehmer für eine gewisse Krankheitsperiode generell aufzugeben? Wo bleibt die Kontrollinstanz gegenüber den Ärzten, die denen in der Sicherung Ihrer Einnahmequellen, den Patienten nämlich, Einhalt gebietet. Über die Pharmaindustrie und das Krankenhäuser-Verhalten will ich mich nicht auch noch äußern.

    Ich bin dafür, dass denen die Rote Karte gezeigt wird, die sich vor Ihren gesellschaftlichen Verpflichtungen drücken und Teile Ihres Vermögens im Ausland vor dem Zugriff des Finanzamtes sichern können. Wieso hat Schumi, einer der größten Steuerflüchtlinge, in unserem Land eigentlich nochb immer die meisten Fans. Und wann werden endlich die finanziell nachhaltig angezapft, die sich mit abgezwackten Millionenbeträgen aus dem Staub gemacht haben und Teil der wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Verwerfungen und Schuld an "verbrannter Erde" haben. Und die Marktwirtschaft hat für mich ein Ende, wenn jemand für 5 €/h arbeiten lässt und dafür 30 €/h in Rechnung stellt und nach dessen Auffassung die Differenz zu niedrig ist, um Sozialvers.Beiträge zu entrichten, keine Steuern zu zahlen. Da dürfte das Rechtssystem auch keine Schlupflöcher für hochdotierte Rechtsanwälte bieten (auch für deren Honorierung ist immer ausreichend Geld da), die diese Leute davor schützen, für viele Jahre in den Knast zu gehen. Die Kette der Einschätzung ist nahezu endlos. Wann wird sich das eine oder andere Glied davon lösenß Ich suche weiterhin die Partei, die wesentliche Teile meiner Auffassung vertritt. Meiner Stimme würde ich gerne das nötige Gewicht geben. Obwohl nach meiner Einschätzung Millionen so oder ähnlich denken wie ich: Warum verändert sich nichts, warum wiegen sich die Politiker und einige Wirtschafts"größen" und ganze Branchen, z.B. die Gesundheits-"Industrie" derart in Sicherheit? Und wann beginnt die Zeit, dass Ihre und meine Gedanken zensiert werden?

    Trotzdem!!!!

    Voller Lebensmut und anstonsten in persönlich positiver Grundeinstellung

     

    mit freundlichen Grüßen

    Dieter Goral

  • D
    Dafoe

    Danke für diesen Kommentar. Allerdings geht auch BARBARA DRIBBUSCH nicht( oder nur teilweise ) auf die Ursachen ein.

    Ständig wird nach Arbeitsplätzen geschrien. "Schafft Arbeitsplätze" oder "Sichert Arbeitsplätze". Und wohin führen diee Forderungen? Natürlich zu absurden Dingen wie "Jobgarantien" und "alternativen Beschäftigungsmodellen". Und die Leute glauben dann auch noch Erfolg gehabt zu haben. Das ist ungefähr so, als ob die Sklaven im alten Rom gegen ihre Freilassung protestierten um lieber für eine Mahlzeit weniger am Tag weiter schuften zu dürfen.

    Ich glaube aber, daß die wenigsten Menschen heutzutage zur Arbeit gehen, weil es ihre Zufriedenheit steigert. Es geht darum Geld zu verdienen. Wer aber Arbeit fordert, wird maximal Arbeit bekommen. Nur wer Geld fordert hat auch die Chance Geld zu bekommen! Hat schon mal jemand gehört, daß irgendein Manager eine Jobgarantie gefordert hat? Die fordern immer Geld. Deshalb kriegen sie es auch! Sei es als Abfindung bei Kündigung oder als Bonus wenn er bereit ist zu bleiben. Aber der normale Mensch fordert Arbeit!

    Das liegt daran, daß alle glauben Arbeit wäre die Voraussetzung für Geld. Tatsächlich ist es aber umgekehrt. Wer genug Geld hat, kann arbeiten was und soviel er will. Wer kein Geld hat, kann auch nicht arbeiten. Denn es fehlen ihm die Mittel für Arbeitsgeräte, Rohstoffe, Ernährung, Wohnung usw.

     

    Daß das, was verteilt werden kann, erst erwirtschaftet werden muß, stimmt schon lange nicht mehr! Mit dem was heute produziert wird, könnte man den Planeten dreimal versorgen.

     

    Abgesehen davon ist die Forderung, Arbeit zu schaffen schon reichlich absurd. Wer bitte vermüllt seine Wohnung, damit er endlich mal aufräumen kann?

     

    Seit es den Menschen gibt, rationalisiert er. Werkzeuge und Maschinen wurden und werden erfunden um das Arbeiten zu verkürzen bzw. zu vermeiden. Viele Philosophen und Schriftsteller träumten von einer Welt, in der die Maschinen den Menschen die Arbeit abnehmen und diese sich voll und ganz den angenehmen Seiten des Lebens widmen können, wie auch immer die aussehen.

     

    Nicht die Arbeitslosigkeit gilt es zu bekämpfen, sondern die Geldlosigkeit!

  • A
    Amos

    Sobald in der Politik Unfähigkeit herrscht, wird nicht

    nach der eigenen Unfähigkeit gesucht, sondern man sucht sich einen Schwachen, auf dem man herumreiten kann. Damals war es Goebbels, heute Westerwelle. Man sucht sich eine Thema, was das Volk gegeneinander ausspielt, dient dann weiter der Industrie, Versicherungen und Banken um seine Nebeneinkünfte nicht zu verlieren, wird handlungsunfähig und lässt die Menschen, die man jetzt gerade anklagt im Regen stehen. Das System ist gemacht und damit gewollt. Ist hier jemand anzuklagen, dann ist es Westerwelle selbst.

  • MM
    Marion Manneck

    Wenn doch alle Maulhelden in Plitik, an Stammtischen, LeserbriefschreiberInnen usw. ihre Kräfte bündeln würden und gegen Arbeitgeber protestierten, die ganz bewusst und ohne Scham Dumpinglöhne zahlen, und den MitarbeiterInnen sagen, sie können doch ergänzend Hartz IV beantragen, wäre etwas erreicht. An alle Arbeitnehmer, die soch zur Mittel- oder Unterschicht zählen, und alle Erwerbslosen, bündelt eure Energien und demonstriert gegen ständig sinkende Einkommen und steuerliche Umverteilung von unten nach oben. Etwas mehr französische Mentalität wäre nicht schlecht. Sogar die Italiener oder die Menschen in der sog. 3. Welt gehen gegen Ungerechtigkeit auf die Straße.

  • O
    Oli

    An einem Punkt möchte ich der Autorin widersprechen: Es ist nicht wirklich möglich, die Lebensleistung in einer Sozialversicherung zu berücksichtigen. Wenn jeder einen ausreichenden Satz erhalten würde, wäre es auch gar nicht notwendig. Die Menschen kommen eben mit dem 359 EURO nicht aus, weil es viel zu wenig ist und weil es viel verhindert.

    Eine wirkliche Versicherung gegen Arbeitslosigkeit hat Deutschland nur noch für Leute, die kurzfristig arbeitslos sind, nicht aber für Langzeitarbeitslose. Die müssten mehr erhalten.

    Und die Vergleich lenken nur vom Problem ab: Tariflöhne müssten herangezogen werden, alles andere ist eine Psychologie der Existenzängste.

    Und damit wird fleißig gespielt, gerade Guido Westerwelle schürrt eine Angst vor den Armen, vor den Arbeitslosen, die es selbst heute in Deutschland nicht geben müsste.

    Das Grundproblem ist relativ simpel: Es gibt zu wenig Stellen, zu geringe Löhne, eine starke Diskeminierung von Frauen, Alten, Immigranten, Langzeitarbeitslosen und auch von Überqualifizierten.

    Und daran wird sich solange nichts ändern, wie SPD, CDU/CSU und FDP/Grüne ihre Position nicht ändern. Wachstumsraten von 5 bis 7 Prozent werden in Deutschland einfach nicht entstehen und solange wird der Arbeitsmarkt auch niemanden aktivieren oder re-aktivieren, egal was in einem Gesetz steht. Inflationsbereinigt geschieht in Deutschland nichts.

  • MS
    Margarethe Sorg

    Aus psychologischer Sicht wissen wir alle, dass wegen eigener Hilfslosigkeit bzw. Unfähigkeit atackiert man immer den schwächsten im Glied. So ist auch diesmal. Die Hartz-4 Debatten sind als reine Ablenkungsmanöver von den tatsächlichen Misständen und eigener Misere der Politik zu betrachten. Immer ist einer dran, man sucht immer einen Schuldigen, der sich nich wehren kann. mal sind Asylanten, mal Ausländer, diesmal die Hartz-4 -Bezieher. Es wird vernichtet statt zu bauen.Das Problem sind die mangelnde Arbeitsplätze und die niedrige Löhne neben der falschen Entscheidungen der Regierung. Die Abwrackprämie war ein nutzloser geschenk und wird die Wirtschaft nicht ankurbeln. Die 1,-Euro-jobs fördern legalisierten Sozialmißbrauch und keinesfalls schaffen neue Arbeitsplätze. Konstruktives und nachhaltiges Denken und Handeln ist der Politik fremd, es werden glorifiziert nur Namen der Politiker. Es geht immer nur um eigene "Lieblinge", die springen wie die Pferdchen von Etat zu Etat bis zum Moment einer Ungnade ( falsches Wort, falsche Äußerung, falsch abgerechnete Reisekosten, falscher Sitzplatz ganzer Familie in den Urlaub im Flugzeug, Korruption, Spende usw.). Manchmal , aber erst aus Angst den "Hocker" zu verlieren, zeigen sie sich selbst an....Das ist Angst und nicht die Moral. Dort gibt es wohl wenig Moral, ich sehe in keinem einen Vorbild. Mein Vorschlag: Nicht dem Armen die Almosen wegnehmen, sondern etwas konstruktiv entwickeln, damit wir keine( oder weniger) Armen mehr haben! Das Geld ist genug da. Und es wird noch mehr, wenn wir alle Steuersündergelder antreiben könnten! Die sind nämlich kriminell, nicht die Hartz-4- Leute!

  • H
    hto

    Wir leben im menschenUNwürdigen Wettbewerb um das "Recht des Stärkeren" der nun "freiheitlichen" Marktwirtschaft, in GLEICHERMAßEN unverarbeiteter / MANIPULIERBARER Bewußtseinsschwäche in Angst, Gewalt´, "Individualbewußtsein" und gebildeter Suppenkaspermentalität auf Sündenbocksuche - wer mehr daraus macht, oder sich wundert, der bedient auch nur die konfusionierende Überproduktion von systemrationalem / konsumautistischen Kommunikationsmüll.

  • PB
    Philipp B

    Ich finde die ganze aktuelle Debatte um Hartz IV, die Herr Westerwelle da (wohl sehr bewußt) losgetreten hat, ziemlich ekelhaft!

    Herr Westerwelle ist ein Populist und geht mit seinen provozierenden Aussagen auf Stimmenfang in den wohlhabenden Schichten der Gesellschaft, die reich und gierig sind und gleichzeitig panische Angst haben, man könnte ihnen etwas nehmen von ihrem Reichtum. Und vor allem haben sie Angst vor "Schmarotzern"! Darum geht es doch!?

    Doch Herr Westerwelle ist Neoliberalist, vertritt die Interessen von Super-Reichen und wenn das Geld aus der deutschen Wirtschaft über Hedge Fonds in die Taschen von ausländischen Investoren fließt, dann ist die Welt für ihn in Ordnung. Alle Macht der Wirtschaft!

    In einem Punkt hat er jedoch Recht: Es geht so nicht weiter und das bestehende Sozialsystem in Deutschland wird auf Dauer so nicht mehr funktionieren. Weil die Steuerlast allein auf den Schultern der Arbeitnehmer liegt und die, die wirklich Geld verdienen alles tun, um keine Steuern zu zahlen und ihnen auch genügend Schlupflöcher geboten werden. Luxusautos und private Inmobilien werden abgesetzt.

    Herr Westerwelle sieht das große Sparpotenzial am unteren Ende der Gesellschaft und das scheint bei seiner Wählerschaft populär zu sein, doch wie wäre es, am oberen Ende zu Sparen?

    Was ist mit den Boni-verwöhnten Bankern, den Rentnern, die in der Sonne sitzen und die Bezüge (die sie nicht einmal in Deutschland ausgeben) regelmäßig erhöht bekommen, den Beamten, die es schon lange nicht mehr nötig zu haben, zu arbeiten, aber bis an ihr Lebensende kassieren.

    Es gibt viele schwarze Schafe im System, warum bei den kleinsten anfangen? Weil sie bestimmt nicht FDP wählen???

  • DW
    Der Weise aus dem Abendland

    Sie haben den Eindruck, dass sich mit der unsäglichen "Hartz IV"-Kampagne eine lange angestaute Stimmung gegen Sozialleistungsempfänger Bahn bricht? Ich habe den Eindruck, dass es im Kern dabei um einen Angriff auf die Sozialleistungen für einen Personenkreis geht, der einen islamisch geprägten Migrationshintergrund hat.

  • RT
    River Tam

    Sehr schöner Artikel, der der Polemik Fakten entgegensetzt und die richtigen Schlüsse aus der Diskussion um das "Lohnabstandsgebot" zieht. Glückwunsch dazu!