: Polizisten durften Studenten durchsieben
POLIZEIGEWALT Staatsanwalt stellt Verfahren gegen Polizisten ein, die einen mit einem Küchenmesser bewaffneten Studenten in Regensburg „aus Notwehr“ mit zwölf Schüssen niedergestreckt haben
BERLIN taz | Die tödlichen Schüsse auf den Studenten Tennessee Eisenberg haben für die zwei Regensburger Polizisten keine juristischen Folgen. Nach Einschätzung der Staatsanwaltschaft in Regensburg haben die Beamten in Notwehr gehandelt beziehungsweise Nothilfe geleistet, da der Mann sie mit einem Küchenmesser bedroht habe. Der Anwalt von Eisenbergs Hinterbliebenen zeigte sich von der Entscheidung nicht überrascht, wie der Bayerische Rundfunk meldet. Er wolle nun Beschwerde bei der Generalstaatsanwaltschaft in Nürnberg einlegen. Seiner Ansicht nach gebe es keinerlei Bestätigung für eine Notwehrsituation.
Im April dieses Jahres hatte der Mitbewohner Eisenbergs wegen eines Streits die Polizei alarmiert. Als die Beamten in der Regensburger Wohnung eintrafen, war der 24-jährige Musikstudent im Hausflur mit einem Messer auf sie losgegangen. Dem Bericht der Staatsanwaltschaft zufolge beeindruckten die Maßnahmen der Polizei Eisenberg nicht. So habe er weder auf die Androhung von Waffengewalt noch auf Hiebe mit dem Schlagstock reagiert, sondern sich weiter auf die Beamten zubewegt. Daraufhin gaben die beiden Polizisten die tödlichen Schüsse ab. Insgesamt zwei Magazine verschossen die Beamten, bis Eisenberg stürzte und später im Krankenhaus trotz einer Notoperation starb.
Erst im Dezember hatte die Staatsanwaltschaft ein neues Gutachten zum Tathergang vorgelegt. Demnach war Eisenberg von insgesamt zwölf Schüssen getroffen worden, sieben trafen ihn von hinten.
Die Hinterbliebenen des Studenten zweifelten diese Ergebnisse stark an und ließen auf eigene Kosten ein weiteres Gutachten erstellen. Die zweite Obduktion widerspricht ihrer Ansicht nach der Aussage, es habe sich bei der Erschießung um eine Notwehrsituation gehandelt. So habe man am Körper des Toten keine Hinweise auf den Einsatz von Schlagstöcken gefunden. Außerdem seien an der Kleidung des Studenten Spuren von Pfefferspray nachgewiesen worden, nicht aber im Gesicht.
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