Filz-Vorwürfe auf Mallorca: Der Ex-Regierungschef und sein Palast

Der frühere Chef der balearischen Regionalregierung, Jaume Matas, soll sich mit krummen Geschäften horrende Summen in die eigene Tasche gewirtschaftet haben.

Unerklärlicher Reichtum bei offiziell 84.000 Euro im Jahr: Jaume Matas. Bild: dpa

MADRID taz | Richter José Castro auf der spanischen Urlaubsinsel Mallorca hat viel gesehen. Doch das, was er jetzt auf seinen Tisch bekam, konnte selbst er kaum fassen. Als "surrealistisch", "kafkaesk" und "eine Verhöhnung der Normalsterblichen", beschreibt Castro das, was er bei seinen Ermittlungen herausgefunden hat. Der ehemalige Chef der balearischen Regionalregierung, Jaume Matas, soll in die eigene Tasche gewirtschaftet haben, wie im korruptionsgeplagten Spanien kein Zweiter.

Der Bau einer Radrennbahn in der Inselhauptstadt Palma de Mallorca sollte ursprünglich 46,4 Millionen Euro kosten. Tatsächlich waren es dann 110 Millionen. Ein nicht unerheblicher Teil des Geldes soll bei Matas und seinen engsten Vertrauten gelandet sein. In der 147 Seiten starken Anklageschrift bezichtigt Richter Castro den Politiker der konservativen Partido Popular, der von 2003 bis 2008 die Balearen regierte, eines Dutzend Delikte. Insgesamt stehen darauf 64 Jahre Haft. Matas, der einst Umweltminister in der PP-Regierung von José María Aznar war, musste seinen Pass abgeben. Wenn er bis kommenden Mittwoch nicht 3 Millionen Euro als Kaution hinterlegt, kommt er in U-Haft. Es handelt sich um die höchste Kaution, die je in Spaniens Rechtsgeschichte verhängt wurde.

"Es ist unmöglich, dass die Familie Matas mit den angegeben Einkünften zu solch einem Vermögen gelangt", heißt es in der Anklageschrift von Richter Castro. Der 53-jährige Politiker, der offiziell 84.000 Euro im Jahr verdiente, schenkte seiner Mutter einen Wohnung und erstattete einem Freund die Anzahlung für dessen Domizil. Er selbst erstand einen Palast im Herzen Mallorcas für über eine Million Euro. Für weitere 1,3 Millionen Euro ließ er das Gebäude renovieren. Offizielle Rechnungen gibt es allerdings nur über 100.000 Euro. Den Rest bezahlte Matas in großen Scheinen schwarz an die Handwerker. Auch Matas Frau machte durch ihre teuren Einkäufe von sich reden. Sie besuchte Juweliere, wie andere den Bäcker um die Ecke.

Richter Castro vermutet, das dies nur die Spitze des Eisberges ist. Er verdächtigt Matas größere Summen ins Ausland geschafft zu haben - wahrscheinlich in die USA, wo der Angeklagte bis zum Entzug seines Reisepasses bei PricewaterhouseCoopers, einem der weltgrößten Wirtschaftsberatungsunternehmen, als Berater arbeitete.

Das System mit dem sich Matas und Co. bereichert haben, war einfach. Wer mit der Inselregierung ins Geschäft komme wollte, musste erstmal zahlen. Dies galt ganz besonders beim Bau der Radrennbahn. Richter Castro stellte fest, dass die meisten Sitzungen, bei denen angeblich über Ausschreibungen entschieden wurde, nie stattgefunden haben.

Richter Castro wäre gerne noch härter gegen Matas vorgegangen. Der Angeklagte könne "zufrieden sein", dass das Gericht nicht gleich U-Haft ohne Kaution verhängt habe, erklärte Castro. Dies liege nicht an ihm, sondern nur daran, dass Staatsanwaltschaft und Nebenklägern dies nicht gefordert hätten.

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