WERKSSCHLIESSUNG: Milchfabrik sucht Eigentümer

Ein Großbetrieb in Südbrandenburg soll geschlossen oder verkauft werden. Mitarbeiter und Kommunalpolitiker wollen das nicht hinnehmen

Gemein: Bald soll kein Jogurt mehr aus Elsterwerda kommen Bild: ap

Die Beschäftigten des Milchwerkes in Elsterwerda im südlichen Brandenburg bangen um ihre Arbeitsplätze. Für die strukturschwache Region an der Grenze zu Sachsen wäre es schwer zu verkraften, wenn die 351 Angestellten im Unternehmen und bis zu tausend Mitarbeiter bei Zulieferern, Handwerkern und Spediteuren arbeitslos würden. Die Landesregierung von Brandenburg hat den Erhalt des Werkes zur Chefsache erklärt - Ministerpräsident Matthias Platzeck (SPD) plant ein Treffen mit der Konzernleitung von Royal Friesland Campina, teilte ein Sprecher des Wirtschaftsministeriums mit.

Im Dezember hatte die Geschäftsführung des niederländischen Konzerns die Belegschaft über die Schließung des Werkes Mitte 2011 informiert. Damit wolle man Überkapazitäten abbauen und die Kosten reduzieren, so Unternehmenssprecher Rob van Dongen. Daher sollen die Standorte Gütersloh, Heilbronn und Köln ausgebaut werden. Es spiele dabei keine Rolle, dass das Werk in Elsterwerda schwarze Zahlen schreibe.

Das Milchwerk produziert Jogurt und Desserts für den deutschen und niederländischen Markt. "Eine Schließung wäre für Elsterwerda eine Katastrophe", meint Ingolf Fechner, Sprecher der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten in Cottbus. Der Konzern wolle mehr Profit machen. Doch er ist überzeugt, "es muss nicht zwangsläufig zu einer Schließung kommen".

Die Konzernleitung solle sich auf eine unvorbelastete wirtschaftliche Prüfung des Standortes einlassen, sagt auch Dieter Herrchen, Bürgermeister von Elsterwerda. "Als das Milchwerk entstand, wurde immer die Frage gestellt, wie Stadt und Land das unterstützen", kritisiert er, "als die Schließung verkündet wurde, hat man auf eine Konsultation verzichtet." Noch in der vergangenen Woche habe man Platzeck über 25.000 Unterschriften für das Werk übergeben.

Am Dienstag präsentierte der Betriebsrat des Werks der Konzernleitung ein unabhängiges Gutachten für den Erhalt des bedrohten Standortes. Der Betriebsratsvorsitzende Otto gab sich im Anschluss zuversichtlich: "Es wird auch nach dem 30. Juni 2011 noch ein Milchwerk Elsterwerda geben."

Zu Einzelheiten aus dem Gutachten und dazu, wie ein Fortbestand des Werkes aussehen könnte, wollten beide Seiten sich aus Rücksicht auf die anstehenden Gespräche nicht äußern. Klar sei aber, dass das Werk ab Mitte 2011 nicht mehr zu Friesland Campina gehören werde, so van Dongen. Der Konzern werde sich aber um einen Käufer für das Werk bemühen.

Für die Beschäftigten heißt es nach wie vor abwarten. In einer Betriebsversammlung am 7. Mai sollen die Mitarbeiter dann über die Inhalte des Gutachtens und das weitere Vorgehen informiert werden.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.