„Etliche sind ausgeschlossen“

Konferenz diskutiert über Partizipations-Chancen

■ 60, Sozialpädagoge, ist seit fünf Jahren Studienleiter der Evangelischen Akademie der Nordkirche und wird auf der Konferenz moderieren.

taz: Herr Düchting, wen erreicht man mit Partizipations-Appellen?

Frank Düchting: Meist nur die gebildeten Deutschen.

Warum?

Weil Partizipation voraussetzungsreich ist: Man muss des Deutschen mächtig sein, gut öffentlich sprechen können und Zeit haben. Damit sind Migranten, Behinderte, Kranke und Menschen, die ums Überleben kämpfen, ausgeschlossen.

Sprechen wir über Partizipation beim Städtebau. Fehlen da Einflussmöglichkeiten?

Natürlich gibt es Gesetze, die etwa die öffentliche Auslegung der Bebauungspläne regeln. Das Problem ist aber, dass die Menschen das – wie bei Stuttgart 21 – nicht nutzen und erst sehr spät bemerken, was geschieht.

Sollte man Partizipation im Städtebaugesetz verankern?

Ich halte nicht viel von Gesetzen. Es gibt genug davon, und sie helfen oft nicht weiter. Unabhängig davon fände ich es aber gut, wenn Architekten und Planungsbüros in einem frühen Stadium überlegen: Wem nützt das Projekt, wer ist betroffen – und die Menschen im Stadtteil dann fragen würden.

Dann würden alle glücklich?

Dass man nicht alle Wünsche erfüllen und dass man nicht den gesamten Prozess basisdemokratisch abwickeln kann, ist klar. Aber man könnte ein Stimmungsbild einholen und bei den Planungen berücksichtigen.

Und wenn das Projekt allein dem Investoren nützt?

Dann würden die Architekten natürlich nicht die Bevölkerung fragen und die Leute dann vor vollendete Tatsachen stellen.

So läuft es meistens.

Das ist derzeit der Normalfall.

INTERVIEW: PS

Konferenz der sozialen Spaltung: Sa, 10–17.30 Uhr, Hochschule für Angewandte Wissenschaften, Berliner Tor 21