Kommentar Thailand: Rothemden erfinden sich neu

Die Wunden der gewaltsamen Niederschlagung des Protestes in Thailand werden nicht schnell verheilen. Die Rothemden bleiben eine selbstbewusste Opposition

Die gewaltsame Niederschlagung der Rothemden durch das Militär war eine Katastrophe. Und dass die Demonstranten nach wochenlangen Protesten, nicht zuletzt wegen einer Anführerriege, die zunehmend uneins erschien, aufgeben mussten, war der letzte Tropfen Öl, der das Feuer erst recht angefacht hat: Es wird nicht dabei bleiben, dass in Bangkok Banken, Kaufhäuser oder Fernsehsender in Flammen aufgehen. Der Brand wird eine ideologische Form annehmen: Die harte Haltung der Regierung wird die rote Bewegung sehr wahrscheinlich weiter spalten - in diejenigen, die genug haben von der Gewalt und sich erst einmal sammeln wollen, und diejenigen, die mit militanten Mitteln weiter kämpfen wollen.

Fest steht aber auch, dass die Rothemden als Massenbewegung nicht mehr aufzuhalten sind. Die von dem konservativen Establishment so oft enttäuschte Mehrheit der armen Landbevölkerung und der Tagelöhner in den Städten, aus denen die "Vereinigte Front für Demokratie gegen Diktatur" (UDD) besteht, hat ein derart gefestigtes politisches Bewusstsein entwickelt, dass sie während ihrer Proteste gar mit einem kulturellen Tabu gebrochen haben: Sie haben sich selbst als "prai" bezeichnet - eigentlich ein Begriff für die Niedriggestellten, die Geschmähten, die Machtlosen. Aber sie haben dieses Schimpfwort mit Stolz getragen.

Mit der Niederschlagung der Rothemden hat Thailands derzeitige, nicht demokratisch legitimierte Regierung eine Schlacht gewonnen, nicht aber den Krieg. Diese Wunden wird nicht so schnell verheilen. Die Roten werden sich als Bewegung neu erfinden - und dann werden sich hoffentlich die moderaten Kräfte innerhalb dieser außerparlamentarischen Opposition durchsetzen.

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