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Sterbehilfedebatte in den NiederlandenLetzte-Wille-Pille für Lebensmüde

Die Vereinigung für ein freiwilliges Lebensende fordert, dass auch gesunde ältere Menschen mittels Sterbehilfe aus dem Leben scheiden dürfen. Sie erhalten dafür viel Zuspruch.

Philosoph Tom Vink: "Der Mensch muss wichtige Entscheidungen in seinem Leben selbst treffen können" Bild: suze / photocase.com

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7 Kommentare

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  • T
    Thomas

    Ich finde es richtig, dieses Thema zu diskutieren; an der Unterschiedlichkeit der Auffassungen kann man die Intensität sehen und es dürfte allemal jedem zu Bewusstsein gekommenen Menschen ein Unbehagen bereiten, wie verschmäht der Tod ist und auch eine gewisse Absurdität beim Thema "Recht zu sterben?" dürfte jeder gemerkt haben.

     

    Sehr bedenklich finde ich hier aber (jeden) Anflug von pathologischen Bedenklichkeiten, denn das pathologisiert den Tod, macht ihn zu einer Krankheit; was gerade das Problem darstellt: ist der Tod oder sein Wunsch eine Krankheit?

     

    Niemand, ich wiederhole: niemand ist in der Position, den Todeswunsch eines anderen Menschen zu beurteilen, geschweige denn zu verurteilen. Ob sich nun ein sogenannter Verwirrter oder Wahnsinniger oder einer, "der nicht ganz richtig im Kopf" wäre umbringen will, oder aber ein 75-jähriger Mann, ist dabei nicht von Belang; und niemand sollte sich rechtfertigen müssen, warum er sterben will; wir müssen uns alle ständig wegen allem rechtfertigen, dann bitte doch wenigstens nicht mehr beim Tod. Irgendwo muss das Recht, den anderen erkennen zu können, aufhören. Wir sind nur Menschen, keine Götter. Und wir sind alle Produkte unserer Gesellschaft. Wenn aufgrund der Erfahrungen mit dieser Gesellschaft, der man sich nicht entziehen kann, ein wie auch immer gearteter Mensch sich entschließt (selbst spontan) sterben zu wollen, haben die Menschen, soweit ich weiß, keine zweifelsfreie Instanz erfunden (bisher), die darüber richten könnte, wie wahr oder wie falsch so etwas wäre.

    Im Leben nie wirkliche Autonomie zu haben, das kann man ertragen und das müssen wir alle. Aber im Tode diese Autonomie zu verbieten oder abzusprechen, kurz: den Tod eines Menschen bevormunden zu wollen und verbieten zu wollen ist dasselbe, wie die Todesstrafe für einen Menschen, der Leben will.

    Weder Mediziner, noch Psychologen, noch sonstige Vermittler sollten jemals entscheiden (dürfen + müssen), ob der Wunsch nach Tod rational oder irrational ist. Wessen Zeit gekommen ist, der möge dahinfahren. Und niemand außer dem Wünschenden selbst ist in der Lage, das Kommen dieser Zeit zu messen. Und weil das nicht meßbar ist von außerhalb, kann niemand ein Urteil fällen außer dem, der sterben will, ob der Frage, ob nun wirklich die Zeit da sei oder nicht.

     

    Auch ein "Darlegen der Berechtigtkeit" sterben zu wollen ist eine Farce, ein zynischer Wunsch von Verwaltern mit Angst vor dem Tod. Nun sollte aber niemals ein Mensch, der ohnehin den Tod fürchtet entscheiden dürfen, wie der Todeswunsch eines anderen geartet ist, denn er kann es nicht ohne ihn behindernde Affekte, namentlich vor allem Angst; und Angst ist der schlechteste Berater in den meisten Dingen.

    Ein Mensch aber, der keine Angst (mehr) vor dem Tode hat, wird keinem Menschen verbieten sterben zu wollen, gleichwohl er ihn sicher nicht in den Tod stürtzen wird. Aber er wird es nicht verbieten, weil er das Ausmaß des Wunsches kennt. Zum Leben gezwungen zu werden kann so schlimm sein wie eine jahrelange würdelose Hinrichtung.

     

    Ein Zwang zu Leben kann nicht zu rechtfertigen sein, mit welchen Argumenten auch immer. Und wenn man es streng nimmt, leben wir auch nicht in so einem phantastischen Paradies als das wir sagen könnten, der Tod sei a priori schlimmer als das Leben, deswegen sei das Leben dem Tode in allen Fällen vorzuziehen und also hätten wir das Recht Leben zu machen und Sterben zu lassen und also auch irgendwie die Fähigkeit der Beurteilung (vielleicht ließt man einmal wieder Kants "Kritik der Urteilskraft"?).

     

    Wenn irgend jemand ein Vorrecht über seinen eigenen Tod hat, dann doch wohl zuallererst immer man selbst. Wer wollte einem auch die Entscheidung abnehmen?

  • W
    waska

    es gibt 24stöckige alternheime ,die wenn man sie betritt schon depressiv wird.geht man weiter in die zimmer,(in deutschland stehen gesetzlich 13qm zu,habe welche in 8qm auch besucht,hört man viel die alten sagen,sie wollen hier raus.(essen auf rädern ohne geschmack,schön durchgekocht-schmeckt den meisten gar nicht) wenn es nicht mehr schmeckt fällt im alter eine riesige lebenqualität weg und der wille zum weiter.geld sich anderes essen zu holen haben die meisten nicht ,da ihre gesamte rente für heim und sozialstation draufgeht und gestohlen wird.morgens zum frühstück ist da ein graubrot mit marmelade drinne,abends graubrot mit wurst,ja dazwischen großküchenessen,wo die kartoffeln nicht durch sind und zur krönung gibt es zwischen den mahlzeiten bis zu 17 pillen! bon apetite !

    wie wir,die gesellschaft mit unseren alten umgehen ist unwürdig und menschverachtend.dafür hat ein mensch 40 jahrelang gearbeitet,um nochmal wenn er hilfe braucht richtig abgezockt werden. aus diesen hochhaus stürzte sich immermal ein verzweifelter über die brüstung.

    sollte man nicht lieber die lebensqualität eines jeden fördern ehe man ihn einfach ne pille in die hand drückt.in meinen studentenjob in der altenpflege habe ich gesehen wie stark dieser staat ist.ein menschenleben zählt nicht,doch das geld was man noch mit den alten machen kann.

  • DH
    Dr. Harald Wenk

    Für mein Verständnsi, ist die Frage des Nacht-Tod Schicksals, die die Hauptquelle der Religionen ist, erstaunlich groesses wisesncaftliches "terra Incogncita", was an eben den Relgionen liegt, die

    in der Wissesnschaft ihren noch schlimmeren Feind als das Weib (H)Eva seit Jahrtausenden weltweit ausgemacht haben.

    Daher ist die Entscheidungsgrundlage für die Option "Stirb zur rechten Zeit" (Nietzsche) in meinen Augen extrem fahrlässig löchrig.

    Daher das Recht darauf zweifelsohne satt einer "Autonomie" eher eine Art leider unvermeidliche hochriskante Wette.

    Die praktische-wissenschaftlich zuständigen Mediziner

    haben die Frage des ewigen Lebens wohl wegen des Konkordats, formellen oder informellen, aus ihrem

    Zuständigkeitsbereich ausgeschlossen.

    Damit haben sie in meinen Augen auch ihre rechtliche, auch sachverständliche Zuständigkeit ausgeschlossen.

    Die weltweite jahrtausendelange Diskussion bedenkend, rate ich philosophisch/yogisch dazu, die Lebensflinte nur unter extrem nachgewiesenen aussichtslosesten Bedingungen, das will eine Menge heissen, ins Korn zu werfen.

    "Etwas besseres als den Tod finden wir allemal",

    sangen die Bremer Stadtmuzuskikanten.

    Leider haben viel Weltkreig I+II Teilnehmer

    nicht auf sie gehört.

  • L
    linsenspaeller

    Scheinbar gibt es in den Niederlanden keine Lobbyisten, die sich an Millionen Pflegefällen dumm und dämlich verdienen wollen.

  • L
    lutzindasky

    Wer sagte das noch: Der einzige philosophische Akt ist der Selbstmord. Gute Aktion der Holländer. Das Recht auf Leben ist kein Zwang zu leben.

  • A
    Amos

    Man kann nicht über seine Geburt entscheiden-, dann sollte man doch zumindest über seinen Abgang entscheiden dürfen. Entschließt sich ein Mensch aus dem Leben zu scheiden, so hat ein anderer nicht das Recht ihm das zu verbieten. Unnötige Lebensverlängerung ist gut fürs Geschäft, aber nicht gut für den Schwerkranken. Sollte das Gesundheitssystem eines Tages nicht mehr zu finazieren

    sein, wird das Sterben der Alten zum Gesetz. Was hier abgeht ist doch nur pure Heuchelei.

  • M
    Michi

    Aha, ich würde gerne diesem Verein Sterbehilfe leisten auch ohne Einwilligung der Betroffenen.

     

    Was es alles für komische Ansichten gibt als nächstes will ein Spinner das auch hier um Renten zu sparen.