Erneut Selbstmord bei Elektro-Riesen: Foxconn unter Druck
Kurz nachdem der Firmenchef des Elektronikherstellers Foxconn versuchte, die Vorwürfe der schlechten Arbeitsbedingungen zu entkräften, sprang ein weiterer Mitarbeiter in den Tod.
PEKING dpa | Ein weiterer Mitarbeiter des weltweit größten Elektronik-Herstellers Foxconn im südchinesischen Shenzhen hat Selbstmord begangen. Der neue Todesfall ereignete sich nur wenige Stunden nachdem der Vorsitzende des taiwanesischen Mutterunternehmens Hon-Hai mit einer Gruppe von Journalisten die Fabrik besucht hatte, berichtete die amtliche Nachrichtenagentur Xinhua.
In dem Werk hat es eine Serie von Selbstmorden gegeben. Es war der zehnte tödliche Zwischenfall und zwölfte Sturz dieser Art in der Fabrik seit Jahresanfang. Zwei Mitarbeiter wurden zudem bei versuchten Selbstmorden schwer verletzt. Zuvor hatte der Hon-Hai-Chef Terry Kuo den Reportern das Unternehmen gezeigt, um Vorwürfe über schlechte Arbeitsbedingungen als Ursache zu entkräften.
Vor Mitternacht sprang dann allerdings wieder ein Beschäftigter vom Balkon des siebten Stocks eines Wohnheimes in den Tod, wie Augenzeugen beobachteten. Die Polizei sprach von einem Selbstmord. In der Fabrik arbeiten mehr als 300 000 Beschäftigte. Foxconn fertigt für Weltkonzerne wie Apple, Hewlett-Packard, Dell oder Sony.
Nach Apple kündigte nun auch der US-Computerbauer Dell an, die Arbeitsbedingungen bei seinem Zulieferer unter die Lupe nehmen. "Wir untersuchen die Berichte", sagte eine Dell-Sprecherin am Donnerstag. Arbeitsrechtsorganisationen machen den hohen Druck bei gleichzeitig schlechter Bezahlung der Arbeiter für die Freitod-Reihe verantwortlich.
Leser*innenkommentare
Gosig Mus
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300 000 Leute in einer Fabrik? Wow. Im Netz stand sogar eine noch höhere Zahl. In China kommt es laut Statistik zu rund 13 Selbstmorden pro 100k Einwohner (in der BRD ist die Zahl kaum niedriger), d.h. wenn sich pro Jahr weniger als 40 Leute die in der Fabrik arbeiten umbringen, ist das unterm Schnitt.
thomas
Gast
Heute hörte ich auf n-tv, dass Foxconn nun Netze am Bürogebäude aufhängen ließ, um weitere "Absprünge" zu vermeiden. Kein Witz. Bitterer Ernst. Und nicht zu fassen.
reblek
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Eine weitere Gelegenheit für die taz-MacherInnen über das Wort "SelbstMORD" nachzudenken. Mord ist Tötung aus niederen Motiven. Wie kann eine Selbsttötung von niederen Motiven geleitet und dann auch noch so etwas wie hinterhältig sein? Suizid und Selbsttötung sind anscheinend nicht brutal genug, oder? Könnte aber auch Gewöhnung sein, da leidet die sprachliche Sensibilität.
Martin
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Der Apfelarbeiter fällt nicht weit vom Hochhaus.
Torben Schmidt
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Foxconn? Das ganze Weltwirtschaftssystem mit seiner allgegenwärtigen, ungezügelten Ressourcenausbeutung stinkt zum Himmel. Menschen in unterpriviligierten Regionen sind nur eine weitere Ressource im Wertschöpfungsprozess und wenn einer vom Dach springt, dann stehen zwei neue vor der Werkstür, so what?
Hauptsache wir können konsumieren, denken wäre schon zu viel verlangt und mitfühlen ist sowieso nicht zeitgemäß. Jetzt also eine Stellvertreterdebatte und Lifestyleprothesenhersteller Apple darf total betroffen "Wir haben verstanden!" kommunizieren.