Kürzung für Off-Theater: Armes Wedding, schlechtes Wedding

Das Prime-Time-Theater bekommt ab 2011 keine Förderung mehr und muss die Preise erhöhen für seine Erfolgsserie "Gutes Wedding, schlechtes Wedding".

Vielleicht hat die Weddinger Schnauze ja ein bisschen zu doll gegen die "Prenzlwichser" gekeilt. Seit vergangenen Samstag steht fest: Das Prime-Time-Theater, das seit 2004 bereits 65 Folgen der Sitcom "Gutes Wedding, schlechtes Wedding" auf die Bühne brachte, bekommt vom Kultursenator ab 2011 keine Förderung mehr. Dies beschloss eine Jury, die über 77 Anträge mit einem Antragsvolumen von 8,2 Millionen Euro für das kommende und von 9,05 Millionen Euro für 2012 entscheiden musste. Tatsächlich stehen aber nur jeweils knapp 2,5 Millionen Euro jährlich für die freie Theater- und Tanzszene zur Verfügung.

Dabei war die fünfköpfige Truppe, die erst vor einem Jahr in die neue Spielstätte in der Müllerstraße zog, bescheiden. Nachdem das Prime-Time-Theater in den Jahren 2007 und 2008 je 50.000 Euro sogenannte Basisförderung erhielt, sollten es 2011 und 2012 wie in den vergangenen zwei Jahren 35.000 Euro sein. Für Theatermacher Oliver Tautorat dennoch keine Peanuts. "Wir kalkulieren äußerst knapp, da fallen 35.000 Euro, die fehlen, schon ins Gewicht."

Ganz besonders ärgert sich Tautorat darüber, dass die Weddinger Bühne im Auswahlverfahren wohl im gleichen Atemzug wie die Kudamm-Bühnen genannt wurde. "Natürlich wird auch bei uns gelacht - die Frage ist doch, worüber?" Auch nimmt Tautorat für seine Compagnie in Anspruch, mit einem Eintrittspreis von zehn Euro Menschen anzusprechen, die sonst eben nicht zu den Theatergängern gehörten.

Dass der Wegfall der Förderung für sechs Spielstätten ein Problem ist, wissen auch die Juroren. In einer Stellungnahme betonen sie aber, dass die Basisförderung ein Instrument bleiben müsse, das eine gewisse Beweglichkeit habe. "So schmerzhaft es für betroffene Gruppen sein mag, so wichtig ist es für die Lebendigkeit der Berliner Szene, dass es keine Abonnements auf Förderung gibt."

Oliver Tautorat sieht das naturgemäß anders. "Wir müssen nun ab Sebtember die Eintrittspreise auf 12 Euro anheben", bedauert er. Und noch etwas hat sein Theater beschlossen. Da es nun keine Basisförderung mehr gibt, soll ein Antrag auf Spielstättenförderung gestellt werden. "Immerhin kann sich unser Programm sehen lassen", sagt Tautorat. "Wir hatten zuletzt im Jahr 50.000 Zuschauer, das sind nur 10.000 weniger als das Renaissance-Theater." Die Auslastung betrug, trotz oder wegen der Keilerei gegen die "Prenzlwichser", stolze 95 Prozent.

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