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Produktionsbedingungen in ChinaAdidas verstößt gegen seine Standards

Wie fair produziert der WM-Ausrüster Adidas? ArbeiterInnen eines Zulieferers in Südchina sagen, sie leisteten viel mehr Überstunden als der Konzern eigentlich zulassen möchte.

Sieht man die Überstunden chinesischer Arbeiter nicht an: Adidas-T-Shirt. Bild: Isabel Lott

BERLIN taz | Das Sportartikel-Unternehmen Adidas kann seine eigenen Sozialstandards in einem Werk in China nicht einhalten. Das haben Recherchen der sonntaz ergeben. Vor dem Beginn der Fußball-Weltmeisterschaft hat sie die Firma Tien Sung in der südchinesischen Millionenstadt Guangzhou besucht, die hauptsächlich für Adidas Sportbekleidung herstellt.

Die ArbeiterInnen bei Tien Sung, überwiegend junge Frauen, werden auf der Basis des staatlich festgesetzten Mindestlohns bezahlt. Dieser beträgt umgerechnet rund 130 Euro pro Monat. Die Adidas-Vorschriften für „angemessene Löhne“ sehen dagegen „ein den örtlichen Mindestlohn übersteigendes Grundgehalt“ vor.

Wie ArbeiterInnen, die aus Angst vor Konsequenzen nicht namentlich genannt werden wollen, der sonntaz erklärten, überschreitet außerdem die Arbeitszeit inklusive Überstunden oft 70 Stunden pro Woche und Person. In seinem Arbeitsplatz-Standard legt Adidas dagegen fest, dass „die regelmäßige Arbeitszeit, mit Ausnahme außergewöhnlicher Umstände, 60 Wochenstunden nicht überschreiten“ darf.

taz

Den kompletten Report finden Sie in der aktuellen sonntaz vom 5. Juni - ab Samstag mit der taz am Kiosk.

Adidas weist die Vorwürfe zurück. Zusätzlich zum Mindestlohn würden die ArbeiterInnen Akkordzuschläge und Überstundenbezahlung erhalten. „Die Mindestbedarfe der Beschäftigten in China sind durch den Lohn abgedeckt“, sagte Frank Henke, oberster adidas-Manager für soziale und ökologische Fragen. Mehr Lohn könne man den ArbeiterInnen in den Zulieferfirmen nicht zahlen, weil adidas seinen „Aktionären gegenüber verpflichtet“ sei, „eine Wertschöpfung zu erzielen“. Im Übrigen genehmige man nur in seltenen Ausnahmefällen Arbeitszeiten, die über 60 Stunden pro Woche hinausgingen, erklärte das Unternehmen – etwa wenn es Hochwasser oder lang andauernde Stromausfälle gäbe.

Bei der WM rüstet Adidas zwölf Nationalteams inklusive der deutschen Mannschaft aus. Dank des Werbeeffektes soll der Gewinn nach Steuern 2010 rund 500 Millionen Euro betragen.

In seinem Report berichtet sonntaz-Autor Hannes Koch über das Lage der ArbeiterInnen, die oft sowohl ihr altes Leben auf dem Land als auch ihr neues in der Stadt finanzieren müssen. Die NäherInnen müssen teils den gleichen Handgriff 500 Mal pro Tag ausführen. Vertreter von NGOs wie der „Kampagne für Saubere Kleidund“ kommen genauso zu Wort wie Verantwortliche von Adidas in Asien und Europa, sowie der Chef des Zulieferers Tien Sung.

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3 Kommentare

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  • B
    blabla

    Schön das sich alle drüber aufregen.

    Wieviel mehr Shirts und Trikots verkauft Adidas denn an Privatpersonen denen es mehr als scheissegal ist ob die Arbeiterinnen in China 60 oder 70 Stunden arbeiten und grad soviel verdienen das sie sich ein Bett in einer Massenunterkunft und Essen leisten können ?

    Wieviele regen sich auf um dann entweder auf Kleidung bestimmter Marken oder auf Diskoutnt-Shirts , -hosen, - socken,.... zurückgreifen ?

    Entweder IN oder billig für die Arbeiterinen in China ist das ganz egal - Hungerlohn bleibt Hungerlohn und miese Arbeitsbedingungen bleiben miese Arbeitsbedinungen.

     

    Auf fair und nachhaltig wird bestenfalls bei den Bananen geachtet und das nur weils in ist und gut fürs Gewissen.

     

    Willkommen in der Konsumgesellschaft in der jeder sich selbst der nächste ist.

  • N
    nochnicht

    Es gibt es noch, das klassische Proletariat, in China z.B.- und wenn es dort dauch eher den absoluten als den relativen Mehrwert erbluten muß, es ist Proletariat, Menschen,die nichts haben als ihre Arbeitskraft und evtl. eine große Zahl von Nachkommen-, im Einkind-Familien-Chinas nicht einmal mehr das.

    Und es gibt eben auch, wie hierzulande, die nicht sehr große Klasse der Eigentümer der Produktionsmittel, oft inkognitisiert, aber plutokratisch solvent, wenn es auch dem Herrn Wertkritiker nicht gefällt. Und diese kleine Aktionärsschicht , etwa der von Adidas, geht brutal, gleichgültig und de facto gewalttätig mit den von ihr Ausgesaugten um , in der Produktion wie demnächst bei Widerstand g e g e n solch barbarischen Ausbeutungsverhältnisse in China und Verarmungsverhältnisse in der BRD:

     

    da werden sich die nach kapitalist. Soziologie und Wertkritikerphantasie angeblich verschwundenen Klassen manifest sortieren und den statistisch richtigen Satz bestätigen:

    In der Regel ist der Aktionär eben ein R e -Aktionär.

     

    Die Menschheit muß daher dringend kapitalist. Fetische wie Aktien, Ware,Geld, Kapital, aber eben auch Aktionäre umwandeln in das was sie in Wirklichkeit sind, in Nützliches,

    Produktionsmaschinerie, Menschen..Das wird nur gegen den brutal-mörderischen Widerstand der Re-Aktionäre durchzusetzen sein.

  • V
    Valentino

    Ist nicht der einziger Anbieter des bekannte Marken, fast aller Marken, lässt sich hier produzieren. China ist eh wie Hilter & Stalin. Das wissen alle!

    Ständig muss ich immer gucken, ob diese Sachen nicht aus CHINA hergestellt wurde.

    Mach ruhig weiter, eines Tages können wir mit eigene EURO nicht mehr die Produkte kaufen, da alle dann keine Arbeit mehr haben.