Die Woche: Wie geht es uns, Herr Küppersbusch?

Die Bundeswehr öffnet sich im BussiBär, der Staat übt Schautanzen, Trittin erfindet Gauck, und Fürst Albert versagt als Männervorbild.

taz: Herr Küppersbusch, was war schlecht letzte Woche?

Friedrich Küppersbusch: Ich fühle mich so unpräsidiert!

Was wird besser in dieser?

Friedrich Küppersbusch ist Fernsehproduzent und wird von der taz jede Woche zum Zustand der Welt befragt.

Endlich sitzt da vorne wieder einer rum, den die Welt nicht braucht.

US-General Stanley McChrystal und sein Stab lästerten im Rolling Stone über Obama, der General verlor seinen Job. Wie ungehorsam darf das Militär sein?

Bin gespannt, wann sich Bundeswehr-Führungskader kritisch im neuen BussiBär äußern. Oder Guttenberg, mit dem aktuellen NME wedelnd, die BigBand der Bundeswehr zur Bewährung an die Front schickt. Das Rolling Stone Magazine als Forum für dissente Berufskiller, Respekt, das ist gelebte Sympathy for the Devil. Ich bringe es nicht fertig, fluchende, Schwulen hassende, selbstgerechte Generäle irgendwie sehr Rock n Roll zu finden und einen für Krieg nicht ausreichend begeisterten Präsidenten zu schlagen. Den größten Applaus bekam der Rolling-Stone-Autor hierzulande von einem Kumpel bei Bild, also nennt das Blättchen gern künftig "Ton". Generäle, die Popstars sein wollen, oder Popkultur, die Generäle feiert - was ist eigentlich kränker?

Erst zog Bischof Walter Mixa aus, dann wieder ein, jetzt wieder aus -mit einer Entschuldigung an die Gemeinde. Wie sehr hat die Kirche sich da blamiert?

Er barmt mich, und das empfinde ich dann doch schon als Zumutung. Mixa ist das armselige Häuflein Mensch, das übrig bleibt, wenn alle Ämter und Machtbefugnisse implodiert sind. Der Vorgang zeigt: 1. Die katholische Kirche lebt aus Anmaßung; ihre wichtigsten Insassen wie eben Bischöfe regieren per Missbrauch der Gottesfurcht ihrer Schäfchen. 2. Die Brüder haben die Medienmeute auf Mixa gehetzt, dass die SPD noch was lernen könnte, und 3. Aller Amtsgewalt entkleidet hämen die Brüder über Mixa als Psycho und leiten schnell ein paar Strafverfahren ein. Eben war er noch ihr lieber Militärgeistlicher. Das ist frei von Nächstenliebe. Befreiendes Fazit: JedeR LaiIn sieht, wenn man an die Autorität dieser Leute nicht mehr glaubt, ist da auch keine. Mixa hats an sich selbst ausprobiert.

Die Justizminister wollen einen höheren Frauenanteil in den DAX-Chefetagen erzwingen. Eine gute Idee?

Der Staat ist für Kindergärten und Schulen zuständig, die mit der weitgehenden Abwesenheit männlicher Rollenmodelle schädlich auf die Bildungschancen von Jungs einwirken. Wenn er lieber in Unternehmen reinregiert, statt seinen eigenen Laden in Ordnung zu bringen - Schautanzen. Aufsichts- und Vorstandsgremien sollten die Belegschaft, durchaus auch im Geschlechterproporz, abbilden. Also fängt das Problem da an, wo wenige Chefs viele Mitarbeiterinnen beherrschen. Umgekehrt wüsste ich nicht, warum einem Männerjob wie sagen wir mal Bauarbeiter, Müllabfuhr, von politisch korrekten Chefinnen vorproporzt werden müsste.

Am Montag spricht Jürgen Rüttgers auf dem Medienforum NRW, früher war es Rupert Murdoch. Braucht es diese Veranstaltung noch.

Meine Firma sitzt in Köln, und von uns geht kaum jemand hin. Diese Metadebatten helfen bei der konkreten Produktionsarbeit wenig. Den Weggang der Popkomm nach Berlin fand ich schade: Dort merkt man sie kaum, hier stand eine Stadt tagelang Kopf. Das Medienforum ist auch so ein Erbe aus der Rau-Clement-Zeit, und die Positionierung Kölns als Medienhauptstadt hat was für sich: Sie ist nicht ganz frei erfunden.

Am Mittwoch wird unser/r neue/r BundespräsidentIn gewählt. Wer solls werden?

Trittin. Er hat Gauck erfunden, und das war richtig schlau. Gauck selbst spaltet und gibt den schlimmsten Feind einer Annäherung von SPD, Linkspartei und Grünen. Jochimsen ist darin seine Antagonistin. Bliebe Wulff. Ja, seine Wahl würde die CDU ihren besten Kanzlerkandidaten kosten. Aber nur 5 bis 10 Jahre.

Fürst Albert II. von Monaco heiratet jetzt doch. Werden Märchen also wahr?

Albert verweigert seine Aufgabe, Millionen Männern vorzuleben, dass man mit Glatze, Wampe und sehr viel Geld alle rumkriegen kann. Das ist empörend.

Michael Ballack kehrt zurück zu Bayer Leverkusen. Ein Abstieg?

Ballack hat via Presseerklärung die "tollen Fans" von Bayer als einen Grund für seine Rückkehr angegeben. Na ja, die drei hätte er auch anrufen können.

Und was machen die Borussen?

Freuen sich über einen geheim gehaltenen Bonus der Egal-Gehdumal-Versicherung für die kommende, europäische Saison. Der Versicherungskonzern sammelt Innungskrankenkassen, möchte den Wettbewerber "Deutscher Ring" kaufen und hält 2.300 Arbeitsplätze in Dortmund vor. Wenn sie jetzt noch ihren behämmerten Namen vom Westfalenstadion nähmen, fänd ich sie nicht so schlimm.

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