Böger hat Recht : Willensbildung ohne Vorgaben
Das Bezirksamt von Pankow und alle in der Bezirksverordnetenversammlung vertretenen Parteien rufen zum Protest gegen ein Nazidemonstration. Nur in einer Schule darf dieser Aufruf der Zivilgesellschaft nicht ausgehängt werden. Es klingt absurd. Aber Schulsenator Klaus Böger (SPD) hat Recht, wenn er die Weigerung des Schulleiters mitträgt.
PRO VON GEREON ASMUTH
Lehrer sollen, sie müssen sogar kritische Themen im Unterricht ansprechen. Eine Auseinandersetzung mit dem Neonazismus ist unabdingbar. Aber Schulen sind auch zur Neutralität verpflichtet. Die Konsequenzen aus dem Unterricht muss jeder Schüler für sich ziehen können. Daher müssen Schulen für die Demokratie an sich werben, aber nicht für die Teilnahme an außerschulischen Veranstaltungen – und seien sie noch so begrüßenswert.
Eine Verpflichtung, Aufrufe wie den des Bezirks auszuhängen, würde jedweder politischen Werbung Tür und Tor öffnen, sobald sie in einem Parlament die Mehrheit gefunden hat. Die Minderheitenmeinung bliebe auf der Strecke – ein schlechtes Lehrbeispiel. Viel besser wäre es, Lehrer und Schüler träfen sich nach einem differenzierten und engagierten Unterricht unabhängig voneinander bei der Demonstration gegen die Rechtsextremisten wieder. Das geht auch ohne Plakate in der Schule.