Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.
Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?
Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.
Mit dem verbesserten Tierschutz zeigt die EU endlich mal etwas Sinnvolles. Aber die Glühbirnen Verordnung hat wahrscheinlich wieder mal Vorrang . Wenn schon, dann sollte man auch direkt die Stierkämpfe im "blutrünstigen" Spanien verbieten. Auch eine Verordnung gegen die Selbstbereicherung in der Politik wäre angebracht. Aber das wird wohl nicht kommmen, weil die EU-Parlamentarier das wohl selbst gut können.
Allein in der Bundesrepublik Deutschland sterben jährlich noch immer mehrere Millionen Tiere im Namen der Wissenschaft. Dass man von den aus Tierversuchen gewonnenen Ergebnissen nicht auf die Wirkung beim Menschen schließen kann, ist inzwischen bekannt.
Für Hamster ist leckere Petersilie tödlich, Meerschweinchen sterben an dem für uns lebensrettenden Penicillin, Schafe können Unmengen des Nervengifts Arsen vertilgen – wie will man da wissen, welches im Tierversuch gewonnene Ergebnis auf den Menschen übertragbar ist und welches nicht?
Ist schon beschämend, daß die "mächtigste Frau der Welt" mit ihrer Regierung vor der geballten Lobbyistenfront in die Knie geht. Beim Atom, der Landwirtschaft, der Pharmamafia, der Lebensmittelindustrie, der Organisierten Kriminalität, usw,usw, überall erweist sich der Staat als Versager, als Weichei. Nur gegen Linke läßt er alle Muskeln spielen. Diese lächerliche Institution braucht sich nicht zu wundern, wenn die Menschen diesen Staat und seine gekauften Regenten verachten. Gekauft deshalb, weil allzuviele Parlamentarier von außen gesponsert und nach ihrer aktiven Zeit von den Konzernen in Versorgungsjobs verwöhnt werden. Kohl z.B. hatte sogar einen Vertrag, nach dem er nichts tun mußte.
In anderen Ländern spricht man von Korruption bei uns heisst es Lobbyismus
Wenn man das mal vom Punkt eines Forschers betrachtet, sieht das alles etwas anders aus.
1. Alternativmethode bezieht sich auf den vorgeschlagenen Versuch und ist in vielen Fällen nunmal der bessere, weil eindeutigere Weg. Am Ende des Tages sollen ja auch brauchbare Ergebnisse rauskommen.
In Deutschland ist es schon nicht gerade einfach Tierversuche genehmigt zu bekommen, und um mal den emotionalen Faktor aus der Tierschutzdebatte zu nehmen, Forscher sind ja nun keine Menschen, die für ihre bösen Absichten und Vorlieben von Sado Maso bekannt sind. In vielen Fällen wird den Tieren das Genick gebrochen, um dann Zellen oder Organe zu entnehmen.
Und im internationalen Vergleich sind die deutschen Tierversuche-Forscher nun wirklich die humansten und am besten ausgebildet. Da habe ich in den USA schon ganz andere Dinge gesehen...
Wer für Tesla arbeiten soll, aber stattdessen krank zu Hause ist, bekommt schon mal unangemeldet Besuch von den Chefs. Wundert das noch irgendwen?
Kommentar EU-Versuchstier-Richtlinie: Wahrer Tierschutz geht anders
Das einstige deutsche Staatsziel Tierschutz verkommt zum Papiertiger. Das liegt auch an Anette Schavans Kniefall vor der Tierversuchs-Lobby.
Die Befürchtung gab es schon immer: Die EU-Einigung wird Tierschutz nicht unbedingt leichter machen, oft sogar schwerer. Da können Bürgerinnen und Bürger Petitionen schreiben, so viel sie wollen - das Brüsseler Gemauschel ist schließlich stärker. Und wieder einmal haben sich diese Befürchtungen mit der Neufassung der EU-Tierversuchsrichtlinie bewahrheitet.
Im November 2008 hatte die EU-Kommission ihren ersten Entwurf der Neufassung vorgestellt, der immerhin einige Änderungen im Sinne des Tierschutzes enthielt. Doch nach den Interventionen von Ministerrat und EU-Parlament sowie eben zwei Jahren intensiver Lobbyarbeit seitens der betroffenen Industrien ist davon nichts mehr übrig geblieben. Bahn frei für mehr Quälerei unter dem Deckmantel der "Grundlagenforschung" und des "unabdingbaren" Versuchs.
Nur dass die vermeintliche "Unabdingbarkeit" relativ ist. Der Entwurf sah noch vor, dass sogenannte Alternativmethoden, sofern verfügbar, angewandt werden müssen. Bereits das Wort "Alternativmethode" ist irreführend - als ob Tierversuche Standard wären, alles andere eine Abweichung. Und genau das wird gesetzlich auch festgeschrieben: Nach der neuen Regelung müssen diese Methoden erst das gesamte Prozedere behördlicher Anerkennung durchlaufen, selbst wenn sie bereits seit langem praktiziert werden. Dafür sind umfangreiche Studien erforderlich, die das Verfahren auf Jahrzehnte ausdehnen können. Tierversuchen dagegen werden solche Hürden nicht zwingend auferlegt.
Auch ließ der ursprüngliche Entwurf noch zu, dass die einzelnen EU-Länder eigene, strengere Richtlinien erlassen. Nun aber dürfen die Mitgliedstaaten keine strengeren Tierschutzstandards mehr beschließen; bisherige Regelungen dürfen auf Antrag beibehalten werden. Es ist theoretisch nicht auszuschließen, dass bei diesen Anträgen manch mühsam errungener Fortschritt wieder verloren geht. Zu befürchten ist, dass die freizügigere EU-Richtlinie für schwer belastende Versuche dazu führt, dass solche auch in Deutschland erleichtert werden.
Wenig betrübt dürfte sich Forschungsministerin Annette Schavan zeigen, die im europaweiten Kniefall vor der Tierversuchslobby keine starke Figur gemacht hat. Zum Papiertiger verkommt dabei das einstige deutsche Staatsziel Tierschutz.
Fehler auf taz.de entdeckt?
Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!
Inhaltliches Feedback?
Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.
Kommentar von
Hilal Sezgin
Autor
Hilal Sezgin studierte Philosophie in Frankfurt am Main und arbeitete mehrere Jahre im Feuilleton der Frankfurter Rundschau. Seit 2007 lebt sie als freie Schriftstellerin und Journalistin in der Lüneburger Heide. Zuletzt von ihr in Buchform: „Nichtstun ist keine Lösung. Politische Verantwortung in Zeiten des Umbruchs.“ DuMont Buchverlag 2017.