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Wann wird endlich an die Ursachenforschung gegangen. In der Debatte um Fachkräftemängel, Frauenquote, Latta-Macchiato-Mütter usw. geht es häufig um das Schicksal einzelner, die man kennt. Gefühlte Ist-Zustände, die jeder anders sieht. So kommt es dann zu Auseinandersetzungen und Behauptungen werden vehement vertreten. Die Basis jedoch fehlt.
Es ist doch eigentlich leicht zu belegen:
- wieviele Teilzeitstellen für Akademiker angeboten werden
- wieviele Frauen entsprechende Stellen suchen
- wieviel Gehalt für entsprechende Stellen gezahlt wird
- welche Aufstiegschancen Teilzeitkräfte haben
- ob jemand von Teilzeit in Vollzeit wechseln kann und dann vom Gehalt eine Familie ernähren kann
- ob eine Führungsposition nicht auch in Teilzeit ausgeführt werden kann
- ob ein Mensch verdummt, wenn er 3 Jahre zu Hause war und all sein akademisches Wissen verfällt und seine Intelligenz schrumpft
- wieviele Frauen nach der Erziehungszeit zurück in ihren alten Job kommen und welche Position und Gehalt sie erhalten
- ob Kinder ein Einstellungshindernis in der Berufswelt darstellen, gerade für Alleinerziehende
- wieviele der Hausfrauen wirklich zu Hause bleiben wollen
- welche beruflichen Perspektiven eine Mutter auf dem Arbeitsmarkt hat, besonders als Akademikerin
- wie häufig Arbeitgeber Mütter einstellen und in welchen Positionen
- wieviele Firmen überhaupt Angebote für ein familiengerechtes Arbeiten machen
- wie diese Angebote im Detail aussehen
Als dies würde doch Licht ins Dunkel bringen und die Spekulationen zum Thema vermindern.
Viele Vorurteile, Behauptungen und Ansichten. Was benötigt wird, sind aussagekräftige, repräsentative Daten. Und es ist widersinnig übereinander zu urteilen oder abzuurteilen ohne die Situation der Menschen überhaupt zu kennen. Eines sollte doch klar sein, niemand nimmt ein jahrelanges Studium auf sich, nur um dann zu Hause die Windeln zu wechseln, das Mittagsessen zu kochen und faul auf dem Sofa zu liegen. Da MUSS mehr dahinter stecken!
In der Wirtschaft agieren viele Teilnehmer. Und jeder trägt seinen Teil dazu bei. Wenn jeder auch die Verantwortung dafür tragen würde, und nicht nur die Schuld hin- und herschieben würde, wäre allen geholfen.
Mal wieder kein Wort über die Väter. Bleiben die Väter genausolange zu Hause wie die Mütter gibt es keinen Grund werdende Mütter nicht einzustellen, die bleibenden Väter sind dann nämlich auch mit dem gleichen Risiko behaftet.
im jungen ("gebährfähigem") Alter bekommt frau, wenn überhaupt, doch höchstens eine befristete Anstellungen. Wird Frau dann schwanger, läuft der Vertrag eben aus und die frischgebackene Mutti ist weg vom Fenster.
Das ist die Realität, ob der Mutterschutz dann ein paar Tage länger oder kürzer dauert, spielt dann auch keine Rolle mehr.
Die Mutterschutz-Debatte verfehlt das eigentliche Thema: Was passiert, wenn Arbeitnehmerinnen zu Müttern werden? Die Wenigsten steigen doch gleich nach dem Ende des Mutterschutzes voll wieder in den Beruf ein.
Der Kommentar bringt es auf den Punkt: Wir brauchen in den Unternehmen Strukturen, die es ermöglichen, dass man auch als Teilzeitkraft arbeiten kann - in seinem alten Job und bei gerechter Entlohnung.
Was ist mit Frauen, die gar keinen Kinderwunsch (oder die Möglichkeit) dazu haben, aber erst gar nicht (sozialversicherungspflichtig) eingestellt werden?
In Europa gibt es anscheinend keine Zukunft mehr für Frauen wie mich, die heutige EU-Entscheidung hat 8 noch offene Bewerbung meinerseits mit einem Handstreich zu Papiermüll erklärt.
Soll ich nach Asien gehen oder mir die Kugel geben?
Ein Oberverwaltungsgericht erinnert die Ampel an ihr Klimaschutzgesetz. Die will das aber sowieso aufweichen, um das Verkehrsministerium zu schützen.
Kommentar Mutterschutz: Ohne Familienförderung geht es nicht
Wer wirklich etwas tun will für Mütter, der muss sich um mehr kümmern: Um Kündigungsschutz, längere Familienphase und ein ausgebautes Kita-System.
Den Mutterschutz zu verlängern ist die richtige Idee. Nur: Das allein wird wenig ändern an der Situation von Frauen, die Kinder bekommen. Wenn sie jetzt zwölf statt wie bisher acht Wochen nach der Geburt mit ihren Babys vollbezahlt zu Hause bleiben können, fördert das unbestritten die Mutter-Kind-Bindung.
Und es bringt den Frauen ein wenig mehr körperliche Erholung. Aber es schützt sie nicht vor jenen Dingen, die sie am meisten fürchten, wenn sie Mütter werden: Arbeitsplatzverlust, Schwierigkeiten beim Wiedereinstieg in den Job, fehlende Kinderbetreuung.
Wer wirklich etwas tun will für Mütter, der muss sich um eine tatsächliche Vereinbarkeit von Familie und Beruf kümmern: einen garantierten Kündigungsschutz für Frauen, die aus der Elternzeit zurückkehren, bessere Wiedereinstiegsmöglichkeiten auch nach einer längeren Familienphase, ein ausgebautes Kita-System.
Die Wirtschaft lehnt einen ausgeweiteten Mutterschutz mit dem Argument steigender Kosten ab. Andererseits beklagt sie einen wachsenden Fachkräftemangel. Die Unternehmen sind offenbar unfähig zu erkennen, wie eng verzahnt das eine mit dem anderen ist - und daraus Schlüsse zu ziehen. Und dies, obwohl Wirtschaftswissenschaftler bezweifeln, dass mittelständische und Großunternehmen durch die Ausweitung des Mutterschutzes finanzielle Einbußen haben werden.
Im Gegenteil: Jeden Cent, den die freie Wirtschaft heute in familienkompatible Strukturen investiert, wird sie morgen doppelt herausbekommen. Eine Firma, die nicht an die Kinder ihrer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter denkt, verschenkt wertvolles ökonomisches Potenzial. Zu diesem Potenzial gehören heute selbstverständlich Frauen.
Und hier geht es nicht nur um Frauen in Topjobs. Sondern um all jene, denen schlicht nichts mehr zugetraut wird, nur weil sie Mütter geworden sind und weil sie vielleicht mal ein paar Jahre Teilzeit arbeiten wollen. Die um ihren Arbeitsplatz kämpfen müssen, weil der nach der Rückkehr aus der Elternzeit einfach nicht mehr da ist für sie. Denen Aufstiegschancen verwehrt werden, weil sie für Karriere ja jetzt keine Zeit mehr hätten.
Gut beraten sind Unternehmen auch, wenn sie Instrumente wie Gleitzeit, Telearbeitsplätze, Teilzeit für Männer und Pflegezeiten ermöglichen. Mutterschutz ist gut, Familienförderung ist nötig.
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Kommentar von
Simone Schmollack
Ressortleiterin taz.de
Ressortleiterin taz.de / Regie. Zuvor Gender-Redakteurin der taz und stellvertretende Ressortleiterin taz-Inland. Dazwischen Chefredakteurin der Wochenzeitung "Der Freitag". Amtierende Vize-DDR-Meisterin im Rennrodeln der Sportjournalist:innen. Autorin zahlreicher Bücher, zuletzt: "Und er wird es immer wieder tun" über Partnerschaftsgewalt.