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Archiv-Artikel

LESERINNENBRIEFE

Konzerne sind die Preistreiber

■ betr.: „Bis zum nächsten Jahr“, taz vom 15. 2. 13

Martin Reeh müsste doch das Konzept der steigenden Strompreise verstanden haben, das darin besteht, nach außen hin großspurig von der Energiewende zu reden, aber im Handeln alles tun, um diese zu sabotieren. Bei dieser ganzen Preisdiskussion geht es in Wahrheit um einen Kampf um Marktanteile. Eine weitere Dezentralisierung der Energieerzeugung bedroht das Oligopol der Big 4, und das muss von der ihnen hörigen Regierung verhindert werden. Wäre es ihr ernst mit der Begrenzung der Strompreise, müsste sie dafür sorgen, dass die gerade durch die erneuerbaren Energien gesunkenen Strompreise auch bei den Verbrauchern ankommen, statt als leistungslose Extragewinne bei den Energiekonzernen zu landen. Stattdessen hat sie über neue Zusatzgebühren und Befreiung von Großverbrauchern kräftig dazu beigetragen, den Strompreis für Privatkunden und Mittelstand ansteigen zu lassen, um dann einseitig die neuen Energien dafür verantwortlich zu machen. So ist der als Strompreisbremse bezeichnete Vorstoß von Herrn Altmaier bei genauerem Hinsehen ein weiterer taktischer Schachzug innerhalb einer langfristigen Strategie, um die ungeliebten neuen Energien auszubremsen. Seine Vorschläge zeichnen sich allesamt dadurch aus, dass sie unausgegoren sind und keine Chance haben, realisiert zu werden. Erschreckend ist, wie zaghaft die Grünen dabei zusehen, wie ihr wichtigstes Projekt zerstört wird, und sich jetzt sogar noch ausgerechnet von Herrn Rösler treiben lassen. Sie müssten doch die langfristigen Vorteile der neuen Energien offensiv vertreten und die Konzerne als die wahren Preistreiber benennen. Sollten diese sich durchsetzen, sind langfristig steigende Preise garantiert und von einer Preisbremse wird keine Rede mehr sein. ERNST-W. BELTER, Waltrop

Das Bergamt schaut zu

■ betr.: „Imagine there’s no fracking“, taz vom 18. 2. 13

Im Kommentar von Ingo Arzt fällt kein Wort über das Lagerstättenabwasser, das bei der Förderung von Erdgas mit der Hydraulic Fracturing Bohrmethode anfällt. Hier liegt vor allem die Gefahr der Grund- und Trinkwassergefährdung. Dieser Umstand wird in den Informationsschriften der Gasindustrie gern unerwähnt gelassen. Beim Fracken in Niedersachsen werden zum Beispiel pro Bohrung Zwischen 10 und 20 Millionen Liter Wasser in eine Tiefe von ca. 5 Kilometer gepresst. Dieses Wasser ist mit ca. 5 Prozent Chemikalien versetzt und mit großen Mengen Quarzsand angereichert und ist damit für eine Rückgewinnung zu Trinkwasser nicht mehr zu gebrauchen. Bei der Sprengung in fünf Kilometer Tiefe wird Lagerstättenabwasser durch die Bohrung nach oben gepresst, das Chemikalien enthält, die lieber unten bleiben sollten (Benzol, Quecksilber, Radom 220, Salzlaugen u. a.). Es wird also nicht nur ein großer Teil des eingepressten Wassers mit dem Erdgas an die Oberfläche gefördert, sondern zusätzlich große Mengen gefährlicher Chemikalien deren „Entsorgung“ durch das Einpressen in alte Bohrlöcher bewerkstelligt wird. Die Kontrolle dieser Verpressbohrungen obliegt der Industrie. Das Bergamt schaut zu. HARMS VON QUINTUS-ICILIUS, Rotenburg

Desaströse Erfahrungen

■ betr.: „Erste Gesetze gegen Fracking“, taz vom 18. 2. 13

Nach den desaströsen Erfahrungen mit der Atomenergie sollte Fracking als Möglichkeit der Energiegewinnung überhaupt nicht zur Debatte stehen. Die extremen Gefahren, die diese Technologie für Mensch, Tier und Umwelt mit sich bringt, wurden uns durch die Erfahrungen in den USA doch bereits eindrücklich vor Augen geführt. Außerdem war zu lesen, dass die Vorkommen an Erdgas in Deutschland nur für ca. 13 Jahre ausreichen würden. Eine nachhaltige Planung der Energieversorgung sieht für mich anders aus.

MICHAELA DIEROLF, Wimsheim

Fracking ganz und gar verbieten

■ betr.: „Imagine there’s no fracking“, taz vom 18. 2. 13

Es ist sehr wohl ratsam, das Fracking ganz und gar zu verbieten. Wie die Industrie dann wieder nach Schlupflöchern sucht und legal oder illegal Auflagen umgeht, das wissen wir aus vielen Großprojekten. So wird es auch hier kommen, reicht man den Gierhälsen den kleinen Finger. Viel sinnvoller sind die Forschung und Investition in die Möglichkeit, Strom zu speichern. So kann sich erneuerbare Energie wirklich und nachhaltig entwickeln, alles andere ist halbherzig.

F. LOTHAR WINKELHOCH, Gummersbach

Komplettes Verbot gibt Sicherheit

■ betr.: „Imagine there’s no fracking“, taz vom 18. 2. 13

Beim Fracking kein generelles Verbot auszusprechen, ist ganz sicher nicht das Richtige, wie Ingo Arzt in seinem Kommentar meint. Nur durch ein komplettes Verbot besteht Sicherheit. Auf Umweltverträglichkeitsprüfungen zu vertrauen ist blauäugig, wenn man die erheblichen wirtschaftlichen Interessen bedenkt und deren ausgezeichnete Kontakte zu vielen Genehmigungs- und Aufsichtsbehörden. Ein „umweltfreundliches“ Fracking ist reines Wunschdenken und wird es auch bleiben. Wie soll alleine das stark kontaminierte rückfließende Frackingwasser jemals umweltgerecht „aufbereitet“, gereinigt oder gar rückgepresst werden? Darüber hinaus kann der Klimawandel nur dann begrenzt werden, wenn die geologischen Kohlenstofflager in der Erde bleiben, und da ist jedes Land in der Pflicht!

PETER KOSWIG, Korbach