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MEIKE JANSEN
Drei Wochen Urlaub, dann von Grippe und Alltagsträgheit, nicht zuletzt aus Lichtmangel, gelähmt und in die alte Winterdepression zurückgedrängt. Verliebt sein müsste man mal wieder! Stattdessen: ein Monat zu früh in der Leipziger Straße 56 aufgelaufen. Am 15. März werden Maik Schierloh und Joep van Liefland dort in der ehemaligen Bibliothek das neue Autocenter wiedereröffnen mit einer Wahnsinnsschau, in der alle bisher gezeigten KünstlerInnen – also mehr als 750 – ihren Beitrag leisten. Herrlich bekloppt! Fast so, als wären sie verliebt. Sind sie wohl auch irgendwie. Zumindest aber leidenschaftlich bei der Sache. Denn wie viele ProjektraumbetreiberInnen haben die Sachen in den letzten Jahren hingeschmissen, nachdem sie zwei- oder dreimal umziehen mussten? Die Mehrheit, möchte ich meinen. Diese beiden Herren aber sind zäh, und der Erfolg gibt ihnen recht. Nur wenige Minuten später bin ich fast zu spät, als ich die Eröffnung von „Zeichnung ohne Zeichnung“ bei Christian Ehrentraut (Di.–Sa. 11–18 Uhr, Friedrichstr. 123) erreiche. So schnell scheint man aus der Zeit gefallen zu sein. Mein Blick bleibt alsbald auf Titelseiten von Science-Fiction-Groschenromanen hängen, die Viktor Timofeev bearbeitet hat. Bunte, absurde Labyrinthe, die sich logisch kaum nachvollziehen lassen, berichten dafür umso prächtiger von einer alten Sowjetzeit, in der Science-Fiction als Gesellschaftsporträt hoch im Kurs stand. So wie heute, schaut man sich in den einschlägigen Buchläden um. Während die warme Welle fantastischer Reisen mich mitreißt, wird es dunkel um mich. Die Eröffnung ist vorbei, der Traum von einer anderen Welt auch. Vorerst! Denn die Bilder des 1984 in Riga geborenen Timofeev werde ich nicht los: enorme Landschaften, mächtige Architekturen, die sich mal aus mittelalterlicher Pracht, mal aus modernistischen Elementen und popkulturellem Schick speisen. Immer wieder blitzt ein Quäntchen Experiment auf, das auch Scheitern beinhaltet. Wenn das eine aktuelle gesellschaftliche Herangehensweise beschreibt, bin ich dabei. Verliebt sein hin oder her. Leidenschaft zählt!