: Rektoren hauen drauf
Uni-Chefs fordern 8.000 neue Professuren ab sofort. Der Bund soll das Hochschul-Notprogramm mitfinanzieren
BERLIN taz ■ Angespornt durch den Rücktritt ihres Präsidenten Peter Gaehtgens haben die deutschen Rektoren gestern ungewöhnlich drastische Forderungen an die Politik gerichtet. Die Chefs von 260 deutschen Hochschulen und ihre Konferenz (HRK) verlangen einen nationalen „Hochschulpakt 2020“: 8.000 Professoren sollen neu berufen werden – ab sofort. Der Bund solle sich an der Finanzierung dieser Lehrstühle beteiligen, sagte die Generalsekretärin der HRK, Christiane Ebel-Gabriel. Das kommt einem Affront gegen die Föderalismuspläne der großen Koalition gleich. Denn die hat vereinbart, dass künftig allein die Bundesländer für ihre Hochschulen zuständig sind – was die Finanzierung von Professoren durch den Bund verbietet.
Ebel-Gabriel warnte die Politik, die Rektorenkonferenz sei bereit, „die Diskussion sehr schnell zuzuspitzen“. Die Hochschulen, so begründete sie, seien bald nicht mehr in der Lage, ihre Aufgaben wahrzunehmen. „Wir brauchen ein gemeinsames Handeln von Bund und Ländern, um der nationalen Verantwortung beim Bewältigen der Studentenzahlen gerecht zu werden.“
Hintergrund der Bemerkung ist, dass die Rektoren die Kultusminister kürzlich zwingen mussten, endlich die neueste Prognose über die Entwicklung der Studentenzahlen bis 2020 auf den Tisch zu legen. Danach wird die Zahl der Studierenden nicht etwa sinken, wie wegen der Geburtenrückgänge zu erwarten wäre, sondern sie wird stark steigen. In den kommenden 10 Jahren erhöhen sich die Studentenzahlen von knapp 2 auf 2,67 Millionen. Die dramatisch unterfinanzierten Hochschulen drohen überrannt zu werden – oder ihre Pforten zu schließen. „Wir können es uns aber nicht leisten, Teile einer Generation von Bildungschancen auszuschließen“, wies der amtierende HRK-Präsident Burkhard Rauhut auf die demografische Entwicklung hin.
Rauhut hatte den Posten von Peter Gaehtgens überraschend übernehmen müssen, weil der nach einem internen Sitzungseklat seinen Rücktritt erklärt hatte (taz berichtete). Rauhut, Rektor der renommierten RWTH Aachen, will die Rektorenkonferenz aber nur bis zum Februar kommenden Jahres führen. Er wolle sich darauf konzentrieren, seine Hochschule erfolgreich in den Exzellenzwettbewerb um die Elitemillionen des Bundes zu führen. CHRISTIAN FÜLLER
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