Kommentar Nachhilfe: Gerecht durch die Hintertür

Längeres gemeinsames Lernen war nicht durchsetzbar. Da hilft man den Kindern eben, sich trotzdem durchzubeißen. Aber noch immer sind Kinder armer Eltern denen reicher nicht gleichgestellt.

Je selektiver ein Schulwesen ist, so sagen internationale Vergleiche, desto höher ist der Anteil von Nachhilfe. So gesehen passt das, was SPD-Schulsenator Rabe hier anpackt, in die Post-Primarschul-Ära. Mehr Bildungsgerechtigkeit ließ sich nicht durch eine längere gemeinsame Schulzeit durchsetzen. Da hilft man halt den Kindern, sich trotzdem durchzubeißen.

Dass das Sitzenbleiben bereits zurück ging, bevor das Förderprogramm dafür griff, ist ein großer Erfolg. Allein die Ankündigung, das Sitzenbleiben abzuschaffen, und die entsprechende Lehrerfortbildung haben offenbar zu einer anderen Haltung den Kindern gegenüber geführt. Gut, dass die SPD an diesem Kurs festhält.

Aus der Perspektive der Kinder von Hartz-IV-Empfängern ist die Sache angreifbar: Auch diese Kinder werden von dem neuen Nachhilfeprogramm profitieren. Aber sie sind, weil auch der Bund das nicht beabsichtigte, noch lange nicht den Kindern wohlhabender Eltern gleichgestellt, die selber entscheiden können, ob und wann sie ihre Kinder mit Nachhilfe pushen. Die kostenlose Nachhilfe gibt es nur, wenn ein Kind Mindestanforderungen nicht erreicht. Sie bräuchten aber eine optimale Förderung ihrer Potentiale.

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Jahrgang 1964, seit 1992 Redakteurin der taz am Standort Hamburg für Bildung und Soziales. Schwerpunkte Schulpolitik, Jugendhilfe, Familienpolitik und Alltagsthemen.

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