Kommentar Nordelbische Kirche: Kartell des Schweigens

Was, bitte, soll man unter Vertuschung verstehen, wenn nicht das, was sich zwischen Ahrensburg und dem Kirchenamt in Kiel abgespielt hat? Die Nordelbische Kirche beschützt offenbar nicht nur ihre Schafe, sondern auch sich selbst. Und das, im Zweifelsfall, um jeden Preis.

Und wieder gibt die Nordelbische Kirche bei der Aufarbeitung des Ahrensburger Missbrauchs-Skandals kein gutes Bild ab. Ganz schlimm sei es, was in der dortigen Kirchengemeinde passiert ist, sagt der Bischof, die Kirche habe Schuld auf sich geladen. Disziplinarrechtliche Konsequenzen gegen die Vorgesetzten des Pastors kämen aber nicht in Frage - schließlich habe ja nichts vertuscht werden sollen. Eine fragwürdige Sichtweise.

Denn was, bitte, soll man unter Vertuschung verstehen, wenn nicht das, was sich zwischen Ahrensburg und dem Kirchenamt in Kiel abgespielt hat? Da wird ein Pastor strafversetzt, weil er ihm anvertraute Jugendliche sexuell missbraucht haben soll. Aber nicht mal die lokalen Kirchengremien haben eine Ahnung über das Ausmaß der Vorwürfe, ja womöglich noch nicht einmal über ihre Natur: Geht es um "intime Verhältnisse zu jüngeren Frauen"? Oder um mehr?

Die zuständige Pröpstin kann sich im Nachhinein nur schwer erinnern. Und beim Kirchenamt, wo jene Pröpstin später als Oberkirchenrätin wirkt, sind die Akten nicht auffindbar - so sie denn je existierten. Für den Bischof "ein Rätsel".

Dass der externe Gutachter, den die Kirche selbst geholt hat, gegen dieses Kartell des Schweigens nicht weiterkommt, verwundert nicht. Die Nordelbische Kirche beschützt offenbar nicht nur ihre Schafe, sondern auch sich selbst. Und das, im Zweifelsfall, um jeden Preis.

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