ARD-"Tatort" aus München: Ausgebeutete Osteuropäer

Die Schauspieler machen ihre Sache in dem Drama um Demenz und häusliche Pflege durch papierlose Migrantinnen ordentlich. Allein die Spannung will sich nicht einstellen.

Die Kommissare Batic (l.) und Leitmayr tappen viel zu lange im Dunkeln. Johanna Gastorf spielt die Frau des Mordopfers. Bild: ARD

Hinter den gediegenen Gardinen des Münchner Stadtrandviertels Perlach wütet das Verbrechen: Illegal eingeschleuste Hilfskräfte werden von ihren Schleusern erpresst, ganz oben sitzt ein korrupter Anwalt, der sich durch das Vermitteln des Pflegepersonals in die Bücher der Familien schmuggelt und sich dafür eine Generalvollmacht abzeichnen lässt.

Das gibt es. Leider. Gerade wenn es um die Pflege älterer, beispielsweise demenzkranker Menschen geht, reichen die Familienfinanzen oft nicht aus, um ein legales Anstellungsverhältnis zu zahlen. Schwarzarbeiterinnen aus Osteuropa zu beschäftigen, ist für viele die letzte Rettung. Aber dass die hartgesottenen Münchner Hauptkommissare Batic und Leitmayr darauf nicht früher gekommen sind, sondern sich durch 90 Minuten quälen, bis sie endlich das Geflecht der Familie Lasinger - dementer Opa Max, toter Sohn Bernd, schweigender Enkelsohn Tobias, überforderte Schwiegertochter Karin - entwirren und den Deal mit der großäugigen Bulgarin Dana durchschauen, ist verwunderlich.

Schließlich gibt sich die Geschichte wenig Mühe, den Spannungsbogen zu retten, sondern macht den Zuschauer bereits am Anfang zum Zeugen des Geschehens, sodass am Ende fast nichts mehr zum Herausfinden übrig bleibt, außer dem kleinen Nebenaspekt, wer den habsüchtigen Bernd tatsächlich erstickte. Altersdemenz und ihre Folgen ist ein wichtiges Sujet, und das Kommissarteam, Günther Maria Halmer als undurchdringlich-irrer Max Lasinger und Johanna Gastdorf als dessen überforderte Tochter leisten ihren Schauspielerjob einwandfrei. Doch die nötige Neugier will sich einfach nicht einstellen.

Von Anfang an weiß man zu viel und kann den Kommissaren nicht abnehmen, dass sie angesichts von Fotos mit jungen Mädchen vor einem osteuropäischen Hotel nicht längst die Nachtigall trapsen hörten. Sie sind doch sonst immer so clever.

"Tatort: Gestern war kein Tag", So, 20.15 Uhr, ARD

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