piwik no script img

Archiv-Artikel

Finger weg von No Logo!

Damit der heute stattfindende und vom antikommerziellen „Adbusters Magazine“ initiierte Buy Nothing Day ein Erfolg wird, muss auch das riesige Angebot konsumkritischer Güter ignoriert werden. Eine Gebrauchsanweisung

Heute ist in Deutschland „Buy Nothing Day“. Schon mal davon gehört? Nein? Dann sind Sie wohl kein Teil der konsumkritischen Bewegung. Der „Buy Nothing Day“ wurde vor elf Jahren von Kalle Lasn, dem Gründer des antikommerziellen „Adbusters Magazine“ in Vancouver initiiert. In den USA und Kanada ist dieser Event, der dort traditionell auf Thanksgiving folgt, recht beliebt. Aber auch immer mehr Briten, Japaner und Schweizer können ihm etwas abgewinnen, in 80 Ländern findet er mittlerweile statt. Ziel ist es, die Macht der Konzerne und die Folgen des Konsums für Mensch und Umwelt kritisch zu hinterfragen.

Hierzulande werden, wie man auf der Website http://buynothingday.narra.de erfährt, Aktionen vorbereitet. Vielleicht liegt es an der in Deutschland missverständlichen Abkürzung – „Machen Sie mit beim BND 2005“ –, dass bisher nur in Berlin („Maskierte Konsumopfer und kopflose Konsumenten verunsichern den Ku’damm“) und Leipzig („Nix-Verkaufsstand, Einkaufswagenrennen, Abenteuerfrühstück bei McDonald’s“) Einkaufsproteste geplant sind. Konsum kann furchtbar sein. Jeder, der in der Vorweihnachtszeit mal in einem großen Kaufhaus war, weiß das. Warum also nicht einmal beim BND mitmachen? Allerdings schließt das an diesem Tag auch das riesige Angebot konsumkritischer Güter mit ein.

Also: Finger weg von Kalle Lasns „Culture Jamming“, das jüngst auf Deutsch erschienen ist und so eine Art Manifest der Konsumkritik ist, und natürlich von Naomi Kleins „No Logo!“. Liegen bleiben müssen auch das „Schwarzbuch Markenfirmen“, „Das neue Schwarzbuch Markenfirmen“ und das „Adbusters Magazine“. Vorsicht bei Romanen: „American Psycho“ etwa wird von Konsumkritikern gern gelesen, weil sie das Markenbewusstsein des Protagonisten als Abrechnung mit dem Konsumkapitalismus missverstehen wollen.

Unter keinen Umständen wird der „Blackspot Sneaker“, der erste markenlose Turnschuh, bzw. sein Halbschuhverwandter „Blackspot Unswoosher“ bei einem gut sortierten Alternativschuster gekauft oder via http://adbusters.org bestellt. Dasselbe gilt für jede Form von markenloser Kleidung. In der Multimedia-Abteilung Ihres Kaufhauses oder in Videotheken bleiben alle CDs und DVDs im Regal, die sich kritisch mit der konsumistischen Massengesellschaft auseinander setzen: Filme wie „Fight Club“ und „American Beauty“, das erste Album von Wir sind Helden und alles von The (International) Noise Conspiracy. Meiden Sie so genannte Umsonstläden und Tauschringe, auch Verschenk- und Tauschseiten im Internet sind tabu. Lassen Sie sich nicht an einem BND-Stand selbst gemachte Pizza andrehen!

Zum Schluss muss noch vor auf den ersten Blick völlig unverdächtigen Dingen gewarnt werden, die dazu geeignet sind, Sie mittel- und langfristig von Kaufhäusern unabhängig zu machen. Wer heute Samen für einen Tomatenstrauch oder Tabaksetzlinge kauft, wirkt schon jetzt auf den Erfolg des „Buy Nothing Day“ 2006 hin. MAIK SÖHLER