Exodus der Meeressäuger: Am Nordpol wird es eng

Die durch den Klimawandel veränderten Ökosysteme zwingen viele Meeresbewohner auf Wanderschaft zu gehen. Einige Tierarten werden den Wechsel nicht überleben.

Ein zu den Bartenwalen gehöhrender Buckelwal vor der Küste Ecuadors. Bild: dpa

FREIBURG epd | Durch den Klimawandel wird es eine "Völkerwanderung der Tiere" geben, da ist Kristin Kaschner sich sicher: Meeressäuger, die heute noch in subtropischen Regionen leben, wird es vermehrt nach Norden und nach Süden ziehen - und Tierarten, die heute dort leben, bis an die Pole heran.

"Die Meere am Nordpol werden richtig eng. Es wird dort regional etwa doppelt bis viermal so viele Bartenwal-Arten geben wie heute", sagt Kaschner, die als Meeresbiologin an der Uni Freiburg arbeitet. "Das ökologische Gleichgewicht wird sich auf eine Weise verschieben, die man noch gar nicht vorhersehen kann."

Dauern wird dieser Exodus knappe 40 Jahre. Schon heute vollzieht er sich - nur eben so langsam, dass man ihn kaum wahrnimmt. Gemeinsam mit Kollegen aus den USA, Kanada und Brasilien hat Kaschner die Auswirkungen des Klimawandels auf die Verbreitung von Meeressäugern untersucht und die Ergebnisse jetzt im Open-access Internetjournal PlosOne veröffentlicht.

Der Schluss, zu dem die Forscher kommen: Im Jahr 2050 wird vieles anders sein. Es wird unter den Meeressäugern Klimagewinner geben und zugleich Tierarten, die aufgrund der globalen Erwärmung vor dem Aussterben stehen. Grundlage der Berechnungen ist ein vergleichsweise moderates Zukunftsszenario, in welchem der Weltklimarat der Vereinten Nationen einen Anstieg der globalen Durchschnittstemperaturen von knapp 2 Grad prognostiziert.

Zurückgegriffen haben die Forscher zudem auf ozeanografische Daten wie Wassertiefe, Oberflächentemperatur oder Eisbedeckung und auch Sichtungsdaten zu den verschiedenen Tierarten. Ihr Kalkül: Wissen sie, unter welchen Bedingungen eine Tierart heute lebt, können sie berechnen, wo sie später lebt - wenn sich die klimatischen Voraussetzungen entsprechend verändert haben. "Das Problem bei den Meeressäugern ist, dass es etwa 115 Arten gibt - und von vielen weiß man extrem wenig", sagt Kaschner.

Die Tiere mancher Arten seien über zehn Meter lang und trotzdem sei über sie praktisch nichts bekannt. Daher betonen die Forscher, dass ihre Voraussagen nur unvollständig sein können.

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