Handy von Bin Ladens Kurier ausgewertet: Osamas geheime Ladenhüter

Ein sichergestelltes Handy von bin Ladens Kurier verrät Kontakte des Al-Qaida-Chefs zum pakistanischen Geheimdienst. Clinton droht Pakistan mit dem Entzug von Militärhilfe.

Nicht nur Botschaften, auch Bilder von Bin Laden gibt es auf Handys. Bild: ap

BERLIN taz | Der am 2. Mai von einem US-Spezialkommando getötete Al-Qaida-Chef Osama bin Laden hatte laut New York Times Kontakte zu einer dem pakistanischen Geheimdienst ISI nahestehenden Extremistengruppe. Das habe die Auswertung eines Handys ergeben, das in bin Ladens Villa in der Garnisonstadt Abbottabad gefunden wurde.

Laut der NY Times, die sich auf ungenannte US-Beamte beruft, gehörte das Mobiltelefon bin Ladens Kurier. Dieser wurde zusammen mit dem Al-Qaida-Chef erschossen. Das Handy habe Nummern von Mitgliedern der islamistischen Harakat-ul-Mudschaheddin (HuM) enthalten, die ihrerseits ISI-Agenten kontaktierten, schrieb die Zeitung.

Wenn das stimmt, ist zu vermuten, dass die jahrelang angeblich unbemerkte Anwesenheit bin Ladens in Abbottabad dem ISI in Wirklichkeit doch bekannt gewesen sein könnte. "Es ist ein ernsthafter Anhaltspunkt", sagte ein Beamter dem Blatt. Doch ein anderer sagte, ein schlagender Beweis sei es nicht. Zumindest könnte HuM bin Laden unterstützt haben. Bisher hatte die US-Regierung immer gesagt, sie habe keine Beweise, dass sich bin Laden mit Wissen offizieller pakistanischer Stellen in Abbottabad versteckt habe.

Harakat-ul-Mudschaheddin war in den 80er Jahren mit Hilfe des pakistanischen Militärgeheimdienstes ISI gegründet worden, um gegen die sowjetischen Besatzer in Afghanistan zu kämpfen. Später wurde die Gruppe, die sich mehrfach gespalten hat, auch in Kaschmir gegen Indien eingesetzt.

Die USA stufen die Organisation, die sowohl zu al-Qaida als auch zum ISI enge Kontakte unterhält, als Terrororganisation ein. Unter dem Druck der USA verbot Pakistan die Organisation zeitweilig, doch operierte sie weiter. 2007 griff Militärmachthaber Pervez Musharraf auf HuM zurück, um mit Extremisten zu verhandeln, die sich in Islamabads Roter Moschee verschanzt hatten.

US-Außenministerin Hillary Clinton drohte am Donnerstag Pakistan mit Entzug der Militärhilfe. Pakistans Worte und Taten stimmten nicht immer überein, so Clinton. Solange dies der Fall sei, seien die USA nicht zu Hilfe im bisherigen Umfang bereit.

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